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29.11.2013

Vertrauen gewinnen durch Dialog und Beteiligung

Generalvikar Wolfgang Rösch plädiert für Geduld und Gelassenheit

BAD HOMBURG. ? Generalvikar Wolfgang Rösch hat davor gewarnt, in der derzeitigen Lage im Bistum Limburg eine Entscheidung erzwingen zu wollen. „Lassen wir die Situation sich entwickeln“, sagte er bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 28. November, in Bad Homburg. Rom werde nach kluger Prüfung der Vorgänge entscheiden, nicht auf äußeren Druck hin, meinte er, und plädierte dafür, Lager zu überspringen: „Wir brauchen einander, um Kirche zu sein.“ Zu der Veranstaltung unter dem Titel „Wie geht es weiter im Bistum Limburg?“ hatten das katholische Bezirksbüro Hochtaunus und die katholische Erwachsenenbildung eingeladen. Mit gut 200 Teilnehmern war das Gemeindezentrum St. Marien bis auf den letzten Platz besetzt, „ein Zeichen dafür, wie sehr Ihnen das Thema und damit die Kirche am Herzen liegt“, sagte Moderator Meinhard Schmidt-Degenhard.

Bei unterschiedlicher Einschätzung der Ursachen, die zu der Krise geführt haben, waren sich die Podiumsteilnehmer darin einig, dass ein „Schweigegebot“, wie es ein Teilnehmer aus dem Publikum forderte, nicht hilfreich sei. Zum Diskurs gebe es keine Alternative, betonte Dr. Paul-Stefan Freiling, Vorsitzender der Bezirksversammlung im Bezirk Hochtaunus. Damit würden keine Probleme gelöst, sagte er. In der Kirche dürfe es aber unterschiedliche Konzepte geben: „Das müssen wir aushalten.“ Aufarbeitung, „auch, wenn´s weht tut“, empfahl die evangelische Pfarrerin und Organisationsberaterin Sigrid Düringer. Das Lähmende müsse weg, sagte sie, wobei die derzeitige „Hängepartie“ den Neuanfang erschwere. Käme ein neuer Bischof, wären die Probleme damit noch lange nicht gelöst, da es um strukturelle und theologische Fragen gehe. Aus ihrer Sicht überfordere die Sakralisierung von Hierarchie den Menschen in vielfacher Hinsicht.

Von einem „Paradigmenwechsel“ in Folge des Konflikts sprach die Theologin und Historikerin Britta Baas, Redakteurin bei Publik Forum. Geweihte und Laien seien in der Kirche zwei Welten, wobei die eine über der anderen stehe. Der Ehrfurchtsvorschuss gegenüber Priestern und Bischöfen sei aber falsch, relevant sei stattdessen Respekt. Sie glaube nicht, dass nach diesem Konflikt weiterhin in derselben Weise „monarchisch-spirituell“ regiert werden könne. Eine Chance liege zudem darin, dass sich das Selbstverständnis der Gläubigen hin zu einem „Wir sind die Katholiken“ ändern könne.

In den Bereichen von Dialog und Beteiligung sind nach Meinung von Pfarrer Reinhold Kalteier, Sprecher des Priesterrates, die Probleme entstanden, und genau hier müsse der Weg wieder ansetzen, um Vertrauen neu zu gewinnen. Weiterhin setze sich die Kirche vor Ort ja für die Menschen ein, engagiere sich in der Jugendarbeit oder für Flüchtlinge. „Wir brauchen unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, müssen aber bescheiden sein“, sagte er. Einen Blickwechsel auf die eigentlichen Aufgaben, statt permanent um sich selbst zu kreisen, mahnte auch Generalvikar Rösch an: „Wie wollen wir mit diesem Verhalten die Freude am Evangelium vermitteln?“ fragte er. Gleichwohl zeigte er sich überzeugt davon, dass die Kirche reformfähig sei und im Rahmen dieser Auseinandersetzung lerne: „Wir wären ja dumm, wenn wir nichts daraus lernen würden.“ (rei)

 

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