LIMBURG, 13.09.2018
„Was, wenn Frauen schweigen würden?!“
„Ich werde nicht schweigen, ich werde gehört werden.“ Mit diesem Satz der Maria Magdalena aus dem gleichnamigen Film begann am Mittwoch, 12. September, der Tag der Frauen in der Kreuzwoche. „Stellen Sie sich vor, Maria Magdalena wäre eingeknickt. Dann würde niemand wissen, dass Jesus auferstanden ist und es würde uns als Christinnen gar nicht geben. Was für einen Unterschied würde das machen?“, fragte Stefanie Matulla, Referentin für Mädchen- und Frauenarbeit die knapp 250 Frauen, die in die Limburger Stadthalle gekommen waren. Der besondere Tag in der Kreuzwoche stand unter dem Thema „Was, wenn Frauen schweigen würden?!“ und schlug einen Bogen von starken Frauenfiguren in der Bibel bis hin zur aktuellen #MeToo-Debatte um sexuellen Missbrauch von Frauen.
In verschiedenen Workshops zur Frage des Tages konnten sich die Frauen Tipps hinsichtlich Rhetorik und Stimmbildung einholen oder unter der Fragestellung „Wie auch ‚sprechen‘?“ beispielsweise malend ausdrücken, was in ihnen nicht schweigen möchte. Weitere Workshops thematisierten den Kampf der Frauen für ihre Rechte, stellten die Frage nach Frauen und dem Amt in der Kirche oder führten auch am Beispiel starker Frauen in der Bibel und der Zusage „Nur Mut! Frauen gestalten Kirche“ in den Prozess der Kirchenentwicklung ein.
Poetryslammerin im Gespräch mit Generalvikar Wolfgang Rösch
Eine weitere Inspiration lieferte die Berliner Poetryslammerin Lisa Maria Olszakiewiecz, die sich in einem für diesen Tag geschriebenen Text kritisch mit Interpretationen der Schöpfungsgeschichte und des Sündenfalls auseinandersetzte (hier finden Sie den Text Eva bricht das Schweigen). Bis heute würde Frauen aufgrund der Bibelverse klein gehalten und Rechte vorenthalten werden. Generalvikar Wolfgang Rösch betonte im Interview mit der aus der Kirche ausgetretenen Olszakiewiecz, dass die Kirche Frauen noch mehr ernstnehmen und wertschätzen müsse: „Frauen sind nicht nur die Servicekräfte in der Kirche, sondern haben wirklich etwas zu geben“. In der Glaubensverkündigung spielten sie bereits heute eine tragende Rolle. „Mehr als die Hälfte der Seelsorger sind heute Frauen“, verdeutlichte Rösch. Zugleich müsse berücksichtigt werden, dass die Diskussion um das Frauenpriestertum nicht auf Ebene der deutschen Bistümer, sondern nur von der Weltkirche geführt werden könne.
Feier des Wortes Gottes und der Sendung
Am späten Nachmittag feierten die Frauen mit Bischof Georg Bätzing eine Wort-Gottes-Feier im Limburger Dom. Bätzing ermutigte die Frauen anhand persönlicher Anekdoten Zeuginnen für den Glauben zu sein. Mit den Worten von Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudato si“ bat der Bischof außerdem, angesichts der großen Herausforderungen in Kirche, Gesellschaft und Welt nicht zu resignieren und Verantwortung für die Welt zu übernehmen. Es gehe darum, sich eine Haltung des „Mehr als du siehst“ zu Eigen zu machen und Ausschau nach dem Guten zu halten, das nicht offensichtlich, sondern oftmals verborgen sei. Mit Blick auf die Sonne, die durch das geöffnete Hauptportal des Limburger Doms strahlte, wurden die Frauen ausgesandt, um wie Maria Magdalena mutig von Gottes Sein mitten unter den Menschen zu erzählen, um sich für Entrechtete und Übersehene einzusetzen und selbstbewusst Gesellschaft und Kirche mitzugestalten. (sm/clm)
Der Tag der Frauen wird immer am Mittwoch der Kreuzwoche gefeiert. Weitere Berichte zu den anderen Thementagen in der Kreuzwoche auf www.kreuzfest.bistumlimburg.de. Den Text des Poetryslams "Eva bricht das Schweigen" finden Sie hier.
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