FRANKFURT, 16.09.2019
Zwei schräge Typen, zwei phantastische Mädchen

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, die zwei Protagonisten-Paare der mit dem ersten katholischen Literaturpreis ausgezeichneten Kurzgeschichten: Hier zwei schräge Typen, Russen, die über Motorräder und Wodka, Lyrik und Prosa, räsonieren, dort zwei verletzliche Mädchen, deren Sehnsüchte zwischen Phantasie und Fantasy changieren, die eine, die sich ein Wolfsfell wünscht, die andere ein Schuppenkleid: Der erstmals ausgelobte Scivias-Literaturpreis des Bistums Limburg hat zwei besondere, preiswürdige Geschichten aus der großen Zahl von gut 380 Einsendungen herausgehoben.
Der mit 3.000 Euro dotierte Hauptpreis wurde am Montag, 16. September, im Frankfurter Haus am Dom an den Lyriker und Autor Andreas Andrej Peters für seinen Text „Wo liegt Irbit?“ vergeben. Mit einem Förderpreis in Höhe von 1.000 Euro wurde die Schauspielerin Maria Debora Wolf für ihre Kurzgeschichte „Amazonen“ ausgezeichnet. In ihrer Laudatio lobte die Schriftstellerin Katharina Hacker, die auch Mitglied der Jury war, die Stärken beider Texte, die Sprachmächtigkeit von Peters ebenso wie das Doppelbödige der Geschichte Wolfs, das dennoch einen warmherzigen, lebendigen Blick auf junge Menschen eröffnet.
Der erstmals ausgelobte Preis soll künftig im zweijährigen Turnus vergeben werden. Träger sind das Diözesanbildungswerk und die Katholische Akademie Rabanus Maurus im Bistum Limburg. Er trägt den Namen „Scivias“ – übersetzt „Wisse die Wege“ - und bezieht sich auf eines der bekanntesten Werke christlicher Mystik von Hildegard von Bingen. Die Schirmherrschaft hat deshalb die Äbtissin der Abtei Sankt Hildegard, Dorothea Flandera OSB, 40. Nachfolgerin der Heiligen Hildegard, übernommen. Sie erläuterte das für die erste Ausschreibung vorgegebene Thema „Was ist der Mensch?“ und setzte es in Beziehung zum Werk Hildegards von Bingen. Die beiden preisgekrönten und andere herausragende Texte werden Ende des Jahrews in einer Publikation veröffentlicht.
Preisverleihung künftig im zweijährigen Rhythmus

Andreas Andrej Peters, 1958 in Tscheljabinsk-Ural geboren, lebt seit 1977 in Deutschland. Er hat Theologie, Philosophie und Krankenpflege in der Schweiz, Gießen und in Frankfurt am Main studiert und viele Jahre als Pfleger und Seelsorger gearbeitet, unter anderem in der Neurologischen Uniklinik Salzburg und als Pastor der Evangelischen Freikirche Bad Reichenhall/Berchtesgaden. Für seine Veröffentlichungen ist er bereits mehrfach ausgezeichnet worden.
Maria Debora Wolf ist 1972 in Sinsheim geboren. Auf die Schauspielausbildung an der Schauspielschule Kiel folgten Engagements in Hamburg, unter anderem am Ernst-Deutsch-Theater, sowie in Kiel und Regensburg. Mit dem Schreiben hat sie im vergangenen Jahr begonnen, sie lebt in Hamburg.
Der Jury gehörten an: Katharina Hacker, Schriftstellerin; Hans Sarkowicz, Hessischer Rundfunk; Susanne Lewalter, Leiterin des Literaturhauses Villa Clementine, Wiesbaden; Alexander Gemeinhardt, Direktor des Stiftungszentrums der Schader-Stiftung in Darmstadt; Jakob Johannes Koch, Kulturreferent im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn; Lisa Straßberger, Studienleiterin Haus am Dom, Referat Literatur der Kath. Akademie Rabanus Maurus.