FRANKFURT, 16.12.2019
64.805 Kilogramm läuten den Heiligen Abend ein
Am Dienstag, 24. Dezember, dem Heiligen Abend, erfüllt von 17 bis 17.30 Uhr ein gewaltiger Glockenklang die Stadt: Mit dem traditionellen Frankfurter Stadtgeläut wird in Frankfurt die Weihnachtszeit eingeläutet. Insgesamt 64.805 Kilogramm werden dabei in Schwung versetzt: So viel wiegen die 50 Glocken der zehn Innenstadtkirchen zusammen.
„Gloriosa“, eine der zehn 1877 gegossenen Glocken des Kaiserdoms St. Bartholomäus, ist mit ihren 11.950 Kilogramm das Schwergewicht unter den Glocken der Frankfurter Innenstadtkirchen und zudem die zweitgrößte Glocke Deutschlands. Sie ist mehr als zweieinhalb Meter hoch und breit und wiegt fast 600-mal so viel, wie die leichteste Glocke im Geläut, die „Gemperlin“ der Karmeliterkirche. Neben Größe, Gewicht und Alter ist der bedeutendste Unterschied der 50 Glocken ihr Schlagton. „Die Glocken der Kirchen geben der Stadt eine einmalige Stimme. Das Konzert, das die gesamte Innenstadt erfüllt, ist für mich, wie auch für viele andere Menschen, ein Teil des Frankfurter Herzens. Es ist ein einzigartiges, unverwechselbares Konzert, nicht nur in Deutschland. Frankfurt am Main kann stolz sein auf diese Tradition“, sagt Kirchendezernent und Bürgermeister Uwe Becker.
Die gewaltige Sinfonie, zu der alle Glocken der Innenstadtkirchen zusammenfinden, beginnt mit der 8590 Kilogramm schweren „Bürgerglocke“ der Paulskirche, bevor die fünf anderen Glocken der Paulskirche mit einstimmen. Anschließend erklingen die Glocken der Katharinenkirche (vier Glocken) an der Hauptwache, der Liebfrauenkirche (fünf Glocken), der Peterskirche (vier Glocken) und der Heiliggeistkirche (drei Glocken) am Dominikanerkloster. Als nächste in dem Konzert folgen die Glocken der Leonhardskirche (sechs Glocken), der Kirche am Karmeliterkloster (vier Glocken), der Alten Nikolaikirche (vier Glocken) am Römerberg und der Dreikönigskirche (fünf Glocken) am Sachsenhäuser Mainufer. Höhepunkt ist dann das Geläut des Doms mit seinen neun Glocken.
Tradition seit fast 700 Jahren
Das erste Geläut der Frankfurter Glocken reicht zurück bis zur Begräbnisfeier von Kaiser Ludwig IV. im Jahre 1347. Später erklang das gemeinsame Glockenspiel außerdem bei Krönungen, jedoch noch ohne eine solche harmonische Abstimmung der Glocken aufeinander, wie es heute der Fall ist. Im Mai 1856 beschloss der Senat der Freien Stadt Frankfurt, zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten ein Geläut zu veranstalten, das später das „Große Stadtgeläut“ genannt wurde. Die heutige Komposition geht allerdings auf das Jahr 1954 zurück: Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kirchen und auch deren Glocken weitestgehend zerstört.
Beim Wiederaufbau der Kirchen wurden deswegen auch zahlreiche neue Glocken gegossen. Die damals Verantwortlichen der Stadt ließen den Mainzer Glocken- und Orgelbausachverständigen Professor Paul Smets ein in sich geschlossenes Konzept für die Geläute aller Dotationskirchen komponieren, das seine Zuhörer bis heute begeistert und auf besondere Weise auf die Feiertage einstimmt. „Die Vorweihnachtszeit ist traditionell eine Zeit der Besinnung und der Einkehr. Das große Stadtgeläut als besonderes Klangerlebnis erinnert uns an die Bedeutung der Feiertage. Es ist einmalig in Deutschland und mir ist es ein persönliches Anliegen, diese Tradition zu pflegen und zu bewahren“, sagt Becker. Die beliebtesten Standorte, um dem Glockenspiel zu lauschen, sind die Hauptwache, der Liebfrauenberg, der Paulsplatz, der Römerberg und der Eiserne Steg.
Die nächsten Gelegenheiten, das Große Stadtgeläut zu genießen, gibt es am Samstag vor Ostern und am Samstag vor Pfingsten, jeweils um 16.30 Uhr.