LIMBURG, 07.05.2020
Design-Preis für Richard Henkes
Die Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ über den Seligen Pater Richard Henkes hat den dritten Platz beim European Design Award gewonnen. Das Berliner Künstlerduo „DrushbaPankow“ hatte die Geschichte des Pallottinerpaters passend zur Seligsprechung im vergangenen Jahr in einer „Art Comic für Erwachsene“ gestaltet.
Die European Design Awards, kurz ED-Awards, werden von einem Verbund europäischer Fachmagazine organisiert und prämiert. In der Jury sitzen Journalisten und Design-Kritiker von 15 europäischen Design-Magazinen. Die Documentary konnte die Jury überzeugen und belegte den dritten Platz in der Kategorie Book & Editorial Illustration. „Wir freuen uns sehr über die international renommierte Auszeichnung und sind glücklich, dass wir wohl mit Format, Thema und Illustrator den richtigen Riecher gehabt haben“, erklärt Martin Ramb, Leiter der Abteilung Religionspädagogik, Medien und Kultur im Bistum Limburg. Er hatte die Idee, Henkes‘ Geschichte in einer Graphic Documentary zu gestalten und ist gemeinsam mit Andreas Thelen-Eiselen Herausgeber der Publikation. „Als Eulenfisch-Redaktion sehen wir uns durch die Auszeichnung auf dem richtigen Weg, in Zukunft weiter auf Qualität und frische Formate zu setzen. So erreichen wir auch Menschen jenseits des Kirchturms.“
Vor allem der jungen Generation näherbringen
Ramb, der auch Chefredakteur der Limburger Magazins „Eulenfisch“ ist, sei ziemlich schnell klar gewesen, dass „wir einen Märtyrer der NS-Zeit unbedingt in einer unverbrauchten Sprache den Menschen von heute, vor allem auch der jungen Generation, näherbringen müssen.“ Auf die Künstler Alexandra Kardinar und Volker Schlecht – gemeinsam „DrushbaPankow“ – sei er gekommen, da diese schon einmal ein Cover für den Eulenfisch entworfen haben.
In der Graphic Documentary, die eine Unterform der literarischen Gattung „Graphic Novel“ ist, geht es vor allem um die letzte Lebensphase des „Märtyrers der Nächstenliebe“, Richard Henkes. Durch Rückblenden bekommt der Leser zudem einen Einblick in die verschiedenen Lebensabschnitte des Pallottinerpaters. Das Storyboard und die Illustrationen stammen von Volker Schlecht, die Kolorierungen von Alexandra Kardinar.
Mittlerweile sind passend zu der Graphic Documentary eine Lehrerhandreichung und auch eine Schülerausgabe mit Zusatzinformationen für die Arbeit im Unterricht herausgegeben worden. Die Graphic Documentary, die Lehrerhandreichung und die Schülerausgabe sind beim Verlag des Bischöflichen Ordinariats (verlag.bistumlimburg.de) und beim Pallotti-Verlag (www.pallotti-verlag.de) erhältlich.
Hintergrund Pater Henkes
Richard Henkes wurde am 26. Mai 1900 in Ruppach-Goldhausen im Westerwald geboren. Er wollte schon früh Missionar und Priester werden. Ab 1912 besuchte er die Nachwuchsschule der Pallottiner in Vallendar-Schönstatt. Der Weg zum Abitur wurde unterbrochen durch den Dienst in der Wehrmacht in Darmstadt. 1919 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Limburg ein, studierte dort Philosophie und Theologie und wurde am 6. Juni 1925 zum Priester geweiht. Er wirkte als Lehrer und Seelsorger in den Studienheimen der Gemeinschaft in Vallendar-Schönstatt und Alpen (Niederrhein). Ab 1931 war er Lehrer in Schlesien, zunächst in Katscher, ab 1937 in Frankenstein. Immer mehr wirkt er auch als Wallfahrtsprediger und Exerzitienbegleiter. Da er deutlich das christliche Menschenbild gegenüber dem des Nationalsozialismus betonte, geriet er immer mehr in Konflikte mit dem Nazi-Regime. 1941 wurde er aus dem Schuldienst genommen und wurde Pfarrer in Strandorf im Hultschiner Ländchen. Hier wurde er mit der angespannten Situation zwischen der deutschen und der tschechischen Bevölkerung vertraut und suchte die Vermittlung.
Am 8. April 1943 wurde er wegen einer Predigt in Branitz verhaftet und nach kurzem Gefängnisaufenthalt in Ratibor nach Dachau verbracht. Im KZ lernte er den späteren Erzbischof von Prag, Josef Beran, kennen und erlernte bei ihm tschechisch, um nach dem Krieg wieder im Hultschiner Ländchen wirken zu können. Schon in Dachau kümmerte er sich um Häftlinge aus Tschechien. In der Typhusepidemie Ende 1944 /Anfang 1945 pflegte er die Kranken und ließ sich freiwillig in einem Quarantäneblock einschließen. Er infizierte sich und starb am 22. Februar 1945.
Pater Richard Henkes, Märtyrer der Nächstenliebe, wurde am 15. September 2019 im Limburger Dom von Kardinal Kurt Koch selig gesprochen.