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12.03.2015

Für die Seele sorgen

Psychisch beeinträchtigte Menschen finden bei Angela Ruhr Gehör

FRANKFURT.- Seelsorge: für die Seele sorgen. Wohl selten kann ein Begriff so wörtlich genommen werden wie beim Arbeitsfeld von Angela Ruhr. Die 34 Jahre alte katholische Theologin ist im Bistum Limburg zuständig für die Seelsorge für psychisch beeinträchtigte Menschen. Ihren Arbeitsplatz hat sie in Frankfurt, hier kümmert sie sich um Menschen, die an der Seele erkrankt sind, mit Depressionen, Psychosen, Wahnvorstellungen zu kämpfen haben, aber ihren Alltag soweit bewältigen können, dass sie nicht in einer Klinik oder psychiatrischen Einrichtung untergebracht sind. 

Seit knapp einem Jahr ist Angela Ruhr in Frankfurt unterwegs, selten an ihrem Arbeitsplatz in Niederrad, öfter bei Hausbesuchen oder an Treffpunkten, wo sie mit ihren Klienten ins Gespräch kommen kann, bei einer regelmäßigen offenen Sprechstunde im Haus der Volksarbeit etwa oder  bei einem Spaziergang durch die Stadt, zu dem sie Betroffene einlädt. Anhand der traditionellen Kreuzwege in Kirchen sollen sie so in Berührung kommen mit den eigenen Leidenswegen. 

Das Arbeitsgebiet von Angela Ruhr ist ein Experimentierfeld. Über den gemeindepsychiatrischen Verbund in Frankfurt, das Stadtgesundheitsamt oder Programme wie „Würde im Alter“ versucht sie mit Menschen in Kontakt zu treten, die ihre Hilfe benötigen. Ihr wichtigstes Kapital dabei ist Zeit: „Ich muss nicht im Halbstunden-Takt abrechnen wie ein Mitarbeiter im Sozialdienst“, erzählt sie, „ich kann mir Zeit nehmen, einfach zuhören, mich auf ein Gespräch einlassen.“ Standfestigkeit und Humor seien neben Geduld und Menschenliebe vonnöten, um mit Menschen in Berührung zu kommen, die sich in ihrer eigenen Vorstellungswelt versponnen haben. Aber auch existentielle wirtschaftliche Nöte kämen oft zum Vorschein, wenn Betroffene aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen nicht arbeitsfähig seien.  

Jeden Monat bietet Angela Ruhr ein kleines Programm mit festen Terminen an. Daneben ist sie jederzeit telefonisch (069 - 69 714 535) oder per Mail (<link>a.ruhr@bistum-limburg.de) erreichbar. Im März etwa lädt sie am Dienstag, 17. 03., um 16.30 Uhr zu ihrem Kreuzwege-Stadtspaziergang ein, am 23.3. gibt es eine Gesprächsrunde über die Bibel „(k)ein Buch mit sieben Siegeln“ in der Ludwig-Rehn-Str. 7. Am 25.3. wie an jedem 2. und 4. Mittwoch im Monat ist Café-Zeit, die offene Sprechstunde  von 16 bis 18 Uhr im Kultur-Treff-Café im Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21. Geplant sind für April ein Pilgertag auf der Bonifatiusroute und im Mai eine zweitägige Alltagspause im Taunus, um die Sinne neu zu schärfen. Spirituelle Impulse seien vielen wichtig bei diesen Veranstaltungen, es müsse aber keineswegs immer um Gott und religiöse Themen gehen, betont Angela Ruhr. Auch eine konkrete medizinische Diagnose sei nicht vonnöten, wenn Menschen das Gespräch mit der Seelsorgerin suchten. (dw)

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