01.10.2013
Den Glauben in der Schule vorleben
HOFHEIM. Die katholische Kirche im Bistum Limburg will ihre Präsenz an Schulen weiter ausbauen. Das hat Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst am Montag, 30. September, bei einem Gespräch mit Religionslehrern in der Elisabethen-Schule in Hofheim betont. „Wenn uns als Kirche Jugendarbeit wichtig ist, müssen wir mehr in die Schulen und uns dort deutlicher aufstellen“, sagte der Bischof bei der Begegnung, zu der im Rahmen seiner Visitation im Bezirk Main-Taunus eingeladen worden war. 16 Religionslehrer aus dem Bezirk nutzten die Chance, dem Bischof persönlich von „Lust und Frust“ ihrer Arbeit zu berichten.
Die Erfahrungen, die sie dabei machen, hängen ganz wesentlich von der jeweiligen Schulform ab. Religionsunterricht an beruflichen Schulen, an denen Muslime und Nichtgläubige weit in der Überzahl sind, ist eine andere Herausforderung als in der Oberstufe eines Gymnasiums. Auch da würden kirchenferne und kirchennahe Schüler zusammen unterrichtet, „aber das ist sehr fruchtbar für die Diskussionen“, erzählten die Gymnasiallehrer. In einem seien sich aber auch ihre Schüler bei allem wohlwollenden Interesse absolut einig: „Mit Kirche dürfen wir ihnen nicht kommen.“ Generell nehme die Zahl der Kinder mit religiöser Vorbildung zunehmend ab, auch in der Grundschule. „Wir bringen unseren Schülern eine Fremdsprache bei, ohne dass sie jemals in dem entsprechenden Land waren“, brachte ein Kollege die Situation auf den Punkt.
Dass bei allen Unterschieden die Person des Lehrers in diesem Fach eine besondere Rolle spielt, wurde in vielen Beiträgen deutlich. „Hoppla, jetzt brauchen wir den Religionslehrer“, heiße es immer dann, wenn es um ganz konkrete existenzielle Probleme, um Tod und Trauer gehe. Das gelte für die anderen Lehrer im Kollegium ebenso wie für die Schüler: „Die nehmen uns wahr als lebendes Beispiel vor Ort“, erzählte eine Lehrerin, man sei ganz persönlich angefragt, wenn es heiße: „Glauben Sie das wirklich?“ Religionslehrer seien „Brücken zur Kirche“, betonte Beate Denfeld, Religionslehrerin an der Hochtaunusschule Oberursel, die an den Bischof die dringende kirchenpolitische Bitte richtete, „dass der Religionsunterricht auch an berufsbildenden Schulen erhalten bleibt“.
„Wir ziehen uns da nicht zurück“, lautete seine entschiedene Antwort. Schule habe Priorität, weil dort in der Begegnung mit Jugendlichen die große Chance liege, über Lebensfragen ins Gespräch zu kommen. „Den Glauben vorleben“, das gehöre zu den Aufgaben der Religionslehrer, dafür zolle er ihnen seinen höchsten Respekt, sagte er, und dankte ausdrücklich für ihre Arbeit und ihren Einsatz. Offen zeigte er sich auch für die Anregungen, die sie ihm mitgebracht hatten. Dazu gehörte die Bitte einer Gymnasiallehrerin um Korrekturen des umfangreichen Lehrplans, der zu wenig Gestaltungsraum biete.
Außerdem wurde der Wunsch geäußert, dass er sich in irgendeiner Form direkt an die Jugendlichen wende, die ihn ansonsten nur aus der Berichterstattung in den Medien kennten. Uneins waren sich die Gesprächsteilnehmer in punkto konfessionellem Unterricht. Während sich der Bischof und Oberstufenlehrer für die Beibehaltung aussprachen, kam aus dem Grundschulbereich die deutliche Anfrage nach einem gemeinsamen Religionsunterricht im Klassenverband. (rei)