13.02.2014
Sich nicht hetzen lassen
LIMBURG - Als großen Showdown bevor der Bericht der Prüfungskommission der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht wird, bezeichnet Generalvikar Wolfgang Rösch die ständig neuen Medienberichte über das Bistum Limburg. Im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" (Ausgabe vom 13. Februar; S. 60) sagte er: "Mein Eindruck ist, dass jetzt Halbwissen und Gerüchte, die seit drei Monaten kursieren, neu miteinander kombiniert und sehr effektvoll platziert werden. Ich bin mit meinen Gedanken bei den Menschen in unserem Bistum und den Mitarbeitern. Ich wünsche uns, dass wir souverän bleiben. Die Menschen sollen Mut und Vertrauen haben und sich nicht hetzen lassen."
Neue Erkenntnisse oder Fakten rund um den Bau des Diözesanen Zentrum St. Nikolaus auf dem Limburger Domberg gäbe es zurzeit nicht. Mit einer gewissen Spannung werde auch im Bistum auf die Ergebnisse des Prüfberichtes gewartet und dann beginne die Aufarbeitung. "Die Untersuchungen sind in diesen Tagen abgeschlossen. Der Bericht wird nun redigiert, das braucht Zeit. Mit allen Beteiligten wurde ein Verfahren abgestimmt, in das selbstverständlich auch Rom einbezogen ist", so Rösch. Eine klare Aussage, ob Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst im Amt bleiben kann, wird dieser Bericht aber nicht geben. Der Bericht dürfe in diesem Punkt nicht überbewertet werden. Er habe die sehr nüchterne Aufgabe die Finanzierungswege des Bauvorhabens aufzuklären und nicht eine moralische Bewertung vorzunehmen. Wann der Bericht veröffentlicht wird und wann Rom eine Entscheidung trifft, ist noch unklar. "In Rom wissen alle, dass sie nicht lange zögern können", sagte Wolfgang Rösch. Er glaubt, dass Papst Franziskus die inneren Verhältnisse der Diözese Limburg gut kennt. Der Heilige Vater habe kurze Zeit an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt studiert und sei aus erster Hand informiert. In Rom werde nun entschieden, wie es im Bistum Limburg weitergehe.
Keine Anweisungen
Die Grundlage für die aktuelle Situation in der Diözese sieht Rösch nicht in scheinbar besonderen Limburger Verhältnissen. "Das ist nicht zutreffend und das hat unser Bistum nicht verdient. Wir sind Teil der Weltkirche und Rom eng verbunden", so Rösch. Er sieht in Bischof Tebartz-van Elst auch nicht den Statthalter Roms, der sich gegen Bischof Franz Kamphaus als Rebell gegen Rom gestellt habe. "Manche würden es gerne so sehen, aber es ist nicht so. Beide Bischöfe sind gleichermaßen katholisch", sagte der Generalvikar für das Bistum Limburg. Im Interview mit der "Zeit" stellt sich Rösch auch gegen das Gerücht, dass der Bischof in Limburg zurück sei, Anweisungen erteile oder Amtsgeschäfte führe. Er sagte: "Ein Generalvikar handelt kirchenrechtlich immer im Auftrag seines Bischofs. Aber ich bin eingesetzt vom Vatikan und allein ihm rechenschafts- und informationspflichtig. Insofern habe ich es auch einfacher. Der Bischof hält sich an die Vorgabe Roms und hat mir seit Ende Oktober keine Anweisungen erteilt". Rein theoretisch könnte der Bischof Anweisungen erteilen, denn gegen ihn sei keine Suspendierung ausgesprochen und damit auch keine Entscheidung vorweg genommen worden. Er tut es aber nicht.
Bischof und Generalvikar stehen, so Rösch, in einen diskreten Umgang zueinander. Der Bischof habe ihn eingesetzt, weil er eine Person seines Vertrauens ist, aber sicher auch, weil er Vertrauen im Bistum habe. Die Tätigkeit Röschs während der Abwesenheit des Bischofs verändere zwangsläufig die Situation. "Wenn der Bischof wiederkommt, liegt es allein bei ihm, was aus mir wird. Mein Schicksal ist gekoppelt an seines. Wenn er nicht mehr Bischof ist, bin ich auch nicht mehr Generalvikar", erklärte Wolfgang Rösch. Er sei jedoch Priester und könne nicht weiter als auf die Position eines Pfarrers zurückfallen. Das gebe ihm innere Freiheit. Wenn es eine Entscheidung gebe, werde er im gegebenen Moment das Beste tun.
Bischof Tebartz-van Elst wirkt auf Wolfgang Rösch im Moment nachdenklich. Der Bischof versuche, seine Sachen zu ordnen. "Ich denke, er hat auch Sorge um seinen Ruf. Und mit Sicherheit auch Sorge um das Bistum", so der Generalvikar. Er ist sich sicher, dass die Ereignisse Tebartz-van Elst sehr belasten und er mit sich ringt. Über eine mögliche Entscheidung spreche er mit Rösch aber nicht. "Ich vermute, dass der Bischof merkt, wie schwierig die Situation für ihn geworden ist. Aber er wartet auf die Entscheidung des Heiligen Vaters", sagte Wolfgang Rösch. (StS)