22.01.2014
Ich scheue keine Mühen
LIMBURG - Dankbar, humorvoll und selbstkritisch blickt Gerhard Pieschl auf sein Leben zurück. Am Donnerstag, 23. Januar 2014, feiert der emeritierte Weihbischof in Limburg seinen 80. Geburtstag.
Wer den Jubilar trifft, spürt direkt, dass er klare Worte liebt und den direkten Kontakt zu den Menschen sucht. "Beim Einkaufen auf dem Limburger Wochenmarkt kommt man sprichwörtlich zwischen Kraut und Rüben ins Gespräch über Gott und die Welt", erzählt Pieschl. Viele Gespräche, über Unsicherheiten im Glauben, über die Kirche, oder auch über Freude, Trauer und Leid habe er dabei geführt. Diese Begegnungen sind ihm und vielen anderen in den vergangenen fünf Jahren seit seiner Emeritierung noch wichtiger geworden. "Ich bin einfach gerne für Menschen da und als Pensionär kann ich mir die Zeit nehmen. Mitmenschlichkeit darf für mich nie zu einer Floskel werden", so Pieschl. Er setzt auf gute sowie auf vermittelnde Worte, die weiterhelfen und weiterbringen. Sich zu verstecken oder zurückzuziehen helfe nicht weiter. Aus dieser inneren Haltung wählte Pieschl 1977 bei seiner Bischofsweihe im Frankfurter Dom auch den Wahlspruch "Non recuso laborem - Ich scheue keine Mühen". "Der Wahlspruch ist mir zum Lebensmotto geworden und in manch schwerer Situation hat er mir Kraft und Zuversicht gegeben", erzählt Pieschl.
Diskret, unaufgeregt und klar
Mit 43 Jahren wurde er zum Weihbischof von Limburg ernannt und er kann sich noch gut an das Gespräch mit Bischof Wilhelm Kempf erinnern als er ihn fragte, ob er Weihbischof in Limburg werden will. "Eigentlich hatte ich ganz andere Pläne", resümiert der emeritierte Weihbischof. Er war damals Militärdekan und wirkte als Lehrerbeauftragter an der Schule für innere Führung in Koblenz. Diese Arbeit machte ihm große Freude und er strebte eine Promotion an. "Bischof Kempf sagte mir dann: Dekan Pieschl ich brauche einen Weihbischof, keinen Doktor", erzählt Pieschl. Am 8. September 1977 wurde er vom Heiligen Vater zum Weihbischof in Limburg und Titularbischof von Misenium ernannt. Die Bischofsweihe erfolgte dann am 23. Oktober. Zum 1. Januar 1978 ernannte ihn der Bischof zum Bischofsvikar für den synodalen Bereich und zum Leiter des Diözesansynodalamtes. Keine leichte Aufgabe, denn ab 1973 gab es um die Synodalordnung einen lebhaften Konflikt zwischen Bischof Kempf und dem damaligen Nuntius in Deutschland. Pieschl vermittelte, moderierte und trug wesentlich zur Lösung der Spannungen bei. Diskret, unaufgeregt und klar wirkte Weihbischof em. Pieschl auch beim Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung. Papst Johannes Paul II. übertug ihm 2002 die Aufgabe, die Ausstellung der Scheine im Bistum Limburg zu beenden. "Das war damals eine kluge Lösung, die den Entscheidungsträgern in Limburg und Rom entgegen kam", erklärt Pieschl.
Engagiert und mit viel Leidenschaft wirkte der emeritierte Weihbischof von Mai 1979 bis Mai 2000 als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Polizeiseelsorge und von 1983 bis 2009 als Beauftragter für die Vertriebenen- und Flüchtlingsseelsorge. Selbstkritisch fragt er sich heute, ob er genug für die Interessen der mehr als 15. Millionen Vertriebenen getan hat. Er selbst hält seine Verdienste für gering. Andere bewerten dies anders und Pieschl wurde mit dem Bundesverdienstkreuz, der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen und der Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen geehrt. Im März 2010 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Pecs in Ungern verliehen und im Oktober 2010 wurde er Ehrendomherr des Metropolitankapitels zu Ölmütz.
Engagiert und Leidenschaftlich
Sein Engagement in der Vertriebenenseelsorge gründet in der eigenen Biografie des Weihbischofs: Er wurde 1934 in Mährisch-Trübau als tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit geboren. Mit elf Jahren mussten er, seine Mutter und die Geschwister fliehen und ihre Heimat verlassen. Sein Vater war 1944 als Offizier in Ungarn gefallen. Über Umwege gelangte Familie Pieschl ins Bistum Mainz und dann ins Bistum Limburg. Nach dem Abitur im Internat in Königstein studierte Pieschl Philosophie und Theologie in Königstein, in Freiburg und in Mainz. Am 8. Dezember 1961 wurde er im Hohen Dom zu Limburg zum Priester geweiht, wurde Kaplan in Bad Ems, Bad Schwalbach und Frankfurt. Im Jahr 1968 wurde er Militärseelsorger in Diez und später Militärdekan. Als Weihbischof übernahm Pieschl dann ab September 1979 auch das Amt des Domdekans in Limburg. Im Jahr 2009, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittgesuch Pieschls an und bat ihn, die Aufgaben des Weihbischofs bis zur Ernennung eines neuen Weihbischofs weiterzuführen. Am 21. Oktober 2009 verabschiedete er sich nach 32 Jahren aus der Deutschen Bischofskonferenz. Seitdem lebt er als rüstiger Emeritus in Limburg, begleitet Pilgerreisen, firmt und übernimmt überall im Bistum Gottesdienste zu Jubiläen oder sonstigen Festlichkeiten.
Seinen 80. Geburtstag feiert der Weihbischof em. Gerhard Pieschl mit einem Pontifikalamt am 26. Januar, 10.15 Uhr im Hohen Dom zu Limburg. Anschließend findet ein Empfang im kleinen Kreis statt. (StS)