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BERLIN/ AACHEN, 05.11.2020

Deutschland als Vermittler

Vier Jahre blutiger Konflikt in Kamerun: Katholische Hilfswerke rufen die Bundesregierung zum Handeln auf. Unabhängige Kriegsanalysen seien der erste Schritt in die richtige Richtung.

Gemeinsam gegen Gewalt und für Frieden: Am Freitag, 6. November, ist der Beginn des Konflikts im anglophonen Kamerun genau vier Jahre her. Im Zuge dieses Jahrestags machen die kirchlichen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und „Misereor“ auf die humanitäre Krise in dem zentralafrikanischen Land aufmerksam. Gemeinsam rufen sie die Bundesregierung dazu auf, die EU-Ratspräsidentschaft und insbesondere den Sitz im UN-Sicherheitsrat dafür zu nutzen, um eine Lösung des Konflikts zu finden. Seit Dezember 2016 herrschen Unruhen zwischen der kamerunischen Zentralregierung und den anglophonen Provinzen.

Konfliktanalyse und Lösungen

Die kirchlichen Hilfswerke appellieren an die Bundesregierung, „um gemeinsam mit allen Betroffenen an einer Strategie zu arbeiten, damit dieser Konflikt endlich friedlich beigelegt werden kann und nicht noch mehr Menschenleben kostet“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt.  Der erste Schritt sei, die Ursachen dieses Konflikts unabhängig zu analysieren.  Aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit - Kamerun war von 1884 bis 1919 eine deutsche Kolonie - sieht Füllkrug-Weitzel Deutschland in der Verantwortung, sich nachdrücklich für eine rasche politische Lösung einzusetzen. 

Humanitäre Katastrophe in der anglophonen Region

„Unsere Partnerorganisationen vor Ort, die Diözese Kumbo und die Presbyterian Church of Cameroon, berichten von andauernder Gewalt und schweren Menschenrechtsverletzungen“, erklärt Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Morde, niedergebrannte Dörfer, Vergewaltigungen sowie Entführungen, eine ungebremste Ausbreitung der Corona-Pandemie und geschlossenen Schulen seien normaler Kriegsalltag. In den umkämpften Regionen hätten neun von zehn Kindern seit fast vier Jahren keine Schule mehr besucht. 80 Prozent der Schulen, die im Laufe des Konflikts geschlossen wurden, seien bis heute nicht wiedereröffnet worden.

Corona in Kamerun

Da ein Großteil der Gesundheitseinrichtungen zerstört oder geschlossen wurde, könne die betroffene Bevölkerung nicht richtig versorgt werden. Dies verschärfe die humanitäre Katastrophe in der anglophonen Region zusätzlich. Laut Medienberichten gehört Kamerun zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern in Afrika.

Am 6. November 2016 begann der Streik der Lehrerinnen und Lehrer in den englischsprachigen Provinzen Kameruns. Dieser friedliche Protest gegen die Benachteiligung der anglophonen Bevölkerungsgruppen führte zu brutaler Unterdrückung durch die Zentralregierung in Yaoundé und zu einer Eskalation der Gewalt durch bewaffnete Pro-Unabhängigkeitsgruppen. Die Folgen sind mehr als 3.000 Todesopfer, 679.000 Binnenvertriebene, 58.000 Flüchtlinge in den Nachbarländern und eine traumatisierte Bevölkerung. Der Konflikt führt seit Jahren die Liste der meist vernachlässigten Konflikte der Welt an, die der sogenannte „Norwegische Flüchtlingsrat“ jedes Jahr herausgibt.

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