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FRANKFURT, 23.08.2020

Bartholomäus reist

Wenn die Gemeinden nicht zu ihm kommen (können), kommt er eben zu ihnen: In der St. Bonifatius-Kirche in Frankfurt hat die Bartholomäus-Novene begonnen.

Unter festlichen Klängen der Bläser und der Orgel auf der Empore wird am Samstag, 22. August, in der Kirche St.  Bonifatius ein besonderer Gast empfangen: Zu Beginn des Gottesdienstes wird die Reliquie des heiligen Bartholomäus feierlich von Stadtdekan Johannes zu Eltz hereingetragen. Er gehört mit Marianne Brandt, der Vorsitzenden der Stadtversammlung, und Stadtreferent Michael Thurn an diesem Abend zu dem kleinen Gefolge des Heiligen. „Wenn die Gemeinden nicht zum Stadtpatron kommen können, dann kommt er eben zu ihnen“, erklärt Pfarrer Werner Otto die „schöne Idee“, die dahinter steht. Da das Stadtkirchenfest wegen Corona in diesem Jahr nicht gefeiert werden kann, wird in einer Novene die Reliquie durch das katholische Frankfurt reisen. Hier in St. Bonifatius ist der Auftakt.

Die Stadtkirche hat noch einen weiteren Grund zu feiern, darauf weist Pfarrer Otto in seiner Begrüßung hin: Auf den Tag genau ist Johannes zu Eltz zehn Jahre Stadtdekan in Frankfurt. Es seien keine leichten, aber gute Jahre gewesen, lautet dessen eigenes Resümee, dem sich Werner Otto mit den Worten „Das finden wir auch!“ anschließt. „Wir freuen uns, dass er hier ist“, sagt er, und die Gemeinde bekräftigt die Einschätzung mit spontanem und herzlichem Applaus. In seiner Predigt bezieht sich der Stadtdekan auf den Missionsauftrag an die Jünger, in die Welt hinauszugehen. „Christus ist kein Fels in der Brandung, sondern der Fels, der mitgeht“, sagt er.

Es gehe bei dem Beschriebenen nicht um einen Zustand, sondern um ein dynamisches Ereignis. Anschaulich führt er der Gemeinde einen Jesus vor Augen, der im Sprechen die Jünger in Bewegung hält, „mit vorwärts drängender Ungeduld.“  Und genau hier könne auch ein Anhaltspunkt für die anstehende tiefgreifende Reform der Kirche liegen: „Wo haben wir in der Sesshaftigkeit der Besitzenden die Bewegung von Jesus zum Erlahmen gebracht?“ Dass „Bartholomäus on tour“ sei, sei der Corona-Pandemie geschuldet: „Notgedrungen haben wir uns auf den Weg gemacht.“ Von selbst wäre er nicht auf Veränderung gekommen, doch jetzt spüre er, „dass das richtig ist“. Schließlich sei der Stadtpatron selbst unterwegs gewesen im Sinne des Auftrags "Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern."

Ein bisschen Wehmut mag bei dem einen oder anderen aufkommen, als gemeinsam auf der großen Leinwand ein zur Bartholomäus-Novene entstandenes Video gezeigt wird. Zu Bildern von vergangenen Stadtkirchenfesten mit heute undenkbarem Menschengedränge im Dom und auf dem Domplatz wird das Bartholomäus-Lied von Peter Reulein und Mitgliedern des Collegium Vocale Liebfrauen vorgetragen. Bilder von allen katholischen Kirchen in Frankfurt zeugen von der Verbundenheit der Stadtkirche. Dass der Blick auch darüber hinaus geht, machen die Fürbitten deutlich, die die Menschen in Belarus ebenso einbeziehen wie den schwerkranken russischen Oppositionellen Alexej Nawalny.

Die weitere Reise der  Reliquie führt am Sonntag, 23. August, in die Kirche Mutter vom Guten Rat in Niederrad. Hier wird um 18 Uhr ein Abendlob gebetet. Anschließend wandert die Reliquie an den folgenden Tagen in die Kirchen St. Bartholomäus in Zeilsheim (24. August, 18 Uhr), St. Albert im Dornbusch (25. August, 18 Uhr), St. Antonius in Rödelheim (26. August, 19 Uhr), St. Josef in Bornheim (27. August, 18.15 Uhr), St. Sebastian in der Nordweststadt (28. August, 18.30 Uhr) und Maria Himmelfahrt Griesheim (29. August, 18 Uhr). Zum Abschluss folgt die Dompfarrei, wo am 30. August um 10 Uhr im Bartholomäusdom Gottesdienst gefeiert wird.

Die Reliquie des Heiligen Bartholomäus, seine Schädeldecke, wird seit mehr als 1000 Jahren im Bartholomäusdom aufbewahrt und verehrt. Sie erinnert an das Leben des Bartholomäus, der vor rund 2000 Jahren mit Jesus und dessen Jüngern durch das Heilige Land zog und als Märtyrer starb. Der Legende nach soll er in Indien, Mesopotamien und Armenien gepredigt haben. Frankfurt gehört mit der wertvollen Apostelreliquie in die Reihe bedeutender Städte wie Rom, Santiago de Compostela oder Trier, in deren Mauern Reliquien der Apostel Jesu aufbewahrt werden.

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