LIMBURG.-, 21.05.2020
Der Himmel ist uns ganz nah
An Christi Himmelfahrt komme das große Ziel des Lebens in den Blick. Der Himmel. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing in seiner Predigt zum Hochfest am Donnerstag, 21. Mai, deutlich gemacht. Er feierte den Gottesdienst, der live im Internet übertragen wurde, aus der Kapelle des Bischofshauses in Limburg.
„Ziele sind ganz wichtig für unser Leben. Viele erleben, dass die Krise, die wir zurzeit erleben, nur gemeistert werden kann, wenn man sich gemeinsam Ziele setzt“, sagte Bätzing. Der Himmel sei das große Ziel des Lebens, das jedoch heute eher aus dem Blick geraten sei. Dies hänge mit der gesellschaftlichen Entwicklung zusammen. Heute, in einer Freizeit- und Kommunikationsgesellschaft, könne man viel selbst setzen und erreichen. Es sei wichtig, dem Leben im Hier und Jetzt Sinn zu geben und es lebenswert zu machen. Was dann mit dem Himmel sei, überließen viele dem lieben Gott. In früheren und ärmeren Zeiten, habe es ein anderes Bewusstsein für den Himmel gegeben. Hätte man da die Menschen gefragt, wofür sie leben, hätten sie vielfach geantwortet, um in den Himmel zu kommen. Vielen fehle heute die Vorstellung vom Himmel. Daher sei er oft auch nicht mehr das große Ziel, das zum Guten ansporne. Man rechne nicht mehr mit dem Himmel und auch nicht mit seinem Gegenteil, wenn das Leben nicht gelinge.
Der Himmel hat ein Gesicht
„Für mich ist ganz klar, wie der Himmel ist. Er hat ein Gesicht. Seit Jesus Christus zur Rechten seines Vaters Platz genommen hat. Seitdem er sein Werk hier auf Erden bestanden und in den Himmel aufgefahren ist, trägt der Himmel das Antlitz Jesu“, so der Bischof. Der Himmel trage das gütige, freundliche, menschliche und barmherzige Gesicht Jesu. Deshalb sei der Himmel auch nicht weit weg von den Menschen. „Jesus Christus ist bei uns alle Tage. Der Himmel ist uns ganz nah. Der Himmel ist neben uns. In Jesus ist jetzt schon der Himmel da, wenn wir in Freundschaft mit ihm unser Leben gestalten“, sagte Bätzing. Das sei ein wunderbarer Ausblick, der durch die Krise tragen könnte. Jesus Christus, der Sohn Gottes, sei an der Seite der Menschen. Er sei für die Menschen. Wer könnte dann gegen sie sein? „Deshalb will ich alle Kraft des Herzens, die Liebe, den Glauben, die Hoffnung, die mir Gott geschenkt hat, zusammennehmen und mich nach Jesus, der im Himmel ist, ausstrecken und mich an ihm orientieren“, sagte der Bischof.
Eine Zeit der Dünnhäutigkeit und der Tränen
Bätzing ging auch auf die Corona-Pandemie ein. Der Virus habe das Leben der Menschen verändert. Zehn Wochen Krise, zehn Wochen Disziplin, zehn Wochen Verzicht und zehn Wochen Abstand hätten die Normalität unterbrochen und es seien viele, viele Tränen geflossen. Die Wochen des Shutdowns seien anstrengend gewesen. Viele seien herausgefordert und nicht wenige von Existenzsorgen geplagt. Da sei es kein Wunder, wenn man dünnhäutiger und angespannter werde. „Wir fahren zurzeit immer nur auf Sicht. Die Geschwindigkeit unseres Lebens, die wir gewohnt waren, ist abrupt abgebremst worden. Wir können immer nur wenige Tage in den Blick nehmen“, so Bätzing. Vor allem fehlten vielen die kleinen Ziele des Alltags, die man sich setze, um einen Spannungsbogen zu haben, der den Alltag lebbarer mache. Diese kleinen Ziele könnten das Feierabendbier, die Chorprobe, das Treffen mit Freunden oder die Stunde im Fitnessstudio sein. Auch andere Ziele, wie der Empfang der Erstkommunion, wie Firmung oder Hochzeit seien nicht erreichbar gewesen und müssten verschoben werden. Daher sei es kein Wunder, dass die Dünnhäutigkeit gewachsen sei.