LIMBURG, 22.03.2017
"Das könnte was sein für dich"
LIMBURG/KÖNIGSTEIN/GEISENHEIM.- Mit einem Standbein seinem geregelten Beruf nachgehen, mit dem anderen als Diakon in der Pfarrei wirken: Am Samstag, 1. April, weiht Bischof Georg Bätzing im Limburger Dom zwei verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen. Frank Karsten Bode aus der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus, Königstein, sowie Tobias Jakobi aus der Pfarrei Heilig Kreuz im Rheingau, Geisenheim, werden als künftige Diakone weiter ihre Zivilberufe ausüben, gleichzeitig aber auch in den Pfarreien ehrenamtlich Seelsorge-Dienste übernehmen. Beide sind zweifache Familienväter.
Pensionierter Diakon hinterlässt Eindruck
Dass er einmal selbst vorne am Altar stehen könnte, hat Bode, der als Controller bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Frankfurt arbeitet, als Kind nicht für möglich gehalten. "Die da vorne laufen aber in komischen Gewändern rum. Das machst du mal nicht", habe sich der heute 39-Jährige als Kind gedacht. Doch später sei die anfängliche Skepsis gewichen. "Als ich Abiturient war, gab es bei uns einen pensionierten Diakon. Der hat mich sehr beeindruckt", sagt Bode. "Ich habe da zum ersten Mal gemerkt: Das könnte was sein für dich."
Der Lebensweg von Tobias Jakobi hatte überraschende Wendungen zu bieten. "Ich habe Theologie studiert, mit dem Wunsch Priester zu werden", erklärt Tobias Jakobi. Während seines Studiums in Erfurt lernt der heute 41-Jährige, der beim Malteser Hilfsdienst in Oestrich-Winkel als Teamleiter für den Bereich Datenerfassung arbeitet, seine spätere Frau kennen. "Für mich kam es dann zunächst nicht in Frage in den kirchlichen Dienst zu gehen", erzählt Jakobi. Doch nach vielen Jahren im Beruf trieb ihn die Frage, was er mit dem Theologiestudium anfangen könnte, immer wieder um.
Ehefrauen wenig überrascht
Beide bereiten sich lange auf die Diakonenweihe vor. Bode absolviert von 2009 bis 2013 in Würzburg das Fernstudium "Theologie im Fernkurs". Der Ausbildungskurs beginnt für beide im April 2014. "Unsere Ausbildung war schön. Es hat großen Spaß gemacht und wir haben viel gelernt aus den Erfahrungen anderer", sagt Bode über diese Zeit. Wenn beide Männer von Bischof Georg Bätzing geweiht werden, werden auch die Ehefrauen um ihr Einverständnis gebeten. "Für meine Frau war das gar nicht so sehr überraschend", erzählt Bode. "Bei ihr war eine Offenheit da. Das ist ein Geschenk." Auch Jakobi wird von seiner Ehefrau unterstützt. Wenn es in Beruf, Familie und Pfarrei aber heiß hergehe, werde sie ihm auch Grenzen aufzeigen, so Jakobi. "Darum habe ich sie auch gebeten."
Für Arme und Kranke da sein
"Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft, aber dienen will niemand", sagt Jakobi nachdenklich. Bode und Jakobi wollen das als Diakone tun. Daran erinnert auch ihr Weihespruch aus dem Johannesevangelium "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe" (Joh 13,15). Die beiden künftigen Diakone wollen für Arme und Kranke da sein und Kirche im Krankenhaus, am Arbeitsplatz und in der Pfarrei ein Gesicht geben. "Mein Großvater war lange im Krankenhaus. Da habe ich gesehen, wie gut ihm die Krankenseelsorge getan hat", erzählt Bode. Dass Pfarreien bei diesem Thema nur noch wenig aktiv sind, sei bedauerlich. Karitative Arbeit müsse wieder stärker aus der Gemeinde kommen, ist Bode überzeugt. Das sieht auch Jakobi so. Während seines Theologiestudiums habe er gesehen, dass sich Kirche hier stärker einbringen müsse: "Da fehlt Kirche. Wenn man dort aber Präsenz zeigt, wird das dankend angenommen." Aber nicht nur deswegen sehen beide ihren künftigen Dienst in den Pfarreien als große Chance. "Wir begegnen Menschen, die auf uns zukommen und uns als einen aus ihrem Kreis wahrnehmen", sagt Bode. Die Hemmschwelle sei niedriger. Außerdem könne man als Ständiger Diakon mit Familie und Berufsleben ganz andere Erfahrungen und Aspekte in die Seelsorge einbringen, glaubt Bode. "Wir sind ganz normale Menschen." (clm)