22.06.2014
Beten für Fairplay
FRANKFURT.- Gegen 18 Uhr verlieren sich etwa 100 Fußballfans im weiten Rund vor der Stadionbühne. Auf der entgegengesetzten Seite haben sich vielleicht tausend Menschen die ersten Sitzplätze gesichert. Mit Deutschlandfahnen und schwarz-rot-goldenen Perücken, mit Tröten und Leuchtstäben stimmen sie sich auf das Spiel gegen Ghana an diesem Samstag, 21. Juni, ein. Oben auf der Bühne in der Frankfurter Commerzbank-Arena ein etwas anderes Programm: Der evangelische Kirchenpräsident Volker Jung und Pfarrer Wolfgang Rösch, ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators im Bistum Limburg, beten das „Hohelied der Fairness“.
Ein ökumenischer Gottesdienst ist dem Deutschland-Spiel vorgeschaltet, das um 21 Uhr auf der großen Leinwand im Stadion zum öffentlichen Fernsehen einlädt. "Doppel(s)pass" ist sein Motto. Es gibt eine Lesung aus dem Korintherbrief über „Glaube, Liebe, Hoffnung“, eine Dialogpredigt, Fürbitten und das Vaterunser, zum Schluss den Segen der beiden Pfarrer für die Fußballfans. Auch ein Ghanaer spricht ein Gebet. Es geht um Fairplay, um gute Leistungen ohne Verletzte, um den Wunsch, der Bessere möge gewinnen, auch um einen ehrlichen Sport, und darum, dass es den Menschen in Brasilien, die in Armut leben, bald besser gehen möge. Dazwischen spielt die Band Habakuk mit Stadionpfarrer Eugen Eckert mitreißende Lieder, tanzen die Galactic Dancers, die sonst beim Football als Cheerleader auftreten, zu lateinamerikanischen Rhythmen.
Die Fans, die bereits so früh ins Stadion gepilgert sind, jubeln, wenn die Stadionkamera ihre geschminkten Gesichter einfängt, stehen an den Würstchenbuden und beim Bier an. Später wird eine Frau auf der Tribüne erzählen, sie habe beim Vaterunser mitgebetet.
Zur ersten Halbzeit ist das Stadionrund gut gefüllt. Rund 30.000 Menschen haben den Weg hierher gefunden. Als die deutsche Nationalhymne erklingt, erheben sie sich von ihren Plätzen. (dw)
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