Suchwort eingeben

09.07.2014

Mut zur Offenheit

Medienempfang der Bistümer Mainz und Limburg

WIESBADEN - Das Bistum Limburg stellt sich den Ereignissen des vergangenen Jahres, arbeitet auf und ist auf einem guten Weg des Neubeginns. Dies wurde auch beim gemeinsamen Medienempfang der Bistümer Mainz und Limburg am Dienstag, 8. Juli, im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden Naurod deutlich. Der Abend stand unter dem Thema "Wie erscheint Kirche in den Medien? Zwischen Informationspflicht und Sensationslust".


Dem Wort verpflichtet

Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator für das Bistum Limburg konnte mehr als 160 Gäste aus Medien, Kirche und Gesellschaft willkommen heißen. "Kirche und Medien sind dem Wort verpflichtet, wenn auch mit je unterschiedlicher Profession. Unsere Gesellschaft braucht beide. Auch als Kirche, gerade auch im Bistum Limburg, brauchen wir den Blick der Medien von außen", sagte Grothe. Kirche sei nie Selbstzweck, sondern immer Werkzeug Gottes in der Welt und für die Welt. Es gehe um den Menschen und um ein lebenswertes und menschenwürdiges Leben. Wo das verfehlt wird, brauche es Korrektur auf der einen wie auf der anderen Seite.

Mutig, unintellektuell, dienend, menschlich und dialogisch

Impulsgeber des Abends war Dr. Norbert Himmler, der Programmdirektor des ZDF. Ausgehend von vier Thesen machte er deutlich, dass die Kirche sich im Dialog, mit Offenheit und Transparent den Fragen der Zeit stellen muss und Zweifel, Fragen und Kritik zulassen soll. Kirche könne sich und andere bewegen, wenn sie mutig, unintellektuell, dienend, menschlich und dialogisch ist und die Kommunikationsbedürfnisse einer vernetzt kommunizierenden Welt im Blick hat. Es brauche Dolmetscher und Interpreten, die dies leisten können. Gerade Papst Franziskus sei hier ein mutmachendes Beispiel. Er habe für seine öffentliche Kommunikation einen ganz eigenen Stil entwickelt, der sicherlich auch einen Teil seines Erfolges ausmache.

Für die Beziehung zwischen Kirche und Medien machte Norbert Himmler deutlich, dass Informationspflicht nicht gleich Hofberichterstattung sein kann. Die gesellschaftliche Realität entspreche einer diffusen Religiosität, in der die Kirche als ein Sinnanbieter unter vielen wahrgenommen werde. Das abnehmende Interesse an Kirche und Religion führe dazu, dass es kirchliche Themen und Anliegen in den deutschen Medien schwerer haben. "Es kann aber nicht nur die Aufgabe der Medien sein, neues Vertrauen in die Kirchen aufzubauen und der Krise entgegenzusteuern. Das müssen die Verantwortlichen in den kirchlichen Leitungsebenen und die Gläubigen selbst tun", so Norbert Himmler.

Aber nicht nur die Religiosität, sondern auch die Medienlandschaft hat sich massiv verändert. Die modernen digitalen Medien hätten quasi einen Status der Allgegenwärtigkeit erreicht. Ihre Botschaften könne jeder zu jeder Zeit und an jedem Ort empfangen. Kirche müsse sich geradezu der modernen Massenmedien bedienen, um die Botschaft flächendeckend zu verbreiten. "Wenn der Mensch nicht mehr zur Kirche kommt, muss die Kirche eben zu ihm kommen", sagte Himmler. Dies gehe, wenn überhaupt, nicht ohne weltliche Helfer, Mittler oder Botschafter. Und es gehe nicht ohne ein publizistisches Konzept, das die modernen Medien nicht als etwas Nebensächliches ansieht, sondern als den vielleicht einzigen verbleibenden Ort oder Weg, über den man eine säkularisierte Mediengesellschaft heute noch erreichen könne.

Kirche muss sich den Fragen der Öffentlichkeit stellen

Himmler machte auch deutlich, dass moderne Kommunikation nicht ohne Offenheit und Transparenz geht: "Die Kirche hat überfällige Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahren immer erst auf massiven öffentlichen Druck hin offen ausgetragen", erklärte Himmler. Am Ende sei es nicht die Kirche, sondern eine aufgeklärte Gesellschaft mit ihren Medien, die die Kirche zur Selbsterkenntnis und Auseinandersetzung mit Opfern zwang. Transparenz sei zu einem Schlagwort in der Gesellschaft geworden. Diskussionen über Verfehlungen könnten nicht mehr einfach unterdrückt werden. Gesellschaftliche Akteure müssten sich den Fragen der Öffentlichkeit stellen und Auseinandersetzungen austragen. Niemand könne sich den Debatten mehr entziehen. Das erfordere gerade von der Amtskirche Verständnis gegenüber der Öffentlichkeit. "Wer in der Kritik steht, muss sich den neuen Kommunikationsbedürfnissen stellen. Das mag anfangs ungewohnt und auch oft anstrengend sein. Es hilft aber auch all denen, die in der Kritik stehen, trägt zur Selbstvergewisserung bei und kann nicht zuletzt die eigene Glaubwürdigkeit vergrößern", so Norbert Himmler.

Es braucht mehr Glaubwürdigkeit

Um Selbstvergewisserung und um Glaubwürdigkeit ging es auch im Podiumsgespräch mit Dr. Christiane Florin (Christ und Welt), Dr. Norbert Himmler (ZDF), Matthias Kopp (Deutsche Bischofskonferenz), Peter Lückemeier (Rhein-Main-Zeitung der FAZ), Ludwig Ring-Eifel (Katholische Nachrichtenagentur) und Alois Theisen (HR). Moderiert wurde die Runde von Hans Werner Kilz, dem langjährigen Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung". Es wurde über Wahrheit, Verantwortung, über gute Geschichten, über Skandalisierung und Kampagnen diskutiert. Matthias Kopp erklärte, dass das Image der Kirche in Deutschland ziemlich angekratzt sei. Er bescheinigte ihr zugleich, sie habe schon vor dem Fall Tebartz-van Elst gelernt, sich der Wahrheit zu stellen. Peter Lückemeier, der Ressortleiter der "Rhein-Main-Zeitung" der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", sagte, dass die Angst vor Medien nirgendwo so weit verbreitet sei wie bei Gewerkschaften und Kirche. Mit Blick auf die Berichterstattung in Sachen Tebartz-van Elst sagte der Chefredakteur des Hessischen Rundfunks (HR), Alois Theisen, es habe Auswüchse gegeben. Es gebe aber keinen Sittenverfall in den Medien. Nach Auffassung von Dr. Christiane Florin kann im Fall Tebartz-van Elst nicht von einer Medienkampagne gesprochen werden. Es sei Aufgabe der Medien, Missstände aufzuzeigen. Im Fall des Limburger Bischofs wäre dies unter anderen seine Amtsführung gewesen, die anderen Angst gemacht habe. Ludwig Ring-Eifel rief die Bedeutung der Bilder in der Berichterstattung neu ins Bewusstsein.

Es hilft nicht, Dinge zu vertuschen

Auch Karl Kardinal Lehmann blickte in seinem Schlusswort auf die Ereignisse in Limburg zurück. "Wir Bischöfe waren sprachlos. Es fand keine interne Kommunikation statt. Unser Wissen über die Geschehnisse hatten wir aus den Medien", sagte Lehmann. Dankbar zeigte sich der Bischof von Mainz für die vielen Hinweise auf Offenheit an diesem Abend. "Es hilft uns als Kirche nicht, Dinge zu vertuschen. Wir müssen glaubwürdig sein und uns nicht immer fragen, wie was ankommt", so der Kardinal. (StS)

Zum Anfang der Seite springen