26.06.2015
300 neue Fenster
LIMBURG - Seit Juli 2014 renoviert, saniert und restauriert das Bistum Limburg sein Priesterseminar. "Durch den Umbau wird das Haus der künftigen Nutzung besser angepasst", sagt Regens Dr. Christof Strüder, Leiter des Seminars. Nach Fertigstellung soll das Haus bessere Möglichkeiten für den Tagungsbetrieb bieten. Hierzu werden auch die 28 Gästezimmer modernisiert und mit eigenen Nasszellen ausgestattet - der Gang über den Flur zu den Gemeinschaftsduschen gehört damit der Vergangenheit an. "Auf knapp drei Quadratmetern bauen wir in jedes Zimmer ein komplettes Bad ein, mit eigener Toilette und Dusche", so Architekt Werner Blättel.
Sanierung unter wirtschaftlichen Maßstäben
Da es sich bei dem 1929 bis 1931 errichteten Priesterseminar um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, darf es nicht mit einer Außendämmung versehen werden. Eva Schmerr vom Bauamt des Bistums verweist darauf, dass Energieoptimierung dennoch eine wichtige Rolle spielt: "Alleine durch die neue Heizung sparen wir rund 30 Prozent der Heizkosten ein. Zusätzlich sind alle Fensterelemente erneuert worden. Es wird viel weniger Wärme entweichen." Bei dem Umbau wurden grundsätzlich energiesparende Leuchtmittel verwendet, davon vorwiegend mit LED-Technik. Da solche Leuchtmittel in Gebäuden öffentlicher Träger durch die Bundesrepublik gefördert werden können, hat das Bistum bereits Förderanträge gestellt.
Auch das Problem des Schimmelbefalls in einigen Räumen wurde durch eine bautechnische Maßnahme gelöst: Die Architekten versetzten die rund 300 Fenster um einige Zentimeter nach innen. "In diesem Gebäude ragen die Fenster aus der Fassade heraus. Dadurch wurde die Wärme wie über eine Brücke nach außen geleitet und die kondensierte Feuchtigkeit hat sich niedergeschlagen", erklärt Blättel die Notwendigkeit der Maßnahme. "In manchen Monaten hatte ich Eis am Fenster, nicht nur von außen, sondern von innen", sagt Strüder, der das Priesterseminar noch aus seiner Zeit als Priesterkandidat kennt.
Die Wirtschaftlichkeit und die Einhaltung des veranschlagten Budgets überwacht eine Baukommission, zu der auch Mitglieder des Diözesansynodalrats und des ehemaligen Priesterrates gehören.
Festes Konzept beim Umbau
Das Haus wurde vollständig grundmodernisiert, die sanitären Anlagen erneuert, Strom- und Wasserleitungen neu verlegt. "In einigen Teilen des Gebäudes gab es noch Stromkabel ohne Erdung und Wasserleitungen aus Blei", sagt Blättel. "Wenn der Umbau abgeschlossen ist, ist das Haus technisch auf dem Stand 2015, dann hat das Bistum für 20 bis 30 Jahre Ruhe." Zur Umsetzung der Barrierefreiheit gehört auch der Einbau eines Aufzugs. In einem separat errichteten Bauteil ermöglicht er den barrierefreien Zugang zu allen Etagen - zusätzlich überbrückt ein Treppenaufzug den Weg in die Zwischengeschosse. Auch eines der Gästezimmer ist barrierefrei und behindertengerecht umgebaut worden.
Durch die uneinheitliche Nutzung des Priesterseminars - unter anderem hatte Bischof em. Franz Kamphaus hier eine Wohnung bezogen - mussten die Architekten bereinigend in die Nutzungsstruktur des Gebäudekomplexes eingreifen. Dabei hielten sie sich an die ursprünglichen Entwürfe. "Früher hat man aus einem Gästezimmer schon mal ein Büro gemacht. Dabei ging auf Dauer eine gewisse Grundordnung verloren. Das ist jetzt anders", so Blättel. Regens Strüder erhält wieder eine Wohnung im vorderen Teil des Gebäudes, zusätzlich ein angeschlossenes Büro. Die Gästezimmer bilden einen eigenen Teil, der Verwaltungstrakt einen anderen. Auf den Fluren der Gästezimmer werden zentrale Gemeinschaftsräume eingerichtet - dort, wo früher die Waschräume lagen. "Wie in den 70er-Jahren üblich, hatten wir eine Kellerbar. Da musste man quer durch das ganze Haus und ohne Aufzug zwei Stockwerke nach unten, wenn man noch etwas trinken wollte. Die neuen Gemeinschaftsräume nützen auch der Gruppendynamik", beschreibt Strüder die Idee.
Nach dem Umbau wird das Haus weiterhin Ausbildungs- und Wohnort für Priesterkandidaten sein. Auch alle Frauen und Männer, die sich auf andere pastorale Berufe vorbereiten, finden hier einen Ort für ihre praktische Ausbildung. Der Tagungsbetrieb ist eine Erweiterung des Angebots, da es im zentral gelegenen Limburg bisher kein Haus gibt, das einen solchen Betrieb inklusive Übernachtungsmöglichkeit anbieten konnte.
Limburg bleibt Ort der pastoralen Ausbildung
Das Priesterseminar wurde in den Jahren 1929 bis 1931 nach Plänen des Kölner Professors Dominikus Böhm im Bauhaus-Stil errichtet. Der Bau auf Initiative des Limburger Bischofs Kilian fand mit seiner kompromisslos modernen Architektur, die zugleich Grundgedanken aus dem Kloster- und Sakralbau aufgreift, große Zustimmung. Heute steht das Priesterseminar unter Denkmalschutz. Während die theologische Ausbildung von Priesteramtskandidaten in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt angesiedelt ist, bleibt Limburg damit der Ort der praktischen Ausbildung.
Neben dem Priesterseminar unterhält das Bistum Limburg drei weitere Tagungshäuser: Das Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod, das Karlsheim in Kirchähr und den Hildegardishof in Waldernbach. (hm)
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