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10.10.2015

Willkommen in Bad Homburg

Flüchtlingskreis lädt ein: gute Stimmung und viele Gäste

BAD HOMBURG. Mit Fremden ins Gespräch kommen ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach ? das gilt an diesem Nachmittag am Freitag, 9. Oktober, im Gemeindesaal St. Marien für einige der über 70 Besucher, ob sie nun aus Eritrea, Äthiopien, Somalia oder Syrien kommen oder aus der näheren Umgebung. Etwas ratlos stehen da ganz am Anfang ein paar Schülerinnen aus dem Religionsunterricht der Humboldtschule am Rande, die mit ihrem Besuch bewusst „Brücken schlagen und ein Zeichen setzen wollen“, wie Religionslehrerin Martina Mainz erklärt. Auch die Flüchtlinge brauchten Mut, eine solche Einladung anzunehmen, weiß Pfarrer Werner Meuer, der als Hausherr die Gäste herzlich begrüßt und allen Beteiligten wünscht, dass miteinander Willkommenskultur gelinge.

Erfolgreiche Deutschkurse

Zum dritten Mal bereits richtet der Helferkreis der Flüchtlingshilfe ein großes Willkommensfest aus und hat dazu die Bewohner aus Unterkünften in Bad Homburg eingeladen: „Der Wunsch kam von den Flüchtlingen selbst“, erzählt Michael Dillmann, der die seit Oktober 2013 bestehende Gruppe koordiniert, und für die „tolle Unterstützung aus der Pfarrgemeinde“ dankbar ist. Rund  20 der insgesamt 35 Helfer sind in den Deutschkursen eingesetzt, für die Katharina Müller zuständig ist. Die Diplomkauffrau kennt ihre Schüler und Schützlinge und ist stolz auf die sichtbaren Erfolge des ehrenamtlichen Einsatzes. „Ihr könnt euch mit Helen unterhalten“, stellt sie den Gymnasiasten eine junge Frau vor, die vor zwei Jahren aus Eritrea geflohen ist. Woher sie komme, fragen die 14-Jährigen und die Antwort sorgt für befreiendes Gelächter: „Auch aus Bad Homburg“.

Glücklich, hier zu sein

Derweil ist bei den anderen Besuchern das Eis längst gebrochen. An den liebevoll herbstlich geschmückten langen Tischen sind alteingesessene Bad Homburger mit den Neuankömmlingen ins Gespräch vertieft, darunter die Schüler, die sich ernsthaft und konzentriert von Erlebnissen berichten lassen, die von ihrem eigenen, wohl behüteten Alltag Welten entfernt sind. Abenteuerliche Fluchtgeschichten gehören dazu ebenso wie ein ungewohnter Blick auf das eigene Land, wie ihn Mulueberhan Beyene aus Eritrea im Deutschunterricht in Worte gefasst hat: „Ich bin glücklich, hier zu sein. Euch Deutschen geht es gut, ihr habt eine Demokratie.“ Das habe sie ihren eigenen Kindern zum Nachdenken mit nach Hause gebracht, erzählt Katharina Müller.

Austausch am Buffet

Spätestens am reichhaltigen Buffet, das mit Apfelkuchen, Nudelsalat und Wurstbrötchen ebenso bestückt ist wie mit arabischen Reisgerichten und afrikanischen Spezialitäten, ist reger und fröhlicher Austausch angesagt. Wie bekommt man die scharfe Soße mit den ganzen hartgekochten Eiern unfallfrei auf die Injera, die pfannkuchenähnlichen Brotfladen? Und was ist dieses bräunliche Pulver? „Thymian“, erklärt der 19-jährige Ahmad, vor einem Jahr aus Syrien geflohen, und tunkt ein Stückchen Brot erst in Olivenöl und dann in die Gewürzmischung.

Tanz und Kinderprogramm

Während drinnen immer mehr Besucher den mitreißenden Rock- und Blues-Klängen der Frankfurter Band „Better than“ um die Sängerin Ericka Austin nicht mehr widerstehen können und die Tanzfläche füllen, sind draußen beim Kinderprogramm die ersten Kätzchen geschminkt und Filztiere gebastelt. Betreut werden die Kleinen unter anderem von Sofia Nurhusien. 1990 als damals dreizehnjähriges Kind mit Mutter und Schwester aus Äthiopien geflohen, ist sie heute als Integrationsbeauftragte beim Internationalen Bund (IB) tätig. Sie erinnert sich noch gut daran, dass ihre Mutter damals kaum Hilfe erhalten habe.

Gute Zusammenarbeit

Ihm sei die Unterstützung der Flüchtlinge ein großes Anliegen, unterstreicht Pfarrer Meuer, der den ausgiebigen Besuch des neu gewählten Bad Homburger Oberbürgermeisters Alexander Hetjes als positives Zeichen für das große Interesse der Stadt wertet. Stadt, Kreis und Kirchen müssten angesichts dieser Herausforderung eng zusammen arbeiten, sagt er.  (rei)

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