23.10.2015
Besondere Verantwortung wahrnehmen
LIMBURG/WALDERNBACH. Das Bistum Limburg stellt den Hildegardishof, die Jugendbildungsstätte in Waldernbach, für die Unterbringung von jungen Flüchtlingen zur Verfügung. Elf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind bereits am vergangenen Dienstag in das Haus eingezogen. In den nächsten Wochen werden weitere Jugendliche erwartet. Insgesamt können in dem Haus bis zu 65 junge Flüchtlinge bis zum Sommer 2016 in der Jugendbegegnungsstätte untergebracht werden. Als Träger betreut derzeit der Sozialdienstleister Internationaler Bund die Minderjährigen.
Der Apostolische Administrator Weihbischof Manfred Grothe würdigte das große Engagement von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe. Mehr als 100 Ehrenamtskreise von Christen gebe es. Pfarreien und kirchliche Gemeinschaften stellten Wohnraum für Flüchtlinge bereit. Das Bistum unterstütze die Bemühungen mit 2,3 Millionen Euro. Zugleich dürfe sich die Kirche darauf nicht ausruhen. "Unser Land steht bei der Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden vor enormen Aufgaben", erklärte Grothe. "Unsere deutsche Gesellschaft wird diese Herausforderungen nur meistern können, wenn viele Hand in Hand arbeiten." Der Weihbischof hoffe, dass die Bereitstellung des Hildegardishofs eine Signalwirkung haben könnte, damit Pfarreien noch weitere kirchliche Gebäude bereitstellen. "Bequeme Lösungen gibt es nicht mehr. Jetzt sind Entschlossenheit und ein starker Wille gefragt, um die Not in diesen Zeiten zu lindern."
Ursprünglich sollten zehn unbegleitete Jugendliche parallel zu verschiedenen Tagungsgruppen im Hildegardishof untergebracht werden. Nach einem Gespräch mit dem Landkreis in der vergangenen Woche hat das Bistum sich aber kurzfristig entschieden, das gesamte Haus zur Verfügung zu stellen.
Joachim Hebgen, Leiter des Jugendamtes im Landkreis Limburg-Weilburg, sprach von einem Glücksfall. "Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir das Haus belegen dürfen. Wir wissen erst seit Anfang letzter Woche, dass wir bis zum Jahresende noch 200 unbegleitete Jugendliche unterbringen müssen. Auf diese Größenordnung waren wir nicht vorbereitet. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir die Versorgung sicherstellen. Wir haben deswegen Kontakt mit der katholischen Kirche aufgenommen und haben offene Türen eingerannt." Mit dem Hildegardishof hätte nun ein Drittel der Jugendlichen eine Bleibe gefunden. "Damit ist uns schon sehr gedient", so Hebgen.
"Seit Jahrzehnten ist der Hildegardishof als Jugendbegegnungsstätte Treffpunkt für junge Menschen in unserem Bistum. Mit der Unterbringung von unbegleiteten Jugendlichen bleibt der Hildegardishof seinem ursprünglichen Auftrag treu", sagt Marco Gasparini, Geschäftsführer des kirchlichen Eigenbetriebs für Tagungshäuser im Bistum Limburg. Bei den Vorbereitungen habe das Team des Hildegardishofs bereits positive Erfahrungen machen können, erzählt Gasparini. "Die Kooperation mit dem Landkreis und dem Jugendamt läuft reibungslos." Gute Unterstützung habe Gasparini auch von jugendlichen Flüchtlingen erhalten, die bereits länger in Deutschland sind. Über die Jugendberufshilfe jobaktiv kamen sie nach Waldernbach und halfen dabei die Zimmer im Hildegardishof umzuräumen und bezugsfertig zu machen. "Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe und auch die Jugendlichen waren dankbar dafür, dass sie uns etwas zurückgeben konnten."
Gibt es noch genügend Fachkräfte zur Betreuung der Jugendlichen? Werden junge Frauen im Hildegardishof untergebracht? Wie können wir helfen? Am Abend beantworteten das Bistum, der Landkreis und die Gemeinde Mengerskirchen Fragen zu dem Vorhaben bei einer Info-Veranstaltung. Etwa 80 interessierte Bürger, darunter Vertreter der Pfarrgemeinde und der Vereine, waren gekommen. "Ich weiß, dass es hier eine sehr große Hilfsbereitschaft gibt", sagte der Bürgermeister von Mengerskirchen, Thomas Scholz. Die Ehrenamtlichen sollten eng zusammenarbeiten und die jungen Leute dabei unterstützen, damit sie ihren eigenen Lebensweg später selbst gestalten können. (CLM)
Der Hildegardishof wurde 1909 als Heilanstalt errichtet. Nach einem Brand 1953 wurde das Gebäude vom Bistum Limburg 1955 übernommen und als Jugendbegegnungsstätte betrieben.
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