Suchwort eingeben

LIMBURG, 24.03.2016

Der Tisch Jesu ist offen für Alle

Weihbischof Grothe ruft zu mehr Gemeinschaft auf.

Der Apostolische Administrator, Weihbischof Manfred Grothe, hat an Gründonnerstag, 24. März, im Limburger Dom zu mehr Gemeinschaft aufgerufen. Jesus habe dies im letzten Abendmahl vorgelebt. Auch heute schließe der Abendmahltisch niemanden aus. Grothe äußerte seine Hoffnung, "dass es möglich ist, trotz Verschiedenheit in Denken, in Temperament und Charakter, Bildungsgrad und Glaubenshoffnung, an einem Tisch zu sitzen."

Während des Gottesdienstes haben Weihbischof Grothe und Weihbischof Dr. Thomas Löhr zwölf Gläubigen - sieben Männern und fünf Frauen - aus der Domgemeinde St. Georg die Füße gewaschen. Die Fußwaschung sei ein Zeichen der Liebe und Fürsorge, so Grothe: "Eucharistie und Fußwaschung sind zwei Seiten derselben Medaille der Liebe."

Einheit ohne Gleichmacherei

Jesus habe sich oft mit denen an einen Tisch gesetzt, die in dieser Welt keinen Platz finden konnten. "Seine Einladung galt sogar vorrangig denen, die an den Ecken und Zäunen saßen und sich nach ein bisschen Heimat sehnten. Seine Einladung galt denen, die Sehnsucht spürten nach Sinn und Angenommensein im Leben", sagte Grothe. Der Abendmahltisch lade ein, sich friedlich zu begegnen, ohne die Distanz ganz aufzugeben. Diese Einheit bestehe nicht in unreflektierter Gleichmacherei oder Gleichschaltung, vielmehr sei solch eine Einheit ist nur denkbar in versöhnter Verschiedenheit.

Es sei schmerzhaft, dass gerade der Abendmahltisch und die Eucharistie ein Symbol der Trennung geworden seien: "Dürfen wir einfach festlegen, dass Menschen mit einer bestimmten Lebensgeschichte nicht an den Tisch Jesu herantreten? Wer weiß schon um die Tragik einer Beziehung, um die Problematik eines Lebensschicksals?" Die Deutsche Bischofskonferenz habe mit Blick auf die Familiensynode, die im Oktober 2015 im Vatikan tagte, die Überlegung eingebracht, im Einzelfall zu differenzieren.

So sei der Abendmahltisch offen für alle, "die kommen wollen. Die noch Hunger und Durst kennen nach dem Wort." Auch mit Zweifeln, Unzulänglichkeiten und Ängsten dürfe sich jeder Gläubige an den Tisch Jesu setzen.

Nach dem Gloria schweigen die Glocken

Die Feier des Abendmahls am Gründonnerstag steht am Beginn der Passionsgeschichte Christi, die die Kirche in besonderer Weise von Gründonnerstag bis zur Osternacht feiert. Am Abend seiner Gefangennahme versammelten sich Jesus und seine Jünger zu einem letzten gemeinsamen Mahl. Jesus teilte Brot und Wein und bat seine Jünger darum, dies auch künftig in seinem Andenken zu tun.

Der Gründonnerstag ist von besonderen liturgischen Riten geprägt: Nach dem Glorialied schweigen Orgel und Glocken bis zur Feier der Auferstehung in der Osternacht. Außerdem werden in einer Prozession im Anschluss an das Schlussgebet die geweihten Hostien aus dem Tabernakel in eine Nebenkapelle gebracht, der Altarschmuck entfernt und alle Kreuze verhangen.

Die Fußwaschung am Gründonnerstag geht auf einen orientalischen Brauch zurück. Beim Betreten eines Hauses wuschen Diener den Gästen die Füße. In der Bibel hingegen wäscht Jesus seinen Jüngern die Füße. Die Fußwaschung ist ein Beispiel dafür, wie Menschen miteinander umgehen sollen: Sich im Alltag unterstützen und helfen, sich nicht über andere stellen, sondern dem Nächsten dienen. (hm)

Zum Anfang der Seite springen