24.01.2013
"Ein großes Glaubenszeugnis"
LIMBURG - Das neue Buch "Jesus von Nazareth, Prolog, Die Kindheitsgeschichten" von Papst Benedikt XVI. sind für Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst mehr als eine theologische Schrift. "Das Buch ist ein großes Glaubenszeugnis", so der Bischof von Limburg. Am Mittwoch, 23. Januar, stellte er den Ende November erschienenen dritten Band der geistlichen Auslegungen über "Jesus von Nazareth" in der Michaelskapelle auf dem Limburger Domberg vor. Gekennzeichnet war diese Buchvorstellung vom Wechselspiel aus theologischer Auslegung, aus dem Hören einzelner Textpassagen und dem ausdrucksstarken Gesang der Limburger Domsingknaben.
"Mit seinem neuen Buch legt Papst Benedikt XVI. keine ausführliche Biografie, sondern eine Theologie Jesu vor", so der Bischof. Es sei eine umfassende Auslegung mittels durchbeteter Lektüre der biblischen Texte. Der Heilige Vater schreibe in "größter persönlicher Bescheidenheit als Theologe, als Glaubender und zugleich auch als Suchender." Überzeugend werden die Ausführungen des Papstes für den Bischof und für alle Leser durch den großartigen theologischen Sachverstand, der auf jeder Seite und in jeder Zeile deutlich zu spüren sei. "Benedikt XVI. treibt hier Theologie nicht selektiv oder spekulativ, sondern biblisch fundiert und an der gesamten Überlieferung orientiert", erklärte Tebartz-van Elst.
Das erste Kapitel des dritten Bandes stellt die Frage nach der Herkunft Jesu und befasst sich mit dem Stammbaum Jesu. Der Papst benennt die unterschiedlichen Redaktionen, die die Menschen auf das öffentliche Wirken Jesus gegeben haben und macht deutlich, dass die beiden Fragen, wer Jesus sei und woher er komme zusammenhängen. In allen vier Evangelien gehe es darum, Antworten auf diese Fragen zu finden. "Papst Benedikt schreibt aber keine Evangelienharmonie, die dazu neigen würde, über Unterschiede oder sogar Brüche in der Überlieferung hinwegzuglätten", so der Bischof. Der Heilige Vater beginne seine Auslegung der Kindheitsgeschichten mit dem, was sie vom Geheimnis des Glaubens aus erahnen lasse. Dabei mache er die biblischen Texte nicht zu einer Informationsquelle für dogmatische Wahrheiten, sondern wolle vielmehr darlegen, dass die Geschichte Jesu als Geschichte Gottes mit den Menschen verstanden werden müsse.
Im zweiten Kapitel betrachtet Papst Benedikt XVI. die Verkündigung des Engels an Maria, das Weihnachtsevangelium und die weiteren Kindheitsgeschichten. Dabei verweist er immer wieder auf deren historische Substanz und verschweigt nicht, dass die Texte durchaus vom Osterglauben her geprägt sind. Sensibel widerlegt der Heilige Vater, so der Bischof, exegetische Versuche, die in der Geburt Jesu durch die Jungfrau Maria eine Adaption ägyptischer oder anderer Mythen sehen. Die in Rede stehenden mythologischen Vorbilder stünden ganz im Interesse, einen Herrschaftskult zu legitimieren, an deren Ende aus der leiblichen Begegnung zwischen Gottheit und Mensch eine Art Halbgott hervorgehe. Diesem Bild widerspricht Benedikt XVI. entschieden: In Jesus Christus gebe es keine Vermischung von Gott und Mensch. Er sei kein Halbgott, sondern vom Geist bezeugt, ganz Gott und ganz Mensch.
"Im Bekenntnis zutiefst bewegend und zugleich in sprachlicher Einmaligkeit entfaltet Papst Benedikt XVI. in seinem vorliegenden Prolog das Verhältnis von Gnade und Freiheit an der Gestalt der Gottesmutter", erklärte Bischof Tebartz-van Elst. Der Papst betreibe Theologie als Schriftauslegung und weise nach, dass es nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift keine einseitigen Extrempositionen geben könne. Weder sei Gottes Handeln als rein vorherbestimmte Prädestination denkbar, noch sei es allein abhängig vom guten Willen der Menschen. Benedikt XVI. gelänge es, den Glauben Marias als Freiheit mit der Gnade Gottes zu vermitteln. Am Beispiel der Gottesmutter zeige er, dass Gott nicht ohne den Menschen am Menschen handle. Gott handle durch die Freiheit des Menschen.
Der dritte Band der Jesusbücher sei wissenschaftlich fundiert und spirituell anspruchsvoll. Mit seinen Auslegungen mache sich der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus angreifbar, weil er mit Herzblut schreibe und klare Positionen zu besonders strittigen Themen im Innersten der Glaubenswelt beziehe. Genau dies zeichne aber das Buch aus. "Das Wort Gottes, das uns in der Heiligen Schrift begegnet, steht uns nicht frei zur Verfügung gegenüber. Es ist immer bezeugtes und verkündigtes Wort und auf diese Weise persönlich", so Tebartz-van Elst.
Bibliografische Angaben: Ratzinger, Joseph (Benedikt XVI.) Jesus von Nazareth - Prolog - Die Kindheitsgeschichten. ISBN 978-3-451-34999-7, Preis: 20 Euro. (StS)