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19.09.2013

Wunden können zu Perlen werden

Bischof Tebartz-van Elst zu Gast beim Hildegardisfest

EIBINGEN - Hildegard ist die große Heilige und Kirchenlehrerin aus dem Bistum Limburg. In dieser Woche wurde ihr Gedenktag in Eibingen am Rhein gefeiert. Mehr als eintausend Gläubige aus dem In- und Ausland waren in diesem Jahr mit dabei. Höhepunkt des Hildegardisfestes waren das feierliche Pontifikalamt und die Reliquienfeier mit Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst am Dienstag, 17. September.

"Hildegard weiß darum, wie verletzbar der Mensch ist", sagte der Bischof. Sie wisse darum, wie wund der Mensch wird, wo Worte wie Pfeile sind und sie bezeuge, wie der Glaube zum Balsam wird, wo das Leben es nicht gut mit dem Menschen meine. Es sei eine Grundbotschaft des Glaubens, dass Wunden in Perlen verwandelt werden könnten. Damit diese Wandlung vollzogen werden kann, gelte es die Wunden im Leben nicht auszublenden, sondern vielmehr bei ihnen anzusetzen. "Wo Wunden weh tun, braucht es einen neuen Anfang", so Tebartz-van Elst. Wo Wunden vernarbten bekomme der Neuanfang bleibende Spuren. Österlicher Glaube lebe und denke vom Anfang her. Als die Jünger nach dem Karfreitag nach Galiläa zurückkehrten an den Anfang ihrer Begegnung und Gemeinschaft habe sie die Botschaft von Ostern eingeholt. "Bilder des Anfangs heilig zu halten, gehört zur Ehrfurcht von Glaube und Berufung und kann zum Halt und Trost werden, wo sie in der Bedrängnis verloren scheinen", so Tebartz-van Elst. Der Auferstandene gehe ihnen voraus an den Anfang, dorthin, wo alles begonnen hat.

Der Mensch lebe immer in der Versuchung, dass Alltag und Routine den Atem des Aufbruchs ersticke. Wo im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben derzeit scheinbare Selbstverständlichkeiten zu Ende gehen, sei der Mensch oft fixiert auf das, was abbricht. Wer nur sehe was weniger wird, dessen Blick sei getrübt für das, was neu werden kann. "Leben aus dem Glauben ist die Gewissheit, dass Gott mit seinem Volk in jeder Zeit neu beginnt und die Bereitschaft dazu, dass Gott heute mit uns neu anfangen will und wir zu jeder Zeit mit ihm neu beginnen können", sagte der Bischof.

Hildegard von Bingen ist 1098 in Bermersheim bei Alzey geboren. Im Jahr 1106 ergaben ihre Eltern Hildegard zur Erziehung an Jutta von Sponheim. Gemeinsam mit ihr bezog sie um 1112 eine Klause auf dem Disibodenberg, die dem dortigen Mönchskloster angegliedert war. 24 Jahre später, 1136, wurde Hildegard zur Oberin des inzwischen entstandenen Klosters gewählt. Im Jahr 1150 siedelte sie mit 20 Nonnen in das neu errichtete Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen um. 15 Jahre später gründete sie ein zweites Kloster in Eibingen. Hildegard starb am 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg. Nach der Zerstörung des Klosters im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gebeine der Heiligen ins Kloster Eibingen überführt. (StS)

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