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20.09.2014

Vertrauen wiedergewinnen

Pater Mertes beim Jahresempfang der kath. Kirche Hochtaunus

BAD HOMBURG. ? Aufklärung, Genugtuung und Prävention sind nach Pater Klaus Mertes die drei großen Themen, an denen die katholische Kirche nach der Vertrauenskrise durch die Missbrauchsfälle, aber auch durch die Vorkommnisse im Bistum Limburg arbeiten muss. Auf dem Jahresempfang des katholischen Bezirks Hochtaunus am Freitag, 19. September, in Bad Homburg forderte Mertes einen Ausstieg aus „dem Personenkultigen“ und einen Abschied vom Vorrang des taktischen Denkens. Dass der Empfang nach der Premiere im vergangenen Jahr bereits eine kleine Tradition darstelle, hatte zuvor der Vorsitzende der Bezirksversammlung, Dr. Paul-Stefan Freiling erklärt. Er konnte im Landratsamt neben dem Hausherrn, Landrat Ulrich Krebs, viele Bürgermeister sowie Vertreter des Landkreises und des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens begrüßen.

Zusammenarbeit funktioniert

Die gute Resonanz auf die Einladung zeuge davon, dass die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Kommune und Kreis funktioniere, sagte Dr. Freiling, der Landrat Krebs für „die fortdauernde Unterstützung und das Interesse an unserer Sache“ dankte. Da der Kirche am guten Verhältnis zu den Schulen besonders gelegen sei, freute er sich insbesondere über die Teilnahme zahlreicher Direktoren und Lehrer der verschiedenen Schulformen.

Verhältnis zur Wahrheit ist entscheidend

„Vertrauen wiedergewinnen ? Perspektiven für die katholische Kirche“ war Thema des Impulsreferates von Mertes, der zurzeit als Direktor das Kolleg St. Blasien im Schwarzwald leitet. Der pastorale Schaden des Vertrauensverlustes in die Institution Kirche sei immens, sagte er. Es sei eine bittere Erkenntnis, dass es keinen Weg zurück gebe in das kindliche Vertrauen, „und doppelt erschütternd, wenn der Schaden nicht gesehen wird.“ Die Kirchenleitung selbst sei auch Subjekt in der Vertrauenskrise, sie habe dem gläubigen Volk nicht mehr vertraut und müsse Vertrauen schenken, ohne es zuerst für sich selbst zu erbitten. In diesem Zusammenhang warnte der Jesuitenpater vor strategischen Maßnahmen, stattdessen entscheide sich Vertrauen am Verhältnis zur Wahrheit.

Den Blick frei machen

Den Vertrauensverlust im Gebet vor Gott und vor den Mitgläubigen zu benennen, sei kein Akt der Kleingläubigkeit, sondern mache den Blick frei von Angst, um Unsägliches auszusprechen. Dabei gehe Wiederherstellung von Vertrauen nicht an Gerechtigkeit vorbei, betonte Mertes: „Versöhnung ohne Sühne funktioniert nicht.“ Diese Forderung dürfe nicht als Ausdruck von Unbarmherzigkeit denunziert werden. Eindringlich unterstrich der Redner die Bedeutung der Prävention: „In dem Maße, wie die Institution gegen Gewalt und Machtmissbrauch schützt, gewinnt sie Vertrauen.“

Für das „Feuerwerk an Ideen“ bedankte sich abschließend Bezirksdekan Paul Lawatsch, der die Gelegenheit nutzte, die Teilnehmer des Empfangs auf das Banner hinzuweisen, das derzeit im Rahmen einer ökumenischen Aktion an Kirchen im Hochtaunus ausgehängt ist und mit einem Bibelzitat für die Willkommenskultur für Flüchtlinge wirbt. (rei)

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