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11.05.2017

Prophetin des Alltags

Weihbischof Thomas Löhr eröffnet erste Hildegard-Wallfahrt.

RÜDESHEIM-EIBINGEN.- Mit etwa 300 Gläubigen hat der Limburger Weihbischof Dr. Thomas Löhr am Mittwoch, 10. Mai, die erste Hildegard-Wallfahrt im Bistum Limburg eröffnet. In der Wallfahrtskirche St. Hildegard in Eibingen beschrieb er die Heilige als "Prophetin des Alltags".

"Stellen wir uns vor, dass sie nicht nur durch das mittelalterliche Bingen und Eibingen gegangen ist, sondern auch heute durch unsere Straßen. Und zwar, weil wir in der Kirchenlehrerin unsere Wegweiserin sehen: zu den Kranken oder Armen oder Hilfsbedürftigen gehen", so Löhr.

Pfarrer Marcus Fischer eröffnete die Wallfahrtszeit feierlich: "Wir feiern heute auch den fünften Jahrestag der Heiligsprechung der heiligen Hildegard." Mit der Wallfahrt wollen die Pfarrei Heilig-Kreuz Rheingau und die Abtei St. Hildegard die Heilige den Menschen näher bringen: "Wir wollen sie als Prophetin und Kirchenlehrerin verehren."

Hildegard ist im Rheingau zuhause

Am Nachmittag feierte der Weihbischof bereits eine Vesper in der Abteikirche - anschließend führte die Prozession durch die Weinberge in die Wallfahrtskirche. Vorweg: Die neue Reliquie der heiligen Hildegard, eine Schenkung der Abtei an die Pfarrei Heilig-Kreuz Rheingau.

In seiner Predigt berichtete Löhr - von 1997 bis 2007 selbst Pfarrer in Rüdesheim und Eibingen - von seinen Erfahrungen mit dem traditionellen Hildegardisfest: "Ich hatte spontan den Eindruck: Hier ist die heilige Hildegard in jedem Haus daheim. Nicht nur in der Kirche, wo ihr Schrein ruht. Nicht nur in der Abtei. Nicht nur in den Bibliotheken, die ihre Schriften aufbewahren. Hier in diesen Straßen und Wohnungen ist sie zuhause. Und bestimmt auch in den Herzen der Menschen, die hier wohnen."

Lebensnahes Programm zur Verantwortung

Für ihn sei Hildegard eine Prophetin des Alltags, so der Weihbischof. In ihren Werken, besonders in scivias, zeige sie Wege auf: "Wege zu den Menschen in Schöpfung, Erlösung und Kirche und im Verlauf der Heilsgeschichte. Und genauso die Wege des Menschen zu Gott."

Hildegard rufe die Menschen zur Verantwortung auf: "Verantwortung für die Schöpfung. Verantwortung für das eigene Leben. Umkehr und Abkehr von der Sünde. Verantwortung für die Menschen und ihre Gesundheit, nicht nur indem wir sie zu heilen suchen, sondern auch ihnen helfen, nicht krank zu werden." Auch zur Verantwortung in der Kirche und für die Kirche rufe Hildegard auf. "Gerade in den Umbrüchen unserer Zeit." Sie sei ein lebensnahes Programm, so Löhr.

Hintergrund: Die Hildegard-Wallfahrt

Bis zum Ende der Wallfahrtszeit am 7. Oktober bietet die Pfarrei jeden Samstag um 11 Uhr eine Pilgermesse an. Pilgergruppen können den Gottesdienst nach Voranmeldung mitgestalten. Auf Wunsch ist auch die Segnung mit einer Reliquie der heiligen Hildegard - eigens von der Abtei St. Hildegard für die Wallfahrt gestiftet - möglich.

Weitere Veranstaltungen sind geplant. So zeigt Schauspielerin Jutta Hoppe am Sonntag, 10. September, "Scivias - Hildegard von Bingen: Ein Lebensbild mit Musik" in der Abteikirche. Open-Air-Kino auf dem Platz der Wallfahrtskirche gibt es am Samstag, 16. September. Der Film "Vision - aus dem Leben der Hildegard von Bingen" der Regisseurin Margarete von Trotta zeigt das Leben der Heiligen.

Höhepunkt der Wallfahrtszeit ist Sonntag, 17. September. Gemeinsam richten die Pfarrei und das Bistum Limburg das Hildegardisfest und das Kreuzfest in Eibingen aus. Der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing feiert um 10 Uhr ein Pontifikalamt vor der Wallfahrtskirche St. Hildegard.

Ihren Abschluss findet die Hildegard-Wallfahrt am Sonntag, 7. Oktober. Abt Winfried Schwab aus dem Stift Neuburg feiert um 17 Uhr ein Pontifikalamt in der Wallfahrtskirche. Anschließend ist zur Lichterprozession und Komplet (Abendgebet) eingeladen. (hm)


Die Predigt von Weihbischof Löhr im Wortlaut finden Sie hier

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