LIMBURG, 25.03.2016
Terror steht im Gegensatz zur Barmherzigkeit
Die Anschläge von Brüssel, der Terror und die Gewalt in Europa und weltweit stehen in einem krassen Gegensatz zur Barmherzigkeit Gottes und zum Heiligen Jahr, das Papst Franziskus vor dreieinhalb Monaten feierlich eröffnet hat. "Wir werden Zeugen unbarmherziger Gewalt und eines Hasses, der kein Erbarmen kennt", sagte Weihbischof Dr. Thomas Löhr in seiner Predigt am Karfreitag (25. März) im Hohen Dom zu Limburg. Eine neue Straße des Leidens (via dolorosa) entstehe durch Istanbul, Ankara, Paris und Brüssel. Die Spur des Leidens aber reiche noch viel weiter. "Der Karfreitag und das Gedenken der Passion und des Kreuzestodes Jesu sind nicht in diesem Jahr besonders aktuell, sondern zeigen auf, was offenbar zur Menschheit als solcher gehört - überall, zu allen Zeiten, unentrinnbar", so Löhr.
Er teilt und durchleidet mit uns
Am eigenen Leib habe Jesu Leid erfahren, denn er habe einen menschlichen Leib angenommen. Und damit auch das Schicksal der Menschheit. Der Karfreitag zeige ein großes Geheimnis auf. Der Menschensohn leide wie ein Mensch, bis zum Äußersten und gehe zugleich voller Hoheit, ganz und gar selbst bestimmt, in göttlicher Souveränität seinen Weg. Mit Blick auf all das Leid in der Welt, im Gesellschaftlichen und im Privaten, werde deutlich, dass ein verzweifeltes und fassungsloses "Warum" zur Menschheitsgeschichte gehöre. Warum ich, warum jetzt, warum so schlimm. "All unser Warum ist von Jesus hineingenommen in seine Klage am Kreuz", erklärte Löhr. Es gebe keine einfache Antwort. Der Gekreuzigte gebe nicht die Lösung für die menschliche Verzweiflung. Er teile und durchleide sie mit uns. Im Psalm 22 fragt Jesus "Mein Gott, warum?" Dieser Psalm ende im Lob Gottes und zeige die innigste Verbindung zwischen Sohn und Vater im Leid auf. "Das Entscheidende an der Frage ist nicht die Antwort, sondern die Hingabe. Wenn wir mit Jesus ausrufen "Mein Gott, warum?, sind wir ein Teil davon", so Thomas Löhr. Deshalb auch gehe Jesu so hoheitsvoll in sein Leiden. Er wisse um den Willen des Vaters und um seine Sendung.
Hineingenommen in die Beziehung zu Gott
Maria, die Mutter Jesu, und der Jünger, den er liebte, werden, so Löhr, in das Leiden und in die Beziehung zu Gott hineingenommen (Frau, siehe, dein Sohn! Jünger, siehe, deine Mutter!). "Schon früh erkennen die Christen darin das Bild der Kirche. Und sie erkennen es noch einmal, als ein Soldat dem Gekreuzigten nach seinem Tod mit der Lanze in die Seite stieß und Blut und Wasser daraus hervorflossen", erklärte der Weihbischof. Die Kirche stehe unter dem Kreuz. Die Kirche gehe mit Jesus ans Kreuz und teile mit ihm bis heute seinen Kreuzweg. Jesu habe sterbend am Holze des Kreuzes seine Arme ausgebreitet. Diese ausgebreiteten Arme umarmten den Menschen noch heute mit dem Erbarmen Gottes. Weil dem so ist, könne man mit dem heiligen Bernhard von Clairvaux bekennen: "Du fragst, was Jesus gebracht hat? Vor allem: Barmherzigkeit".
Erinnerung an das Leiden und Sterben Christi
Der Karfreitag ist traditionell der traurigste im gesamten Kirchenjahr. Um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, versammelten sich auch in diesem Jahr wieder mehrere hundert Gläubige im Hohen Dom zu Limburg, um an das Leiden und Sterben Jesu Christi zu erinnern. Gemeinsam hörten sie die Leidensgeschichte Jesu (Johannespassion) gesungen von den Limburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkantor Andreas Bollendorf. Sie verehrten das heilige Kreuz und beteten für die Anliegen der Kirche und der Welt. (StS)