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26.01.2013

Mit dem Glauben eine gerechte Gesellschaft formen

Karlsamt im Frankfurter Dom zeigt Karl den Großen als Christen

FRANKFURT.- Das Beispiel Karls des Großen, der seinen Glauben ernst nahm, kann auch heute Ansporn sein, das Christentum in Europa als Richtschnur für politisches und individuelles Handeln zu nehmen. Darauf hat der Botschafter des Vatikan in Deutschland, der Apostolische Nuntius Jean-Claude Périsset, am Samstagabend, 26. Januar, im Frankfurter Kaiserdom hingewiesen. Kaiser Karl (um 747-814), der als Vater Europas gilt,  habe seinen Glauben in sein Amt hineingenommen, ihn für sein Volk und für Europa genutzt, um eine Gesellschaft in Gerechtigkeit zu nutzen. Er könne damit auch heute den Menschen Ansporn sein, Christus über alles zu stellen.

Der Nuntius war Ehrengast beim traditionellen Karlsamt, das die katholische Kirche in Frankfurt alljährlich zum Todestag Karls des Großen feiert, der der zweite Patron des Frankfurter Bartholomäusdoms ist. In einer einzigartigen Liturgie erklingen mittelalterliche lateinische Gesänge wie die Karlssequenz, ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt, und die Kaiserlaudes, in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das deutsche Volk und alle Regierenden verbunden werden. Das Karlsamt wird in Deutschland nur in der Karlsstadt Aachen und in Frankfurt gefeiert, wo im Mittelalter die deutschen Kaiser gewählt wurden. Hauptzelebrant und Prediger ist jedes Jahr ein anderer europäischer Bischof.

Bereits am Nachmittag war der Nuntius Gast im Haus am Dom, dem Bildungszentrum des Bistums Limburg in Frankfurt: Im Gespräch mit dem Direktor des Hauses, Prof. Joachim Valentin, hob er hervor, weder die hohe Politik noch die akademische Lehre seien entscheidend für tiefgreifendes Wirken: „Wir sollten in allen Umständen Gott handeln lassen, er weiß, warum und wohin er uns führt.“  

Karl der Große gilt als Gründer Europas nach dem Ende des römischen Imperiums. Er starb am 28. Januar 814. Im Jahr 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt berufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der heutigen Main-Metropole gesorgt. Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken deshalb alljährlich am letzten Samstag im Januar dieses „Vaters des Abendlandes“ und beten für eine gute Zukunft Europas.

Der 73-jährige Périsset stammt aus der Schweiz. Er wurde 1964 zum Priester geweiht und ist seit 1973 im diplomatischen Dienst des Vatikan tätig. Nach Stationen in Südafrika, Peru, Frankreich, Pakistan und Japan wurde er 1998 zunächst Nuntius in Rumänien, bis ihn Papst Benedikt XVI. 2007 zum Apostolischen Nuntius in Deutschland ernannte. (dw)

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