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22.02.2012

Umkehr wagen

Limburger Bischof mahnt Blick für das Wesentliche an

FRANKFURT.- Den „Blick für das Wesentliche“, den die Fastenzeit den Menschen schenken will, hat der Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, angemahnt. In seiner Predigt zum Aschermittwoch der Künstler im Frankfurter Bartholomäusdom sagte der Oberhirte, die 40 Tage bis Ostern seien die Einladung, „Versöhnung zu suchen, Umkehr zu wagen und neu anzufangen“, wo der Mensch am Ende ist. In der Erkenntnis der eigenen Grenzen wachse die „Einsicht, wie heilsam Umkehr ist“.


Am traditionellen Aschermittwoch der Künstler verwies der Bischof auf die Kraft des Theaters, die auch den Glauben sichtbar machen könne, „wenn es darum geht, das Gebrechliche und Verfdührische, das Tragische und Tröstliche im menschlichen Leben in einer anderen Tiefe zu begreifen“. Wo Kirche und Welt Gott und den Menschen zur Sprache bringen, brauche es eine Bühne für das Besondere. „Religion und Theater wollen dem Menschen nichts vorspielen, sie wollen ihn bewegen, aus sich herauszukommen“. Denn nur in der Umkehr könne der Mensch wieder in den Horizont des Heils gelangen, hob der Bischof hervor.


Zuvor hatte der Opernregisseur Hans Neuenfels im Haus am Dom aus seiner Autobiographie „Das Bastardbuch“ gelesen und seinen Weg zu Wahrheit und Wahrhaftigkeit in der Kunst geschildert. Der 71jährige prägte in den 70er und 80er Jahren das Theater und die Oper Frankfurts, darüber hinaus hat er in vielen Theater- und Opernhäusern bei den großen Texten und Musikdramen der Welt Regie geführt.


Der Brauch des Aschermittwochs für Künstler geht auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) zurück. Ein mit Claudel befreundeter Kölner Stadtdechant hatte dessen Idee nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und sie erstmals 1950 von Paris nach Köln gebracht. Seither wird der Aschermittwoch der Künstler auch hierzulande gefeiert, im Bistum Limburg schon zum 52. Mal. Auch verschiedene andere Bistümer haben sich die Tradition mittlerweile zu eigen gemacht.


Mit dem Aschermittwoch beginnt in den christlichen Kirchen die siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus vor seinem Tod fastend und betend in der Wüste verbrachte. In der katholischen Kirche werden an diesem Tag seit altersher die Palmzweige des Vorjahres verbrannt. Aus der so gewonnenen und gesegneten Asche zeichnen Priester den Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn. Es soll die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern und sie zur Umkehr aufrufen. Dazu spricht der Priester die Worte „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. (dw)

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