LIMBURG, 03.11.2017
Glaube ist Alternative zu Selbstoptimierung
Der christliche Glaube ist eine Alternative zu Transhumanismus und maßloser Selbstoptimierung. Dies hat Bischof Georg Bätzing am Hochfest Allerseelen betont. "Ein Mehr an Lebenszeit, ein längeres Durchhalten ist nicht das höchst Erstrebenswerte", sagte Bischof Georg bei einem Gottesdienst im Limburger Dom. Sich hier und jetzt auf die Gemeinschaft mit Gott vorzubereiten, sei am Ende das größte Glück und die wahre Seligkeit.
Der Limburger Bischof forderte eine umfassende gesellschaftliche, politische und zwischenstaatliche Diskussion darüber, welche Entwicklung das menschlichen Leben angesichts des technologischen und medizinischen Fortschritts nehmen soll. "Es reicht nicht mehr aus, begrenzende Gesetze zu erlassen, die formulieren, was Forscher nicht dürfen", sagte Bätzing. Die Bemühungen um eine Selbstoptimierung des Menschen habe durch eine Kombination von Gentechnik, Medikamenten, medizinischen Eingriffen, technischen Implantaten und künstlichen Körperteilen heute eine neue Dimension erreicht. Anstelle von Glaube und Religion sei eine Vorstellung vom ewigen Leben und Unsterblichkeit getreten.
Bätzing wies darauf hin, dass den Bemühungen des Transhumanismus physikalische Grenzen gesetzt seien. Zugleich übte der Theologe Kritik: "Es gibt gute Gründe zur Kritik am maßlosen Streben nach Unsterblichkeit; denn der Weg dorthin - mit verbrauchender Embryonenforschung und pränatalen Ausleseverfahren - überschreitet die ethischen Grenzen von Lebensschutz und Menschenwürde in völlig unakzeptabler Manier." Durch vorgeburtliche Diagnostikverfahren würde schon heute die Zahl geborener Menschen mit Behinderung abnehmen.
Christen streben nach Vollkommenheit und Vollendung
Das Hochfest Allerseelen wolle dazu anregen, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Auch Christen strebten nach Vollkommenheit und Vollendung. Dabei gehe es aber nicht um eine zeitliche Verlängerung des Lebens, um Verbesserung bestimmter Fähigkeiten oder größeres Glück im materiellen Sinn. "Ziel unserer christlichen Veränderungsdynamik ist es, die Verbundenheit mit Gott, unsere tragende Lebensbeziehung immer mehr zur Wirkung zu bringen im Denken, im Reden und im Handeln. Wir streben danach, Jesus immer ähnlicher zu werden, denn wir glauben, dass Gott uns mit ihm das Bild des vollkommenen Menschen geschenkt hat", sagte Bätzing. Wer Christus nachfolge, habe bereits das ewige Leben erlangt. "Wer dem Glauben Raum gibt, der muss den Tod nicht fürchten, der atmet jetzt schon über diese Grenze hinaus."
Die katholische Vorstellung sei auch im Tod tröstlich und realistisch: "Gott lässt nicht nur die ,Best-ofs eines Castings zu sich kommen. Er kennt unsere Schwäche. Er weiß auch um unseren Widerstand, ihm alle Bereiche unseres Lebens, jeden Winkel unseres Herzens zu öffnen." Der letzte Atemzug eines Menschen bedeute aber noch nicht, Gott wäre am Ende mit uns. "Dann beginnt er von neuem wie ein Künstler mit uns zu arbeiten, uns zu reinigen und schön und gut zu lieben."
An Allerseelen gedenkt die katholische Kirche ihrer Verstorbenen. Nach dem Gottesdienst segnete Bätzing die Gräber auf dem Domherrenfriedhof in Limburg. Das Fest geht auf Abt Odilo von Cluny zurück, der das Fest im Jahr 998 eingeführt hat. Von Cluny aus verbreitete sich der Allerseelentag in der ganzen lateinischen Kirche. Allerseelen wird am 2. November begangen, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen.
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