07.08.2012
Spirituelle Erfahrungen auf Mauritius
OBERURSEL. ? Mit „grandiosen Erfahrungen“ ist Marc Fachinger, Pastoralreferent und Religionslehrer an der Hochtaunusschule Oberursel, zusammen mit 17 deutschen Jugendlichen von einer ungewöhnlichen Abenteuerreise zurückgekehrt. Die Gruppe, zu der acht junge Leute aus dem Hochtaunus gehörten, hat auf der Insel Mauritius an einem internationalen Camp mit dem Titel „Magis Mauritius“ teilgenommen. Neben den Deutschen und einem Franzosen kamen die rund 100 Teilnehmer aus fünf afrikanischen Ländern, unter anderem aus Madagaskar, Reunion, Rodriguez und den Seychellen. Anlass war das 150-jährige Bestehen der Jesuitenmission auf Mauritius. „Dass wir überhaupt dabei waren, kam durch einen persönlichen Kontakt zustande“, erzählt Fachinger: Vor acht Jahren war eine katholische Lehrerin aus Mauritius zu Gast in der katholischen Pfarrei in Schneidhain. Seit dieser Zeit besteht eine freundschaftliche Verbindung, von ihr kam in diesem Frühjahr auch der überraschende Anruf.
Fachinger war zunächst skeptisch. Eine solch aufwändige Unternehmung für den kommenden Sommer zu planen: „Das wird nichts“, war damals sein erster Gedanke: „Zu teuer, zu wenig Interessenten.“ Doch Mitte Mai lagen schon 26 Anmeldungen vor und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde ein Zuschuss von rund 10.000 Euro bewilligt. 17 junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren durften schließlich mit und landeten Mitte Juli nach rund 17 Stunden Anreise in dem fernen Inselstaat im Südwesten des Indischen Ozeans, von dem hierzulande vor allem Bilder von Traumstränden zu sehen sind. Urlaub auf Mauritius aber sieht anders aus als „Magis Maurice“: Wenig Schlaf, viel Radebrechen auf Englisch und Französisch, und minimaler Komfort, so beschreibt der Religionslehrer die Rahmenbedingungen des Aufenthalts, der von Arbeit und Lernen, von Gebet, Gottesdienst und Zeiten der Stille geprägt war. Aber nachher „wollte keiner mehr weg“, erzählt Fachinger, der selbst überrascht war von der großen Bereitschaft der Jugendlichen, sich auf dieses Experiment und die religiöse Ebene einzulassen.
Nach dem gemeinsamen Auftakt lernten einige der Teilnehmer mauritianische Kunst kennen, töpferten und machten Musik. Andere besuchten benachteiligte Kinder und Familien, beschäftigten sich mit der Armut im „Urlaubsparadies“. Bei Besuchen in Tempeln, Moscheen und Kirchen erlebten Jugendliche die Vielfalt der Religionen, die auf Mauritius in friedlicher Koexistenz leben. Und die Praktiker gestalteten aus einem alten Hühnerstall ein Gebetshaus, mit selbstgemaltem Fresko und einem Kreuz aus Mosaik. Immer mit dabei: ein persönliches Pilgerbuch mit geistlichen Impulsen und einem Tagesmotto. Ob im Camp am Meer, in den verschiedenen Aufenthaltsorten während der Erkundungen oder zu Gast bei mauritianischen Familien war es vor allem die Herzlichkeit der Bewohner, die alle gleichermaßen begeisterte: „Das Willkommen-Sein war einfach unbeschreiblich“, sagt Fachinger: Hunderte von Menschen auf der Insel seien an dem Ereignis beteiligt gewesen, über das vor Ort nicht nur in der Kirchenzeitung "vie catholique", sondern auch im MBC, dem mauritianischen Fernsehen, in mehreren Beiträgen berichtet wurde.
Was bleibt, sind nicht nur ein paar schöne Erinnerungen, davon ist der Oberurseler Religionslehrer überzeugt. Über Facebook und das Internet würden die neu geknüpften Kontakte gepflegt: „Da wird weiter miteinander geredet.“ Aber auch die einmalige spirituelle Erfahrung und das Gefühl der großen Verbundenheit werden seiner Meinung nach die Teilnehmer noch lange begleiten: „Das hat ganz viel bewegt.“ (rei)