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LIMBURG, 15.02.2016

Wer Barmherzigkeit erfahren hat, muss sie auch schenken

Erzbischof Ladaria eröffnet Limburger Fastenpredigten.

Erzbischof Luis F. Ladaria hat die Gläubigen dazu aufgerufen, barmherzig miteinander umzugehen. "Wer die Barmherzigkeit des Herrn empfangen und erfahren hat, muss auch Barmherzigkeit schenken", sagte der Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation am Sonntag im Limburger Dom. Die barmherzige Liebe Gottes müsse das Maß menschlichen Handelns sein. Christen könnten aber nur dann barmherzig handeln, wenn sie auch darum wissen würden, selbst angewiesen zu sein auf die Barmherzigkeit Gottes und seiner Vergebung. Durch die Taufe und das Sakrament der Versöhnung hätten Christen diese Gnade bereits erfahren. Die Kirche lade aber besonders in der österlichen Buß- und Fastenzeit ein, die Barmherzigkeit Gottes neu anzunehmen.

Mit seinem Besuch eröffnete Ladaria die Fastenpredigten im Limburger Dom. In diesem Jahr steht die Predigtreihe, zu der das Domkapitel jeweils am Sonntag um 17 Uhr einlädt, unter dem Motto des Heiligen Jahres: "Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist." (Lk 6,36) Gastprediger und Gastpredigerinnen beleuchten das Thema Barmherzigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Predigten wollen ein Angebot zur geistlichen Erneuerung und Vertiefung des persönlichen Glaubens sein.

Barmherzigkeit ist zentraler Wesenszug Gottes

In seiner Predigt erschloss Ladaria den Gläubigen biblische und theologische Grundlagen. Barmherzigkeit, so Ladaria, sei ein zentraler Wesenszug Gottes: "Papst Johannes Paul II. und Papst Franziskus, der ihm darin folgte, waren und sind zweifellos davon überzeugt, dass die Fülle des Erbarmens jene Eigenschaft ist, die Gott, vor allem Gott Vater, am meisten entspricht", betonte Ladaria. Im Alten Testament, etwa in den Psalmen, würde die Barmherzigkeit Gottes "unaufhörlich bekräftigt", im Neuen Testament seien das Leben Jesu und sein Sterben am Kreuz Zeichen für die barmherzige Liebe Gottes. "Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters", sagte Ladaria. Jesus lade alle ein, die eine schwere Last im Leben tragen. Zu ihm zu kommen, heiße, seine Barmherzigkeit zu erfahren und Ruhe zu finden.

Radikalste Form der Liebe Gottes

Die Barmherzigkeit ist die radikalste Form der Liebe Gottes, betonte Ladaria. Gott schenke allen Menschen seine Barmherzigkeit unentgeltlich, sie gelte nicht nur denen, die sie nicht verdienten, sondern auch jenen, die sich infolge der Sünde als ihrer unwürdig erwiesen hätten, so der Theologe, der von Bischof Wilhelm Kempf zum Diakon geweiht wurde. Der Jesuit warnte aber davor, Barmherzigkeit falsch zu verstehen. "Die Barmherzigkeit des Vaters ist nicht eine bloße sentimentale Nachgiebigkeit, die alles gutheißt und darauf verzichtet, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, die Gerechtigkeit außer Acht lässt und die Pflicht zur Korrektur vergisst", sagte Ladaria. "Eine Haltung, die die Korrektur des Sünders vergisst, wäre das Gegenteil echter Barmherzigkeit. Auch uns mahnt der Herr, den Bruder zu korrigieren, wenn er sich verfehlt."

Weihbischof Dr. Thomas Löhr feierte den Gottesdienst im Limburger Dom. Gottes Herz schlage für den Menschen, sagte der Limburger Bischof. "Barmherzigkeit ist nicht ein Thema unter vielen, sondern das Herz des Evangeliums", meinte Löhr.

Am 21. Februar ist der Professor Tobias Specker zu Gast im Limburger Dom. Der Frankfurter Theologe spricht über das Thema "Gott ist ein barmherziger Gott - für Christen und Muslime?" Specker lehrt "Katholische Theologie im Angesicht des Islam" in Sankt Georgen. Die Liturgie feiert Domkapitular Helmut Wanka. (CLM)

 

Ein Audio-Mitschnitt mit der Fastenpredigt von Erzbischof Ladaria findet sich unten. (Reiter Audio)

 

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Stephan Schnelle

Pressesprecher

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