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07.09.2014

Glaubwürdigkeit und Verkündigung

Evangelii Gaudium: Eine Perspektive für die Pastoral

LIMBURG - "Glaubwürdigkeit und Verkündigung": Unter diesem Leitwort stand der Tag der Pfarrgemeinderäte 2014 in der 56. Limburger Kreuzwoche. Prälat Dr. Günther Geis, der Beauftragte für den Synodalen Bereich, konnte dazu etwa 100 Mandatsträger aus dem gesamten Bistum in der Limburger Stadthalle begrüßen.

"Der Tag der Pfarrgemeinderäte ist Ihr Tag! Durch Ihre Teilnahme bekunden Sie, gerade in einer Zeit, in der Stimmen von außerhalb Kritik am synodalen Weg unseres Bistums üben, welche Bedeutung für Sie die Mitarbeit in den synodalen Gremien vor Ort hat", sagte Geis. In seiner Begrüßung blickte er auf das bewegende Jahr im Bistum Limburg zurück und betonte, dass die Diözese dabei sei, zu ihrem Frieden wiederzufinden. Dies geschehe nur langsam, weil die Baumaßnahme auf dem Domberg und mehr noch der Leitungsstil des emeritierten Bischofs, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, Menschen im Bistum erschüttert und verletzt hätten. Viele Schritte seien noch nötig, damit die Menschen in der Diözese wieder versöhnt miteinander umgehen könnten. Die Aufarbeitung habe bereits begonnen und das Bistum Limburg gehe mit dem Apostolischen Administrator, Weihbischof Manfred Grothe, auf einem guten Weg des Neuanfangs.

Auf einem guten Weg der Aufarbeitung

Diesen Weg des Neuanfangs lobte Ingeborg Schillai, die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, in ihrem Grußwort. "Was wir im Bistum Limburg nun brauchen, ist ein durch die Krise gereiftes Miteinander. Dies braucht Zeit und Kraft. Wenn der mühevolle Weg der Aufarbeitung und des Miteinanders aber in so konstruktiver Weise weitergeht, wie ich es derzeit beobachte und erlebe, erkenne ich darin etwas von der Freude und der Freiheit, die das Evangelium schenkt", sagte Schillai. Ihr ist wichtig, dass bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen die Freude am Evangelium und am Glauben im Alltag nicht vergessen wird. "Ich danke Ihnen auch für das, was Sie in Ihren Pfarrgemeinden in Zusammenarbeit mit den Priestern und Pastoralen Mitarbeitern leisten. Denn nur, wenn vor Ort das Evangelium glaubwürdig gelebt und verkündet wird, können wir selbst die Freude spüren, die aus dem Evangelium kommt, und unsere gelebte Freude weitergeben", rief Schillai den Gästen zu.

Papst Franziskus erhöht Glaubwürdigkeit der Kirche

Den theologischen Zusammenhang von Glaubwürdigkeit und Verkündigung zeigte Professor Dr. Dirk Ansorge von der Philosophisch-Theologischen-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt auf. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war das Schreiben "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus.

"Die Kirche hat in den vergangenen Jahren an Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren", so der Dogmatiker. Papst Franziskus hingegen sei es in überraschend kurzer Zeit gelungen, durch seine Amtsführung die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche wieder signifikant zu erhöhen. Sein und Schein klafften bei Papst Franziskus nicht auseinander. Reden, Denken und Handeln bildeten bei ihm eine Einheit und dies spiegle sich auch in "Evangelii gaudium" wider. Das Schreiben "Evangelii gaudium" sei jedoch kein Drehbuch zur Wiederherstellung kirchlicher Glaubwürdigkeit.

Die besondere Bedeutung des Dialogs

Papst Franziskus gehe es nicht um sich selbst, sondern um das Evangelium Jesu Christi, das die Kirche verkündigen soll. Von besonderer Bedeutung sei für ihn aber der Dialog. "Er versteht den Dialog offenbar als Verkündigung", so Ansorge. Eine glaubwürdige Verkündigung geschehe nicht zunächst in spektakulären Formen oder ausdrücklicher Missionspredigt. Vielmehr gehe es darum, das Evangelium zu den Menschen zu bringen, mit denen jeder zu tun habe, zu den Nächsten wie zu den Unbekannten. Es sei die informelle Verkündigung, die man in einem Gespräch verwirklichen könne. Auch die Kirche selbst begreife sich als dialogisch. "Kirche vollzieht sich als sie selbst gerade so und nicht anders, als dass sie sich von den jeweiligen Zeitumständen dazu herausfordern lässt, das Evangelium Jesu Christi in einer der ursprünglichen Offenbarung entsprechenden Weise zu verkünden", erklärte Ansorge.

Ein Schreiben, das Mut machen will

"Evangelii gaudium" ist nach Auffassung des Professors ein Schreiben, das Mut machen will. "Der Papst ermutigt dazu, im je eigenen Umfeld das Nötige aufzuspüren und entsprechend zu handeln. Die Kirche dürfe nicht in erster Linie um sich selbst besorgt sein. Von Beginn seines Pontifikates an habe Franziskus die Evangelisierung der Welt in den Mittelpunkt seiner Verkündigung gestellt. Dieser Evangelisierung müsse alles zugeordnet und untergeordnet sein. Von ihr her ergebe sich eine Dynamik der Reform, die nach dem Wunsch des Papstes alle Ebenen der Kirchen erfassen solle.

In der Pfarrei sehe Papst Franziskus keine hinfällige Struktur. Gerade weil sie eine große Formbarkeit besitze, könne sie ganz verschiedene Formen annehmen, die die innere Beweglichkeit und die missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erforderten. Ihr komme daher besonderer Bedeutung bei der Evangelisation zu. Sie könne ihre Mission freilich nur dann erfüllen, wenn sie wirklich in Kontakt mit den Familien und dem Leben des Volkes stehe. Auch der wechselseitigen Verwiesenheit von Amtsträgern und Laien komme Bedeutung bei der Evangelisierung zu. "Amtsträger und Laien haben ihre jeweils nicht aufeinander zu reduzierenden Kompetenzen, und im Sinne der Evangelisierung ist alles daran zu setzen, diese Kompetenzen zur Geltung zu bringen und fruchtbar werden zu lassen", so Ansorge.

Am Heilsplan Gottes mitwirken

Papst Franziskus wolle ein Bewusstsein schaffen, dass es nichts Schöneres und Lohnenderes auf der Welt gebe, als die Liebe Gottes zu uns Menschen in die Familien, in die Freundeskreise, in die Gemeinden und die Welt hineinzutragen. "Glaubwürdig ist dabei jener Mensch, der vielleicht nicht immer und überall, aber doch im Tiefsten seines Herzens jene Freude verspürt und gerade so auch spüren lässt, in seinem Leben Tag für Tag an Gottes Heilsplan mitwirken zu dürfen", sagte Dirk Ansorge.

Nach dem Referat setzten sich die Teilnehmer in fünf verschiedenen Arbeitsgruppen weiter mit dem apostolischen Schreiben auseinander und nutzten den Tag der Pfarrgemeinderäte zur Begegnung und zum Austausch. (StS)

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