FRANKFURT, 13.03.2019
Ein Baukünstler der Spätgotik
Der Frankfurter Dombaumeister Madern Gerthener, einer der innovativen Baumeister der Spätgotik, wird am Turm des Kaiserdoms St. Bartholomäus mit einer Gedenktafel geehrt. Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker, Kulturdezernentin Ina Hartwig und die Vorsitzende der Historisch-Archäologischen Gesellschaft, Irmgard Burggraf, übergaben die Plakette am Mittwoch, 13. März, der Öffentlichkeit.
Madern Gerthener (um 1365-1430) gehörte zu den großen Baukünstlern der Spätgotik. Seine Kunstwerke prägten das Frankfurter Stadtbild und bestimmten im 15. Jahrhundert die Entwicklung der Kunst am Mittelrhein. Mit seinen Bauwerken hat er zu Frankfurts Ruf als der schönsten gotischen Stadt Deutschlands des 15. Jahrhunderts beigetragen. Vor allem der Dom ist mit seinem Namen verbunden. Aber auch viele andere bis heute erhaltene Frankfurter Bauwerke tragen seine Handschrift, etwa die Alte Brücke, das Leinwandhaus, die Südfassade der Liebfrauenkirche, der Hochchor der Leonhardskirche oder der Eschenheimer Turm.
Das erste Maßwerkgewölbe Europas
„Der Dom ist einmalig und ein prägendes Element der Frankfurter Skyline, das den modernen Teil der Stadt mit der Kulturgeschichte verbindet. Er ist nicht nur die größte, sondern auch bekannteste Kirche Frankfurts. Hier schuf Madern Gerthener im Dienste der Stadt auch das erste Maßwerkgewölbe Europas, ein für die Spätgotik typisches Gestaltungselement“, sagte Uwe Becker bei der Zeremonie. „Das Werk des in Frankfurt geborenen Baumeisters und Bildhauers Madern Gerthener ist einzigartig.“
„Viele der bis heute erhaltenen Frankfurter Bauwerke tragen die Handschrift Madern Gertheners“, erläuterte Ina Hartwig. „Doch als sein wichtigstes Werk gilt der Domturm. Mit der neuen Gedenktafel an dieser prominenten Stelle würdigen wir einen bedeutenden, aber kaum bekannten Frankfurter Architekten. Sie soll dazu beitragen, dass der Name Madern Gerthener künftig nicht nur Bauhistorikern ein Begriff ist.“
Seit 1395 im Dienst der Stadt

Madern Gerthener wurde wahrscheinlich um 1365 als Sohn eines Frankfurter Steinmetzmeisters geboren. Im Jahr 1387 wird er erstmals als Mitglied der Steinmetzzunft erwähnt. Während seiner Wanderzeit als Geselle dürfte er auch die Bau- und Bildhauerkunst der berühmten Baumeisterfamilie Parler kennengelernt haben, die unter anderem auch in Prag am Veitsdom tätig war. Spätestens 1392 war er nach Frankfurt zurückgekehrt, wo er zunächst Grabmale für Patrizier fertigte. 1395 trat er dann in den Dienst der Stadt und leitete als Werkmeister die Arbeiten an allen städtischen Bauwerken.
Einen Großteil seiner Arbeit dürfte er an den städtischen Befestigungsanlagen geleistet haben, die – abgesehen vom Eschenheimer Turm – nicht erhalten sind. Am Torbogen dieses ehemaligen Stadttores findet sich noch heute das Selbstporträt Madern Gertheners. Auch an der Alten Brücke war er tätig, die aber in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgerissen und neu erbaut wurde. Dennoch ist sein Schaffen auch heute noch in der Stadt sichtbar: So war er etwa an der Liebfrauenkirche, der Leonhardskirche und dem Nürnberger Hof tätig, vor allem aber an der St. Bartholomäuskirche.