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FRANKFURT, 28.03.2019

Stadt der Gnade - Stadt des Rechts

Studenten der Frankfurter Hochschule Sankt Georgen waren zu Besuch in der Ewigen Stadt. Auf dem Programm standen auch die Gerichtshöfe der Römischen Kurie.

„Stadt der Gnade – Stadt des Rechts“ – unter diesem Titel reisten 22 Studierende der Hochschule Sankt Georgen im Rahmen eines Exkursionsseminars nach Rom. Die Reise fand vom 18. bis 24. März in Verantwortung von Prof. Dr. Thomas Meckel (Lehrstuhl für Kirchenrecht, Religionsrecht und kirchliche Rechtsgeschichte) und Dr. Andreas Bieringer (Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft) statt.

Fokus auf der Entwicklung der römischen Stationsliturgie

Das Exkursionsseminar hatte sowohl einen liturgiewissenschaftlichen als auch einen kirchenrechtlichen Schwerpunkt. Der Fokus im liturgiewissenschaftlichen Bereich lag auf der Entwicklung der römischen Liturgie in der Spätantike, insbesondere auf der römischen Stationsliturgie. Neue Erkenntnisse bekamen die Studierende auch von der Vielzahl der Mosaike, die sich oft in den Apsiden der römischen Kirchen befinden und die neben der Entwicklung der römischen Liturgie von der Spätantike bis zum Barock bei Führungen durch die Lateranbasilika, die päpstliche Privatkapelle Sancta Sanctorum im ehemaligen Apostolischen Palast am Lateran, die Kirchen San Clemente, San Quattro Coronati, Santa Pudenziana, Santa Prassede und Santa Maria Maggiore erläutert wurden. „Rom mit Msgr. Prof. Heid zu erkunden war außergewöhnlich spannend und unterhaltsam“, berichtete der Student Philipp Rogall im Anschluss. Besonders unter einem kunsthistorischen Gesichtspunkt wurde die Exkursionsgruppe von Frau Dr. Brigitte Kuhn-Forte zudem durch die Kirchen Il Gesu, San Ignazio, Santa Maria Sopra Minerva, San Luigi dei Francesci und das Pantheon geführt. Die Studierenden erhielten beeindruckende Einsichten in die Bau- und Kunstgeschichte der ausgewählten römischen Kirchen.

Interessante Einblicke in die Kongregationen und Gerichtshöfe der Römischen Kurie

Im kirchenrechtlichen geprägten Teil des Seminars besuchten die Studierenden sowohl alle drei Gerichtshöfe der Römischen Kurie als auch einige Kongregationen beziehungsweise Räte der Römischen Kurie sowie das Staatssekretariat. In der Apostolischen Signatur, dem höchsten Gericht der katholischen Kirche, erhielten die Teilnehmer insbesondere Einblicke in die Rolle der Signatur in der Verwaltungsgerichtsbarkeit der katholischen Kirche sowie in ihre Aufgaben als Kassationshof und in der Rechtspflege. Außerdem besuchte die Exkursionsgruppe die Römische Rota als höchsten Zivil- und Strafgerichtshof der Kirche, der sich in der Praxis zumeist mit Fällen von Ehenichtigkeitserklärungen befasst. Besonders interessant war der Besuch der Apostolischen Pönitentiarie, welche ein sehr kleines Dikasterium mit nur fünf Klerikern und vier Laien als Mitarbeitern ist. Die Pönitentiarie ist als „Gnadenhof“ der katholischen Kirche im forum internum für die Gewährung von Gnadenerweisen, das Ablasswesen und beispielweise den Nachlass von dem Apostolischen Stuhl vorbehaltenen Strafen zuständig.

Der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs war Schwerpunkt 

Zudem besuchte die Exkursionsgruppe den Rat für die Interpretation der Gesetzestexte (PCLT). Der Untersekretär des Rates, Prof. P. Markus Graulich, führte die Studierenden in die Arbeit seines Rates ein, wobei insbesondere die unerlässliche Funktion des PCLT als Beratungsinstanz in Gesetzgebungsfragen betont wurde. In der Gottesdienstkongregation wurde die untrennbare Verbindung von Kirchenrecht und Liturgie deutlich, da ein entscheidendes Thema die rechtlichen Regelungen, aber auch die praktische Umsetzung der Übersetzung von liturgischen Texten bzw. Büchern war. Der Schwerpunkt beim Besuch der Glaubenskongregation war insbesondere der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs, die der Glaubenskongregation vorbehalten sind. Vor allem die Bischofskongregation interessierte die Exkursionsteilnehmer. Hier erfuhren sie, dass die Kongregation, im Einklang mit geltenden Vereinbarungen der betroffenen Staaten, neue Diözesen, kirchliche Provinzen und Regionen errichten, teilen oder auflösen können. Zudem erhielten informierten sich die Studierenden über das Verfahren der Bischofsernennung und bekamen konkrete Einblicke in die Suche nach geeigneten Kandidaten für das Bischofsamt. Hervorzuheben ist der Besuch der Exkursionsgruppe im Einheitsrat, in dem die Gruppe von Präsident Kurt Kardinal Koch persönlich empfangen und in die Arbeit des Rates eingeführt wurde. Der Einheitsrat ist in zwei Sektionen gegliedert. Die östliche Sektion ist für den Dialog mit den Orthodoxen Kirchen und den altorientalischen Kirchen zuständig, während die westliche Sektion sich um den Dialog mit den protestantischen Kirchen und den Anglikanern kümmert. Es wurde deutlich, dass es Aufgabe jedes Gläubigen ist, die Ökumene voranzubringen. In der Bildungskongregation erfuhren die Studierenden, dass diese in zwei Sektionen organisiert ist, welche sich einerseits mit den kirchlichen Schulen und andererseits mit den kirchlichen Hochschulen und Fakultäten befassen. Der Vortrag von Untersekretär P. Dr. Friedrich Bechina beleuchtete die Rolle der Kongregation bei der Bekämpfung von Bildungsnotständen und das damit zusammenhängende Netzwerk der Kongregation. Beeindruckend war der Besuch im Staatssekretariat der Römischen Kurie im Apostolischen Palast. Die Studierenden erhielten Einblicke in die zentrale Rolle des Staatssekretariats als Vermittlungsinstanz zu den Gesandtschaften in anderen Ländern, aber auch als unerlässliches Hilfsorgan des Papstes beispielsweise bei der Übersetzung von Reden oder Dokumenten jeglicher Art.

Neben dem Seminarprogramm feierten die Studierenden auch einige Gottesdienste zusammen. Hervorzuheben ist die Messe zu Ehren des Hl. Josef in Santa Maria dell‘ Anima, der Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Rom, und die Einladung des Rektors der Anima zum Abendessen und die gemeinsame Messfeier im Petersdom am Petrusgrab sowie eine Messfeier mit Kardinal Koch im Campo Santo Teutonico. Den Abschluss der Fahrt bildete am Sonntag der Besuch der Messe in Santa Maria dell‘ Anima und die Möglichkeit, im Anschluss das Angelusgebet des Papstes mitzubeten. (PM Sankt Georgen/clm) 

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