16.09.2012
Kreuz Christi verbindet Himmel und Erde
WIESBADEN ? Christen sind an der Quelle, wo sie auf das Kreuz Christi schauen. Das hat Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst am Sonntag, 16. September, vor rund 2000 Gläubigen in einem Pontifikalamt auf dem Schlossplatz in Wiesbaden gesagt. Der feierliche Gottesdienst unter freiem Himmel war Höhepunkt des diesjährigen Kreuzfestes, das von der katholischen Stadtkirche der Landeshauptstadt vom 14. bis 16. September unter dem Motto „Quellen des Heils“ ausgerichtet worden war. In einer Willkommensfeier vor dem Gottesdienst hatten Gemeinden und Einrichtungen an die hundert kleine, individuell gestaltete Leinwände an den Altar gebracht, die dort zu einem eindrucksvollen Kreuz zusammen gefügt wurden. Im Mittelpunkt des traditionsreichen Festes, das am Nachmittag mit einer Kreuzvesper in der St. Bonifatiuskirche abgeschlossen wurde, steht die Kreuzreliquie, die in der kostbaren Staurothek aufbewahrt wird.
Im Licht des Kreuzes erscheine das Leben auch da, wo es mit Leiden gefüllt sei, in österlichem Licht, betonte der Bischof, der in seiner Begrüßung angesichts des schönen spätsommerlichen Wetters von einem „österlichen Tag“ sprach. Wo Leiden in Liebe ausgehalten und durchgetragen werde, „entspringen die Quellen des Heils“, stellte Tebartz-van Elst den Bezug zum Motto des Kreuzfestes her, das gut zur Quellenstadt Wiesbaden passe. Im Blick auf Veränderungen in Gesellschaft und Kirche sprach er von dem Schrecken darüber, „wie das Leben werden kann, wo die Quellen der Wahrheit und der Liebe nicht mehr fließen.“ Abschließend ermutigte der Bischof seine Zuhörer, immer wieder neu Quellen des Heils zu erschließen. Das Kreuz Christi verbinde Himmel und Erde „und es verbindet auch uns miteinander“, meinte er in seinem Schlusswort.
Im Anschluss an den Gottesdienst folgte auf dem Platz ein fröhliches Fest der Begegnung mit Essen und Musik, in dessen Rahmen Bischof Tebartz-van Elst auch die Auszeichnungen an die Gewinner des Kunstpreises verlieh, den die Initiative „Kirche und Kultur“ anlässlich des Kreuzfestes ausgelobt hatte. Die Jury hatte Anna Herrgott, Judith Röder und Jean-Claude Wiedl zu den drei ersten Preisträgern erklärt. Ihre Werke und die von zehn weiteren an dem Wettbewerb beteiligten Künstlern sind noch bis 24. September in katholischen Kirchen in Wiesbaden ausgestellt.
Eröffnet worden war das Kreuzfest am Freitagabend mit einer stimmungsvollen ökumenischen Taufgedächtnisfeier in der Dreifaltigkeitskirche, die zu diesem Anlass auf vielfältige Wiese künstlerisch gestaltet worden war. Unter anderem hatte der Wiesbadener Künstler Andreas Koridass drei symbolträchtige Holzstelen für den Kirchenraum geschaffen. Am Samstag präsentierte sich am Vormittag die katholische Stadtkirche vielfältig und bunt. An 30 Ständen stellten Gemeinden, Verbände und Gruppierungen ihre Quellen des Heils vor und luden zu kleinen Aktionen ein. Die Passanten konnten am Weihrauch schnuppern, Fürbitten per Luftballon zum Himmel steigen lassen, Taizé-Musik hören und sich spirituell stärken. Die muttersprachlichen Gemeinden sorgten dabei für internationales Flair und servierten Pizza, polnisches Bigos, kroatische und spanische Spezialitäten.
Nachmittags hatte das Roncalli-Haus seine Türen geöffnet für einem Blick hinter die Kulissen der „Schaltzentrale“ der katholischen Kirche in Wiesbaden. Unterhaltsam informierten Stadtkirche, Caritasverband, Erwachsenen- und Familienbildung, Religionspädagogik und Sozialladen über ihre Arbeit und ihre Angebote. Für fröhliche Feststimmung im Haus sorgten dabei die Kleinsten: Die Caritas-Kita für Kleinkinder feierte ihr 40-jähriges Jubiläum.
Mit zwei ganz unterschiedlichen musikalischen Angeboten wurde der Samstag beschlossen. In der Jugendkirche Kana gastierte das interkulturelle Musikprojekt „Limburg meets Ndola Beats“ und die Jugendlichen aus Sambia und aus Deutschland heizten gemeinsam mit fetzigen Rhythmen den Besuchern ein. Liebhaber anspruchsvoller Kirchenmusik kamen derweil in der St. Bonifatiuskirche auf ihre Kosten, wo der Organist Gabriel Dessauer den Kreuzweg von Marcel Dupré spielte. Dazu passende Texte las Pfarrer i.R. Rainer Petrak aus Frankfurt. (rei)
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