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27.12.2013

Nicht repräsentativ aber interessant

Bistum wertet Fragebogen zu Ehe und Familie weiter aus

LIMBURG - Die kirchliche Lehre zu Fragen von Ehe und Familie entspricht in vielen Punkten nicht der Lebenswirklichkeit der Katholiken im Bistum Limburg. Dies spiegeln die etwa 230 Antworten und Rückmeldungen auf den Fragebogen des Heiligen Stuhls zur Vorbereitung der außerordentlichen Weltbischofssynode 2014 (Thema: Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung) wider. Die Rückmeldungen aus dem Bistum Limburg sind an die Deutsche Bischofskonferenz gesendet worden und werden von dort an den Vatikan weitergeleitet.

"Die Anzahl der im Bistum Limburg eingegangenen Fragebögen ist aufgrund der Anzahl nicht repräsentativ, die Rückmeldungen sind aber so interessant, dass sie weiter ausgewertet und in die Arbeit der zuständigen Abteilungen einfließen werden", erklärt Dr. Beate Gilles, Leiterin des Dezernates Kinder, Jugend und Familie im Bischöflichen Ordinariat. Generalvikar Wolfgang Rösch hatte im November die Pfarreien, Gremien, Verbände, Gruppen und Einzelpersonen eingeladen, den Fragebogen des Vatikans zu beantworten. Darüber hinaus wurde auch der vom Familienbund in Bayern entwickelte Fragebogen über die Webseite www.bistumlimburg.de online zur Verfügung gestellt. Den Fragebogen des Vatikans beantworteten im Bistum Limburg eher Pfarreien und Gruppen. Den Online-Fragebogen eher Einzelpersonen. Mit Blick auf die Rückmeldungen lässt sich vermuten, dass es sich um Frauen und Männer handelt, die der Kirche nahe stehen und überwiegend älter als 45 Jahre sind.

Die Antworten zeigen, dass für viele Katholikinnen und Katholiken das Zusammenleben ohne Trauschein oder ohne gültige kirchliche Eheschließung ein akzeptiertes Modell ist. Das Zusammenleben von unverheirateten Paaren wird nicht stigmatisiert und die gesellschaftliche Akzeptanz führt dazu, dass die Menschen, sich immer weniger in einer Spannung zur kirchlichen Lehre sehen.

Ähnlich sind die Rückmeldungen zum Zusammenleben von wiederverheirateten Geschiedenen: In Deutschland wird statistisch jede dritte Ehe geschieden. Eine Wiederheirat ist sehr häufig, so dass sich auch in vielen Pfarreien getrennt Lebende und wiederverheiratet Geschiedene finden. "In der Gesellschaft sind getrennt Lebende und wiederverheiratet Geschiedene so akzeptiert, dass die Menschen sich wünschen, mit den Brüchen und Verletzungen ihres Lebens als selbstverständlicher Teil der Glaubensgemeinschaft akzeptiert zu werden", so Beate Gilles. Viele Menschen, die eine Bindung an die Kirche haben, und wiederverheiratet sind, fühlen sich ausgegrenzt und von der Kirche verletzt. Der Grund für einen dauerhaften Ausschluss von wiederverheiratet Geschiedenen vom Sakrament der Eucharistie wird von der Mehrheit nicht mehr nachvollzogen. Es besteht eine große Sehnsucht, nach einer pastoralen Lösung. Die Haltung der Amtskirche wird als ausgrenzend und unbarmherzig empfunden.

Kirchlich engagierten Eltern im Bistum Limburg ist es wichtig, dass ihre Kinder innerhalb der Glaubensgemeinschaft unterschiedliche Bezugspunkte zur Gemeinde und Gemeinschaft erleben. Sie stehen kirchlichen Angeboten in Kindertageseinrichtungen und Schulen positiv gegenüber und befürworten sie. "Auch viele kirchenferne, nichtreligiöse oder andersreligiöse Eltern wünsche sich für ihre Kinder eine wertorientierte Erziehung. Deshalb bevorzugen sie konfessionelle Einrichtungen, da sie dort eine eher wertorientierte Erziehung erwarten", erklärt Beate Gilles.

In den Anmerkungen zum Fragebogen selbst wurden in den Rückmeldungen unter anderem ein diskriminierender Duktus, eine Ferne zur Lebenswirklichkeit der Menschen und eine zu akademische Sprache beklagt. "In vielen Rückmeldungen wurde aber auch sehr positiv hervorgehoben, dass das Thema Familie durch den Heiligen Vater aufgegriffen wird", so Gilles. Die Lebensrealität werde von der Kirche neu in den Blick genommen und vielen sei es wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, sich persönlich zu den Fragen zu äußern. (StS)

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