BACOLOD, 31.10.2019
Augen auf, Herz auf, Ohren auf!
Am anderen Ende der Welt, in Bacolod und in Taytay auf den Philippinen, wollen sich 20 Ehren- und Hauptamtliche aus dem Bistum Limburg von einer anderen Art „Kirche zu sein“ inspirieren lassen. Sie wollen die Perspektive wechseln und sich von Lebendigkeit, Glaubensfreude und der Begeisterung für Gott anstecken lassen. Am 29. Oktober sind die Kundschafter in Frankfurt gestartet und werden bis zum 15. November neue Erfahrungen sammeln und ins Bistum Limburg mitbringen.
„Bei den Exkursionen geht es darum, sich inspirieren zu lassen von dem, wie Kirche an anderen Orten funktioniert“, erklärt Juliane Schlaud-Wolf, die Bischöfliche Beauftragte für Kirchenentwicklung im Bistum Limburg. Man könne sich selbst vieles ausdenken. Entscheidend sei es aber, die Perspektiven anderer einzuholen. „Es gibt viele tolle Arten und Weisen heute Kirche zu sein. Davon wollen wir uns anstecken lassen. Wir wollen eintauchen, erleben und uns bereichern lassen. Für uns gilt hier: Augen auf, Herz auf, Ohren auf“, so Schlaud-Wolf.
Retreat und Exposure
Die Philippinen-Exkurison, die unter dem Leitwort der Kirchenentwicklung „Mehr als du siehst“ steht, ist in zwei Teile, dem sogenannten Retreat und der Exposure gegliedert. Der Retreat ist ein pastoraltheologischer Seminarteil, der sich durch biblisch fundierte Kurzexerzitien auszeichnet. Er dient der geistlichen Annäherung an Theologie und Ekklesiologie der sogenannten BEC (Basis Ecclesial Communities), der Kleinen Christlichen Gemeinschaften. Der Exposure wird dann auf der westlichen Nachbarinsel Panay in Taytay bei Manila stattfinden. Dabei geht es darum, Elemente zum Aufbau einer partizipativen Kirche, ihre Spiritualität und ihre Besonderheiten in Diözesen, Pfarreien und Kleinen Christlichen Gemeinschaften kennenzulernen.
Geleitet wird die Exkursion, an der Ehrenamtliche aus Pfarreien und Initiativen des Bistums sowie Hauptamtliche aus der Pastoral und der Bistumsleitung teilnehmen, von Pastoralreferentin Susanne Degen und Pfarrer Andreas Unfried aus der Pfarrei St. Ursula Oberursel/Steinbach im Taunus. „Ich bin froh und glücklich hier zu sein“, freut sich Unfried. Gemeinsam waren er und seine Kollegin vor fünf Jahren das erste Mal auf den Philippinen. „Die Reise damals hat uns geprägt und ist entscheidend für die Entwicklung der Pastoral in unserer neuen Pfarrei geworden. Die Erfahrungen haben uns sehr geholfen, eine gemeinsame Vision zu entwickeln“, sagt Andreas Unfried. Am anderen Ende der Welt hätten sie Antworten auf die Frage gefunden, wie es gelingen kann eine gemeinsam mit anderen und von anderen mitgetragene Vision zu entwickeln. „Eigentlich ist es ganz leicht. Man muss andere fragen. Hier auf den Philippinen haben wir dafür praktische Methoden und Mittel kennengelernt“, so Unfried. Bei der Exkursion gehe es darum Dinge zu entdecken, die da sind. Dinge, die Gott zeigen will, und die aufgrund der „deutschen Perspektive" - die von Mangel und Abschied geprägt ist - gar nicht mehr wahrgenommen werden. „Ich erhoffe mir, dass die Philippinen, der Ort am anderen Ende der Welt, genügend Abstand bietet, um auf unsere Situationen im Bistum Limburg zu schauen. Und ich hoffe andererseits, dass wir so nah an unseren Kontexten, Fragestellungen und Herausforderungen sind, dass wir inspiriert werden“, sagt Andreas Unfried.
Das Jammern überwinden
Inspiration ist für viele der Teilnehmer ein Hauptziel der Exkursion auf die Philippinen: „Ich will sehen, wie kirchliches Leben in völlig anderen kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhängen funktioniert und ich will mich inspirieren lassen“, erklärt Claudia Hülshörster. Sie und ihr Mann Peter engagieren sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Pfarrei St. Peter Montabaur, auf anderen Ebenen im Bistum und in der Caritas. Die beiden hoffen, Lebendigkeit zu erleben, die sie dann in den Westerwald mitnehmen können. „Ich wünsche mir durch die Erfahrungen hier auch, dass ich einen neuen Zugang zu meinem eigenen Glauben finde“, sagt Hülshörster. Und sie hofft, ein „einflußreiches Wirken von Frauen und anderen Laien“ zu erleben, weil sie dies für unverzichtbar für gelingende Kirche hält.
Karl-Heinz Kohn aus Frankfurt engagiert sich ehrenamtlich in der Pilgerarbeit. Im Team mit anderen kümmert er sich darum, Menschen, die pilgern und aufbrechen wollen, zu unterstützen und Initiativen rund ums Pilgern miteinander zu vernetzen. „Ich habe mich für die Exkursion beworben, weil ich sehen und hören und weil ich an etwas Neuem sowie am Aufbruch mitarbeiten will“, sagt Kohn. Ihm ist es wichtig, „Hoffnung und Freude“ mit nach Deutschland zu nehmen. Er sagt: „Auch ich stecke in der Falle, dem Jammern über unsere kirchliche Situation zu verfallen. Ich will einen Kontrapunkt setzen und Hoffnung sehen und mitnehmen“. Für ihn ist Hören auf der Reise wichtig und er will das Hören durchhalten und nicht dem „Besserwissen“ verfallen.