27.11.2014
Drei Meter Erinnerungen
LIMBURG - "Sein Bischofsring war blau, nicht rot." Dieses Detail am Portrait seines Großonkels, des neunten Limburger Bischofs Ferdinand Dirichs, fiel Joachim Maas zuerst auf, als er am 26. November 2014 zu Gast im Bischöflichen Ordinariat des Bistums Limburg war.
Bei einer Feierstunde im Spiegelsaal übergab er die Schenkungsurkunde für den privaten Nachlass des früheren Bischofs an Weihbischof Manfred Grothe, Apostolischer Administrator des Bistums Limburg. Fast drei laufende Meter geordnetes Material, darunter Tagebücher, Fotografien und Briefkorrespondenz von der Kindheit bis zum Tod Dirichs, umfasst der Nachlass, der nun im Diözesanarchiv erfasst und verwahrt wird.
Umfangreicher Nachlass
"Ein so gut dokumentierter und geordneter Nachlass ist sehr selten und für uns ein echter Glücksfall", so Martina Wagner, Leiterin des Diözesanarchivs. Neben dem persönlichen Besitz Dirichs enthält die Schenkung auch Erinnerungsstücke der Familie wie Nachrufe, Berichte über ihn und seine Nachfolger. Daher sprechen die Archivare von einem angereicherten Nachlass.
Weitere besondere Stücke sind die Korrespondenz des Bischofs mit dem Schriftsteller Reinhold Schneider, seine Kriegserinnerungen und Material über die Jugendarbeit in der NS-Zeit. Auch den Durchschlag eines Schreibens an Papst Pius XII., mit der Bitte um Seligsprechung Katharina Kaspers sowie einen - nun digitalisiertes - 16mm-Film der Bischofsweihe Dirichs enthält der Nachlass.
Lebendiges Andenken
Symbolisch für den gesamten Nachlass überreichte Maas eine kalligraphische Ausgabe von Gertrud von le Forts "Hymnen an die Kirche", die Dirichs anlässlich seiner Bischofsweihe erhalten hatte. "Seine Beliebtheit war enorm, daher möchte ich, dass die Sachen dorthin kommen, wo sie hingehören: nach Limburg. Der 120. Geburtstag meines Großonkels Ferdinand ist da ein guter Anlass", so der 74-Jährige Maas.
Weihbischof Grothe hob die hohe Bedeutung von Bischof Dirichs hervor, die er trotz seiner kurzen Amtszeit von dreizehn Monaten für Limburg hatte. Dirichs wurde 1947 zum Bischof von Limburg ernannt. In seiner Amtszeit engagierte er sich besonders für den Wiederaufbau und die Integration von Flüchtlingen in das Bistum Limburg. So richtete er das St. Georgswerk ein und hatte in der Bischofskonferenz das Referat für Flüchtlinge und Vertriebene inne. Ferdinand Dirichs starb bei einem Autounfall am 27. Dezember 1948.(hm)
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