ROM, 20.03.2015
Jubiläum der Barmherzigkeit
Papst Franziskus hat ein Heiliges Jahr ausgerufen. Vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 wird das "Jubeljahr der Barmherzigkeit" sein. Offiziell verkünden wird der Papst das Heilige Jahr am 12. April, dem Barmherzigkeitssonntag.
Gläubige sind in dieser Zeit besonders dazu aufgerufen, nach Rom zu pilgern, um in den dortigen sieben Pilgerkirchen Gottesdienst zu feiern und zu beten. Verbunden mit der Pilgerreise ist ein vollkommener Ablass, also Nachlass der Sündenstrafen.
Der Beginn des Heiligen Jahres am 8. Dezember - genau 50 Jahre nach dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). In einer Mitteilung des Vatikan heißt es, das Heilige Jahr sei eine "Einladung, das mit dem Konzil begonnene Werk fortzusetzen." Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren ist die Umsetzung der Konzils-Beschlüsse eines der Hauptanliegen von Papst Franziskus: "Heute, 50 Jahre danach, müssen wir uns fragen: Haben wir da all das getan, was uns der Heilige Geist im Konzil gesagt hat?"
Zuletzt gab es im Jahr 2000 ein Heiliges Jahr, das "Große Jubeljahr" - von Papst Johannes Paul II. verlängert bis zum 6. Januar 2001, um den Eintritt ins 21. Jahrhundert zu feiern. Mit dem Motto "Christus gestern, heute und in Ewigkeit" empfing Johannes Paul II. nahezu an jedem Sonntag eine andere Gruppe von Gläubigen. Wie Papst Franziskus das Programm des kommenden Heiligen Jahres gestalten wird, ist noch unklar.
Heiliges Jahr - was ist das?
Das kirchliche Jubeljahr geht zurück auf das Alte Testament: "Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus." (Lev 25,10) Mit dem sogenannten jobél, einem Widderhorn, wurde dieses Festjahr verkündet - davon leitet sich auch unsere deutschen Worte Jubel und Jubiläum ab.
Es gibt keine Quellen, die belegen, dass der Brauch in der Zeit der frühen Christen beibehalten wurde - erst im 10. Jahrhundert stellte sich ein Umdenken ein. Die Menschen des Mittelalters hatten ein starkes Sündenbewusstsein und heilsgeschichtliches Denken. Man glaubte sich kurz vor dem Ende der Welt und der biblischen Apokalypse. Daher spielte Sündenvergebung auch im Alltag eine große Rolle für die Menschen. Die Kirche reagierte mit Ablasshandel und legte Büßern schwere Wallfahrten auf - die Tradition des Jakobsweges nach Santiago de Compostela entstand in dieser Zeit, ebenso wie die Kreuzzüge ins Heilige Land.
So ist im 14. Jahrhundert das Gerücht aufgekommen, dass eine Wallfahrt nach Rom Pilgern einen vollkommenen Ablass gewähre - Papst Bonifaz VIII. muss überrascht gewesen sein, als er die Menschenmassen nach St. Peter ziehen sah. Er rief spontan das erste christliche Jubiläumsjahr aus.
Im Jahr 1470 legte Paul II. fest, dass alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr gefeiert wird. Die Pilgerfahrt nach Rom, der Besuch der Apostelgräber und gute Taten sollten reuigen Christen, die das Bußsakrament erhalten hatten, die Möglichkeit eröffnen, sich von den Folgestrafen der Schuld zu befreien.
Im 15. Jahrhundert entstand der Brauch der Heiligen Pforte. Gemäß dem Johannes-Evangelium symbolisierte dieser Eingang zu den Papstbasiliken den Zugang zu Christus: "Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden."(Joh 10,9). Seit Alexander VI., dem berüchtigten Borgia-Papst, öffnet der Papst diese Pforte zum Beginn des Heiligen Jahres traditionell mit drei Hammerschlägen. Dies symbolisiert neue Wege zum Heil. Papst Johannes-Paul II. verzichtete im Jahr 2000 auf diese Zeremonie, nachdem seinem Vorgänger, Paul VI., beinahe einige Ziegel auf den Kopf gefallen wären. (hm)