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01.01.2015

Die Zeit ist Gottes Zeit

Weihbischof Dr. Thomas Löhr predigt zum Jahresabschluss

FRANKFURT - Weihbischof Dr. Thomas Löhr hat dazu eingeladen, das neue Jahr 2015 zu einem Jahr der Hoffnung werden zu lassen. "Die Welt braucht unsere Mission als Glaubende zum friedlichen Miteinander der Religionen, als Kirche, die keine Form des Antisemitismus duldet, als arme Kirche, die Freundschaft pflegt mit den Armen, mit Christus und dem ganzen Volk, in der Sorge für die Opfer von Gewalt und für die Flüchtlinge", sagte Löhr im Frankfurter Dom. Niemand dürfe im Namen Gottes Hass und Gewalt predigen und niemand könne sich auf Gott berufen oder das christliche Abendland, der Menschen anderer Herkunft verachte. "Wir sind die Boten einer jungen Kirche, die sich aufmacht, in der Welt, aber auch in der Kirche die Krise der Hoffnung zu überwinden", so Löhr. Es sei prägend, dass das neue Jahr nach Weihnachten beginnt. Weihnachten lehre den Menschen, dass die Zeit immer Gottes Zeit ist.

Dank, Trauer und Hoffnung

Für den Limburger Weihbischof ist der Jahreswechsel immer auch eine Zeit des Rückblicks. Viel geschehe in einem Jahr im politischen, gesellschaftlichen, kirchlichen und im privaten Bereich. "Wer in allem Gottes Führung wenigstens vage erahnen kann, wird dankbar. Gegenüber Gott und den Menschen, die uns nahe sind oder unerwartet nahe wurden. Dann gilt der Satz: Nicht die Glücklichen sind - automatisch - dankbarer, aber die Dankbaren erweisen sich - erfahrungsgemäß - als die Glücklicheren", sagte Löhr. Dank, Trauer und Hoffnung hätten am Jahreswechsel Platz im Menschen. Löhr blickte auch auf die Entwicklungen in der Kirche: "Viele meinten, unsere Kirche, gerade im Bistum Limburg, beschäftige sich nur noch mit sich selbst, ohne den Sinn für die Notleidenden, für die Flüchtlinge", resümierte der Weihbischof. Gott sei Dank dafür, dass dies im zurückliegenden Jahr so nicht gewesen sei, dank vieler Initiativen auf allen Ebenen. Der Eindruck einer müde gewordenen Kirche bleibe jedoch. Der Rücktritt von Papst Benedikt habe scheinbar viele darin bestätigt, dass die Kirche alt geworden sei. Dann aber sei Papst Franziskus, der die 75 überschritten und deshalb als Erzbischof von Buenos Aires schon seinen Rücktritt eingereicht hatte, zum Symbol und zum Beweis der Jugendlichkeit der Kirche schlechthin geworden. "Es ist eben nicht eine Frage des Alters, schon gar nicht für die 2000 Jahre alte Kirche", so Löhr. Das Problem einer "ergrauten Kirche" sei nicht die Anwesenheit der Alten, sondern die Abwesenheit der Hoffnung.

Die Zeit steht in Gottes Hand

"Die Zeit ist nicht leer, sondern Gott hat sie in seiner Hand, setzt ihr ein Maß und erklärt sie als erfüllt", sagte Weihbischof Löhr. Mit der Menschwerdung Gottes, die an Weihnachten gefeiert werde, breche eine neue Zeit an. Zur Fülle der Zeit gehöre Christus, der von Gott Gesandte, und dazu gehörten auch alle Getauften in ihrer Verantwortung als Kirche. Gott trage Sorge für die Welt und sorge sich um die Welt. Daran gelte es teilzuhaben. Die Zeit sei hoffnungsvoll, weil sie in Gottes Hand sei und jeder Weg dort bereits vorgezeichnet sei.

Am meisten bedrückt hat Löhr im vergangenen Jahr, dass Kriege geführt, Menschen getötet, Frauen und Mädchen in die Prostitution versklavt wurden und dies im Namen Gottes geschah. In vielen Deutungen werde Religion zur Ursache der Konflikte gemacht. Bücher analysierten eine "neue Intoleranz" und sehen sie in den unterschiedlichen Glaubensvorstellungen begründet. Die Religionen würden oft gleichermaßen beschuldigt, auch wenn gerade die Christen heute die meistverfolgten Gläubigen auf der Welt seien. Dabei könne es keine Gewalt im Namen Gottes geben. (StS)

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