LIMBURG, 29.10.2017
Einer, der sich nicht drückt
Weihbischof em. Gerhard Pieschl blickt auf ein bewegtes Leben als Weihbischof in Limburg und als Priester zurück. Vor 40 Jahren wurde er im Frankfurter Kaiserdom zum Bischof geweiht. Das Jubiläum seiner Bischofsweihe ist am Sonntag, 29. Oktober, im Limburger Dom mit zahlreichen Gästen aus nah und fern gefeiert worden.
"Es ist ein persönliches Jubiläum, denn seit Deiner Emeritierung vor acht Jahren lebst Du fröhlich und zufrieden mitten in der Stadt Limburg im Ruhestand. Aber "persönlich" heißt in diesem Fall nicht "privat", denn Du bist nach wie vor agil und aktiv, nimmst dankenswerterweise Termine und Gelegenheiten in meinem Auftrage und in den Anliegen unseres Bistums wahr. Und vor allem: Du bist gern unter Menschen, und die Menschen haben gern mit Dir zu tun. Man muss Dich mit Deiner offenen und kommunikativen Art einfach mögen", sagte Bischof Dr. Georg Bätzing zu Beginn des Festgottesdienstes.
Weihbischof in spannenden Zeiten
1977, das Jahr in dem Pieschl zum Bischof geweiht wurde, sei herausfordernd gewesen und die Zeit keine leichte. Sowohl politisch wie auch kirchlich sei vieles in Bewegung gewesen. "Es herrschte Aufbruchsstimmung. Wer da in Verantwortung genommen wurde, der wusste, was er zu tun hatte. "Non recuso laborem. Ich scheue die Mühen nicht", so hast Du Deinem Wahlspruch persönlich darauf geantwortet: beherzt und mutig", sagte Bischof Georg. Pieschl habe die Herausforderungen auf vielen Ebenen tatkräftig angenommen und sich dabei den Frohsinn nicht nehmen lassen.
Die Festpredigt für den Jubilar hielten zwei Benediktiner von der Insel Reichenau. Pater Dr. Hugo Eymann und Pater Stefan Vorwerk sind seit vielen Jahren mit dem emeritierten Weihbischof verbunden. Pater Hugo erinnerte daran, dass Weihbischof Pieschl seinen Wahlspruch "Non recuso laborem", der vom Heiligen Martin stammt, gerne mit "Ich drücke mich nicht" übersetze. Dieses Motto sei höchst aktuell. Es bewege und ermutige, sich den Herausforderungen von Heute zu stellen. "Du hast Dich nicht gedrückt: Das zeigt Deine Zuwendung zu den Menschen, denen zu begegnen für Dich immer eine Quelle der Freude war", so Pater Hugo. Diese Zuwendung sei heutzutage notwendiger denn je, weil viele Menschen vereinsamten. Der Benediktiner lobte die unaufgeregte, diskrete Art des Jubilars, die helfe, Spannungen zu lösen. Und er lobte das "leidenschaftliche Engagement" Pieschls in der Vertriebenenseelsorge, die in seiner eigenen Biografie gründete. "In unseren Tagen erleben wir wiederum, dass viele Menschen ihre Heimat verlieren und mehr und mehr auf der Suche nach ihr sind. Auf vielfältige Weise hast Du Menschen froh gemacht, das ist wirklich ein Grund zu feiern", sagte Pater Hugo.
Ein "Freund der Menschen"
Pater Stefan Vorwerk blickte auf die Besuche des emeritierten Weihbischofs auf der Insel Reichenau zurück. Die Insulaner und die Gemeinde hätten ihn direkt als "Freund der Menschen" wahrgenommen und erlebt. Pieschl sei ein Glaubenszeugnis, denn, wer ihn kenne, erfahre immer etwas von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Wer ihn kenne, der erfahre, dass die Gebote Gottes nicht der Zähmung, sondern der Befreiung der Menschen diene.
An den Feierlichkeiten nahmen zahlreiche Gäste aus nah und fern, aus Politik, Kirche und Gesellschaft, teil. Aus Ungarn feierten Bischof Antal Spanyi und Bischof em. Mihaly Mayer den Gottesdienst mit. Altbischof Franz Kamphaus gratulierte seinem Weihbischof ebenso wie Weihbischof Manfred Grothe aus Paderborn, der als Apostolischer Administrator im Bistum Limburg gewirkt hat. Die Glückwünsche des Domkapitels und der synodalen Gremien überbrachte Dr. Günther Geis. Er ist als Domdekan und Bischofsvikar für den synodalen Bereich Nachfolger Pieschls.
Hintergrund
Der Jubilar wurde am 23. Januar 1934 als tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit geboren. Im Alter von elf Jahren musste er gemeinsam mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus der Heimat fliehen. Sein Vater wurde 1944 als Offizier bei den Kämpfen um Budapest getötet. Über Umwege landete die Familie im Bistum Limburg. Pieschl studierte Philosophie und Theologie in Königstein und wurde am 8. Dezember 1961 im Hohen Dom zu Limburg zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Bad Ems, Bad Schwalbach und Frankfurt. Im Jahr 1968 wurde er Militärseelsorger in Diez und später Militärdekan am Zentrum für Innere Führung in Koblenz. Nach seiner Bischofsweihe 1977 durch Bischof Wilhelm Kempf im Frankfurter Dom übernahm Pieschl auch das Amt des Domdekans. Zum 1. Januar 1978 ernannte ihn Bischof Kempf zum Bischofsvikar für den synodalen Bereich und zum Leiter des Diözesansynodalamtes. Im Jahr 2009, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittgesuch Pieschls an. Am 21. Oktober 2009 verabschiedete er sich nach 32 Jahren aus der Deutschen Bischofskonferenz.
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