Suchwort eingeben

DILLENBURG, 15.11.2017

"Wichtig, dass wir helfen"

Kleidertreff in Dillenburg bringt Menschen zusammen.

"73,50 Euro haben wir heute eingenommen", sagt Ismail Almasril stolz. Der syrische Flüchtling leistet ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kleidertreff in Dillenburg, einem kleinen Laden mitten in der Stadt. Bedürftige haben hier die Möglichkeit, an drei Tagen in der Woche, dienstags bis donnerstags, von 10 bis 16 Uhr, für wenig Geld Kleidung, Spielzeug oder auch Geschirr einzukaufen. Ein Hemd kostet zwei Euro, eine Hose ebenfalls. T-Shirts gibt es für einen Euro. Die Waren im Kleidertreff sind Spenden, beispielsweise von Bewohnern Dillenburgs, die ihren Kleiderschrank ausgeräumt haben.

Almasril arbeitet seit zwei Monaten im Kleidertreff, gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen. "Es macht mir Spaß, mich um die Dinge zu kümmern. Mal muss ich aufräumen, mal Sachen einsortieren oder mit Kindern in der Spielecke spielen." Die Arbeit mit den Ehrenamtlichen gebe ihm ein gutes Gefühl. Seit zehn Jahren ist er von seiner Familie getrennt, seit zwei Jahren lebt er in Deutschland. Die Ehrenamtlichen, die Omis, wie Almasril sagt, seien wie eine Familie für ihn.

Gestartet im Jahr 2015

Eine der Ehrenamtlichen ist Heidi Hofmann. Sie hat vom Kleidertreff in der Zeitung gelesen. Bis sie dann wirklich zum Helfen gekommen ist, hat es ein wenig gedauert. "Erst als ich ein zweites Mal die Anzeige gelesen habe, bin ich hingegangen", erzählt sie. Einmal alle zwei Wochen hilft Hofmann für drei Stunden. Für sie sind es die Menschen, die sie trifft, die das Projekt ausmachen. "Hier sieht man, wie wichtig das ist, dass wir helfen", sagt Hofmann.

Ins Leben gerufen wurde der Kleidertreff im Jahr 2015. "Wir wollten ein Projekt schaffen, mit dem wir Geflüchteten helfen können. Aber es war auch direkt klar, dass es kein Projekt nur für Geflüchtete sein sollte, sondern auch für andere Bedürftige", sagt Isabell Spanke, Koordinatorin des Treffs. Der Kleidertreff in Dillenburg ist ein Gemeinschaftsprojekt. Daran beteiligt sind die Caritas, die Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz, die katholische Pfarrei Herz Jesu Dillenburg, die evangelische Kirchengemeinde Dillenburg und die Freie evangelische Gemeinde Dillenburg.

Hausaufgabenhilfe für Grundschüler

Der Kleidertreff ist aber nicht nur ein Einkaufsladen. "Der Name setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Das haben wir bewusst so gewählt", sagt Spanke. Es gehe auch darum, sich zu treffen, auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. "Es kamen immer mehr Menschen mit ihren Unterlagen und wollten Hilfe. Das konnten unsere Ehrenamtlichen gar nicht alles leisten", erklärt Spanke. Der Kleidertreff bietet deshalb auch dienstags eine offene Beratung an. Dabei hilft Fatima Chebab. Sie kommt aus Algerien, spricht Arabisch und kann übersetzen. Seit Beginn des Schuljahres kümmert sich Chebab zudem um ein neues Projekt: die Lernhilfe. Dreimal in der Woche hilft sie Grundschulkindern, deren Muttersprache eine andere als Deutsch ist, bei den Hausaufgaben und gibt ihnen Übungen zu Grammatik und Rechtschreibung. "Wir dachten, wir fangen mit drei oder vier Kindern an", erzählt Spanke. Aber bereits beim ersten Treffen waren es zehn Kinder. Inzwischen kommen immer zwischen zehn und zwölf.

Der Kleidertreff sei ein nicht alltägliches Projekt mit verschiedenen Charakteren, die daran arbeiten, dass Migration vor Ort gelingen könne. "Es sind die unterschiedlichen Akteure, wie beispielsweise die Kirchen, die hier selbstverständlich zusammenarbeiten", sagt Spanke. "Aber auch die Spender und die Ehrenamtlichen und die vielen Menschen, die mit Fragen hierher kommen machen das Projekt aus." (fes)

Zum Anfang der Seite springen