HOFHEIM, 03.07.2016
Über das Leben staunen
Kein Ereignis in diesen Tagen im Bistum Limburg, an dem nicht von ihm die Rede ist: Er kenne den künftigen Bischof, Georg Bätzing, schon sehr lange und könne aus vollem Herzen versichern, „dass wir richtig froh sein können“, sagt Weihbischof Dr. Thomas Löhr vor Hunderten von Gläubigen, die an diesem Sonntagmorgen, 3. Juli, zur Bergkapelle gekommen sind, um das 350 jährige Jubiläum der Gelobten Wallfahrt festlich zu begehen. Dass die Bergkapelle den Menschen hier immer noch heilig ist, wie der Weihbischof später sagen wird, ist an der großen Zahl der Teilnehmer leicht ablesbar, die sich ? viele mit der ganzen Familie - teils schon am frühen Morgen zu Fuß hierher auf den Weg gemacht haben.
„Was für ein Ort, staunenswert wie unser Leben“, sagt Löhr in seiner Predigt und nimmt dabei Bezug auf den Beginn der Wallfahrt in Zeiten der um sich greifenden Pest. Die erste Kapelle wurde gebaut, noch bevor abzusehen war, wie die Katastrophe enden würde. Auch als in den späteren Jahren die Erinnerung an die Zeit der Pest zu verblassen schien, sei die Wallfahrt weiter gegangen, bis in die Gegenwart: „Welch? staunenswerte Treue“, so der Weihbischof: „lebendig bis in dieses 21. Jahrhundert“, eine Epoche, die oft meine, auf Gott verzichten zu können. Vielleicht liege es gerade daran, „weil wir als moderne Zeitgenossen hautnah erleben müssen, dass aller Fortschritt die Welt nicht erlösen kann.“
Jugendfest und Kunstaktion
Auch für die Zukunft der Wallfahrt sieht er gute Gründe, optimistisch zu sein, und erwähnt in diesem Zusammenhang das Jugendfest zum Jubiläum und die Kunstaktion der Elisabethschule, in deren Rahmen die Schüler das Hölderlin-Zitat „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ in hölzernen Buchstaben an der Kapelle angebracht haben. „Sie sind dem Gelöbnis der Vorfahren treu geblieben, weil Sie der Treue Gottes geglaubt haben“, sagt der Prediger an die Gottesdienstbesucher gewandt, an die er appelliert, über ihr Leben nicht so klein zu denken, wie es ein gestresster Alltag oft nahe lege. Sein Geschenk zum Jubiläum ist ein Wunsch: „Erhalten Sie sich das Staunen über Ihr Leben und das Staunen über das Wirken Gottes.“
Wieviel Engagement, Arbeit und Organisation im Vorhinein nötig sind, um solch einen Gottesdienst und das darauffolgende Fest für alle zu veranstalten, wird aus den Schlussworten von Pfarrer Helmut Gros deutlich. Er dankt allen Beteiligten aus den teilnehmenden Gemeinden in Hofheim, Kelkheim-Münster, Zeilsheim, Hattersheim, Liederbach und Kriftel, insbesondere auch Bezirkskantor Matthias Braun, unter dessen Leitung gesungen und musiziert wurde zur fröhlichen Begleitung. Den „donnernden Applaus“, den sich der Pfarrer gewünscht hat, gibt´s als Sahnehäubchen obendrauf. (rei)
Das Gelübde von 1666
Die Bergkapelle verdankt ihre Entstehung einem Gelöbnis, das die Einwohner Hofheims am 3. Juni 1666 wegen der ringsum wütenden Pest ablegten. Der damalige Pfarrer Johannes Gleidener zog mit seiner Gemeinde in einer Prozession auf den "Rabberg" (Räuberberg), betete um Verschonung von der Pest und versprach, an dieser Stelle eine Marienkapelle zu bauen und alljährlich am ersten Sonntag im Juli eine Wallfahrt dorthin zu unternehmen.
Ein Jahr später wurde die erste Kapelle- ein Fachwerkbau- vollendet und am 29. September 1667 eingeweiht. Bald kamen immer mehr Pilger zu den Wallfahrten, und tatsächlich gab es in Hofheim und den anderen Gemeinde, die sich am Gelübde beteiligt hatten, keinen einzigen Pestkranken. Bis heute ziehen am ersten Sonntag im Juli viele Gläubige aus den katholischen Kirchengemeinden von Hofheim, Münster, Kriftel, Zeilsheim und Hattersheim in feierlicher Prozession den Berg hinauf. (rei)
Alle Termine auf aktuellem Stand sind aufgelistet im Internet unter http://bergkapelle-hofheim.de.