31.03.2013
Aus Liebe ist der Tod überwunden
LIMBURG - Wer Ostern die Auferstehung Christi feiert, muss auch den Tod Jesu im Blick haben. Wer mit Ostern in Berührung kommen will, müsse in das Leid des Grabes schauen. Dies hat Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst in seiner Osterpredigt deutlich gemacht. Vor mehreren hundert Gläubigen im Hohen Dom zu Limburg nahm der Bischof den Salbungsstein in der Eingangshalle der Grabeskirche in Jerusalem in den Blick. Dieser Stein erhebe sich nur leicht aus dem Boden. "So, wie er da im Weg steht, ist er ein Stolperstein im Glauben, der Menschen nicht zu Fall, sondern auf die Knie bringt", sagte Tebartz-van Elst. Es sei nicht leicht, auf den Tod zuzugehen, ihn anzufassen, sich ihm zu stellen und es sei hart, dem Tod zu begegnen. Er sei gleichsam ein Stolperstein im Leben, der am liebsten eingeebnet sein solle. Im Sinn der Medizin und nach den Maßstäben scheinbarer Lebensqualität sei der Tod eine Niederlage, die der Mensch eliminieren wolle. Suizidbeihilfe werde öffentlich diskutiert, von manchen geradezu animiert und als vermeintlicher Beistand apostrophiert. "Wenn der Tod kommt, möchten wir den Salbungsstein überspringen. Er muss aber zum Stolperstein werden, wenn wir weiter kommen wollen als diese Welt geht", so der Bischof von Limburg. Es brauche Stolpersteine in Kirche und Gesellschaft als Stationen gegen das Vergessen, als Stufen in die größere Wahrheit des Lebens und als Schritte zum Mut, sich der Wirklichkeit zu stellen.
Vor dem Tod nicht weglaufen
"Wachsam für wirkliches Leben wird nur, wer vor dem Tod nicht davonläuft, wer aushält und bleibt, wo andere gehen, wer anpackt, wo andere Berührungsängste haben", sagte Tebartz-van Elst. Der Mensch könne dem Tod letztlich nur etwas abgewinnen, wenn er sich ihm stelle und ihn als Teil des Lebens betrachte. "Wer in Jesus nicht den Auferstandenen sieht, kann im Tod auch nicht das verborgene Leben erahnen", so der Bischof. Der Versuchung, das Leben am Anfang und am Ende zu manipulieren, indem Menschen sich die Entscheidung vorbehalten wollen, wann zu leben und wann zu sterben ist, stehe Jesus gegenüber, der am Anfang in Windeln und als Christus am Ende in Leinen gewickelt wird. "Sein Weg auf Erden entwickelt aus dem Tod das Leben", erklärte Tebartz-van Elst. Wo Menschen diese Einsicht bekommen und den Tod als Teil des Lebens bejahen ohne ihn zu befördern, ihn aushalten, ohne ihn zu verdrängen, seien sie nicht lebensmüde, sondern reif. Eine solche Reife werde auch mit Blick auf die Frauen, die am Ostermorgen mit dem Salböl zum Grab aufgebrochen sind, deutlich. "Im Leid der Liebe, mit dem sie den toten Jesus berühren, ahnen sie, dass seine Hingabe mehr ist als sie anfassen", so der Bischof. Ostern als die verbürgte Hoffnung, als gläubige Gewissheit, dass das Leben den Tod überwindet, komme aus dieser Haltung der Liebe.
Eintauchen in den Strom der Liebe
Ostern bringe den Menschen immer auch mit dem Wasser der Taufe in Berührung. Im Limburger Dom taufte der Bischof in diesem Jahr eine Erwachsene. Jeder und jede Getaufte sei in den Strom der Liebe, der aus der Seitenwunde Christi am Kreuz entspringe, eingetreten. "Unsere Taufe ist die Berührung mit den Wunden des Auferstandenen. Verwundungen des Lebens werden durch die Taufe zu Verwandlungen", so Tebartz-van Elst. Im Tod Jesu das eigene Leben zu sehen, lasse den Christen die Welt mit anderen Augen anschauen. "Dann können Stolpersteine in der Berührung mit unseren Wunden zu Salbungssteinen seiner Liebe werden", sagte der Bischof. In der Grabeskirche zu Jerusalem werde bewusst, dass an diesem Salbungsstein kein Weg vorbei führt. Wer davor zurückweicht, für den werde der Rückweg zur Sackgasse in die Welt. Wer sich hier heilsam stolpern und stören lässt, komme weiter in der Liebe und im Leben. (StS)
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