Suchwort eingeben

05.06.2018

Der Anwalt der Heiligen

Für künftige Selige und Heilige ist er in der ganzen Welt unterwegs, zuletzt in Indien, Bangladesch und Indonesien. Andrea Ambrosi ist als Postulator tätig - auch im Heiligsprechungsverfahren für Katharina Kasper. In Rom hat er eine eigene Kanzlei für Selig- und Heiligsprechungsverfahren.

LIMBURG/DERNBACH/ROM.- Für künftige Selige und Heilige ist er in der ganzen Welt unterwegs, zuletzt in Indien, Bangladesch und Indonesien. Sein Beruf: Berufung. Andrea Ambrosi ist als Postulator tätig und hat in Rom eine eigene Kanzlei für Selig- und Heiligsprechungsverfahren. Für die Heiligsprechung von Mutter Maria Katharina Kasper wurde er 2012 vom Bistum Limburg als Postulator beauftragt. Seither kümmert sich der Theologe, Kirchenrechtler und Jurist um das Verfahren, das kurz vor dem Abschluss steht. Am 14. Oktober 2018 wird die Gründerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi (Dernbacher Schwestern) von Papst Franziskus heiliggesprochen, wie der Vatikan jetzt am 19. Mai mitteilte.

Um über die bevorstehende Heiligsprechung zu sprechen, war der Postulator Ambrosi aus Rom nach Limburg gekommen. Gesprächspartner waren Bischof Georg Bätzing, Vertreter der Bistumsleitung, der Gemeinschaft der Dernbacher Schwestern und der Pfarrei von Dernbach.

Erfolgsgeheimnis liegt in der “Causa”

Dass Ambrosi dieses und viele andere Verfahren als Postulator erfolgreich beendet, liegt nach seinen eigenen Worten vor allem daran, dass er bei der Auswahl sehr genau hinschaut. Wenn die “Causa”, der Grund für ein Selig- oder Heiligsprechungsverfahren, nicht gut sei, würde er den Auftrag nie annehmen, erzählt Ambrosi. Nur mit einer guten Ausgangslage, einer "buona causa", habe das Verfahren eine reelle Chance. Im Laufe seiner Karriere hat er mit seinen Mitarbeitern 500 Verfahren abgeschlossen. Und auch im Fall von Katharina Kasper scheint sich das zu bestätigen. „Das ist der erste und der wichtigste Schritt einer Heiligsprechung“, ist sich Ambrosi sicher.

Um die Wundertätigkeit Katharina Kaspers – eine Heilung – zu bestätigen, reiste Ambrosi nach Indien, um mit sieben bis acht Zeugen zu sprechen. Die Zeugen – Ordensschwestern, Ärzte und der Geheilte selbst – hatten ihm die Dernbacher Schwestern vermittelt. Vor allem die Gespräche mit einigen Ärzten in Indien, die das Wunder mit ihrer Aussage bekräftigen sollten, waren schwierig, da sie mitunter nicht gewillt waren, mit der katholischen Kirche zusammenzuarbeiten. Am Ende verdichteten sich aber die Aussagen dahingehend, dass das Wunder auch von Seiten des Vatikans bestätigt und anerkannt werden konnte. Am Bett des von Medizinern für tot erklärten Bruders Leo hatten Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi eine Novene zu ihrer Ordensgründerin Katharina Kasper gebetet. Daraufhin kam Bruder Leo ins Leben zurück, was medizinisch nicht zu erklären gewesen sei. Aus theologischer Sicht spiele hier, so Ambrosi, vor allem die enge Verbindung zwischen Anrufung und Heilung eine große Rolle.

An Katharina Kasper begeistert ihn vor allem ihr Engagement für die Schwachen. Er bewundere „diese bescheidene Frau“, die quasi aus dem Nichts ohne Kapital so viel geschaffen habe – aus dem Glauben heraus. Dabei verkörpere Kasper die Bedeutung der Worte Paulus‘: „Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu demütigen.“ (1. Kor 1,27)

Die Seele des Verfahrens

Seine Rolle beschreibt Ambrosi so: “Der Postulator ist die Seele des Verfahrens”. Wenn er für eine Sache brenne, gebe er nicht nach. Auch nicht bei der zuständigen Behörde im Vatikan, der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen. Sie gibt dem Papst eine Empfehlung in einem Verfahren. Die Entscheidung liegt aber letztlich beim Papst. Sein Vorteil sei, erklärt Ambrosi, dass er die “Gegenseite” gut kenne. Bevor er sich 1983 selbstständig gemacht habe, arbeitete er im Vatikan als Anwalt. Im Gespräch mit der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen müsse man zum einen auf jeden Einspruch vorbereitet sein, zum anderen müsse man aber auch wissen, wann es besser sei, „sich zu bremsen“.  

Der 70-Jährige bezeichnet sich selbst als “Katholik durch und durch”. Seine Motivation und die Freude an seiner Arbeit seien nach all den Jahren unverändert groß. In Ambrosis Kanzlei für Selig- und Heiligsprechungen führen er und seine Mitarbeiter zurzeit etwa 50 Selig- und Heiligsprechungsverfahren. In seinen 40 Berufsjahren kommt er auf mehr als 500 Verfahren. Zurzeit laufen weltweit mehr als 2.300 Verfahren.

Hintergrund: Maria Katharina Kasper

Mutter Maria Katharina wurde am 26. Mai 1820 als Tochter eines Bauern in Dernbach im Westerwald geboren. Sie gründete 1845 mit vier weiteren Frauen einen Verein, der sich der häuslichen Pflege von Kranken und Alten sowie der Kinderbetreuung widmete. Sechs Jahre später entstand aus diesem Verein die Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi. 1870 wurde die Gemeinschaft vom Vatikan anerkannt. Katharina Kasper starb am 2. Februar 1898. Damals zählte der Orden bereits mehr als 1.700 Schwestern in 193 Niederlassungen. Heute zählt die Kongregation weltweit noch 600 Schwestern in 87 Niederlassungen. Kasper wurde im Jahr 1978 von Papst Paul VI. seliggesprochen.

Zum Anfang der Seite springen