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LIMBURG, 31.05.2020

Die persönliche Lebensentscheidung von fünf Männern

Am Pfingstsonntag, 31. Mai, hat Bischof Georg Bätzing fünf Männer zu Diakonen geweiht. Der Gottesdienst aus dem Limburger Dom wurde im Internet gestreamt.

Matthias Böhm, Fabian Bruns, Mirko Millich, Matthias Thiel und Lucas Eduard Weiss sind die fünf neuen Diakone im Bistum Limburg. Bischof Georg Bätzing weihte die Männer am Pfingstsonntag, 31. Mai, im Limburger Dom. Aufgrund der Auflagen zum Schutz vor dem Corona-Virus war die Anzahl der Gottesdienstbesucher sehr begrenzt. Zusätzlich konnte der Gottesdienst aber im Live-Stream mitverfolgt werden. Insgesamt feierten im Dom und im Live-Stream etwa 700 Menschen die Weihe.

„In diese Stunde ist keiner unüberlegt hineingeschlittert“, sagte Bischof Georg Bätzing zu Beginn seiner Predigt. „Was wir hier feiern, das ist die persönliche Lebensentscheidung von fünf Männern, die sich lange geprüft und bewährt haben.“ Und mehr noch: Es sei eine Antwort auf den Ruf Gottes. Bei der Weihe zum Diakon gehe es um das Ganze und damit auch um die Wahl des Zölibats als Lebensform. „Der Zölibat ist ein hoher Anspruch. Der Zölibat ist hoch umstritten. Der Zölibat ist für viele in der Kirche und für nicht wenige, die ihn versprochen haben, ein Problem“, sagte der Bischof. Wie die Treuebindung einer Ehe, sei der Zölibat eine lebenslange Entwicklungsaufgabe. Stagnation oder mangelnde Eignung brächten Gefährdungen mit sich – für die Kandidaten und auch für andere.

Die Faszination Jesus

Die Diskussion um diese Lebensform sei neu entbrannt, nicht zuletzt aus der bitteren Erkenntnis heraus, dass unbewältigte Reifungsproblematiken und drückende Einsamkeit bei einem kleinen Teil der Priester offenbar den Missbrauch begünstigt hätten. „Wer aber nun annehmen möchte, der Zölibat werde damit endlich ad acta gelegt, der wurde in der ersten Vollversammlung des Synodalen Weges vor etwa vier Monaten in Frankfurt eines Besseren belehrt.“ Es sei sehr wertschätzend von Priestern gesprochen worden. Die Auswertungen der vielen Eingaben zu der Thematik habe im Ergebnis gezeigt: Es sollte geklärt werden, wie die priesterliche Ehelosigkeit besser lebbar sei, dann könne auch die Frage von Pflicht und Freiwilligkeit angegangen werden. Letztlich und im Kern sei der Zölibat Ausdruck der Antwort auf die Faszination, die von Jesus ausgehe.

Doch nicht nur der Zölibat, auch der Beruf generell, den die fünf Männer ergreifen, sei nach heutigen Maßstäben schräg. Caritative Arbeit der Kirchen werde zwar anerkannt, jedoch sei dies nur ein Teil der priesterlichen Arbeit. „Die meiste Zeit werden Sie als Diakone und Priester damit verbringen, in Verkündigung und Katechese, bei der Sakramentenspendung und der Eucharistiefeier auf Gott hinzuweisen“, sagte Bätzing. Der eigentliche Skandal, den Menschen zunehmend für unnötig hielten, sei es, davon zu reden, dass Gott Mensch geworden sei, um die Menschen zu einer einmaligen persönlichen Beziehung mit ihm einzuladen. Der Bischof zitierte Hans Conrad Zander mit der Aussage: „Wir gehören als Glaubensgemeinschaft der katholischen Kirche längst zur „cognitive minority“, zur weltanschaulichen Minderheit.“ Weder die Versuche, sich als Kirche einzuschließen, noch die Assimilation löse dieses Dilemma. Vielmehr habe dieses Dilemma der gesellschaftlichen Position von Kirche heute mit dem Anspruch Gottes an die Menschen zu tun. „Die Heilung, so Zander mit Hinweis auf die psychotherapeutische Praxis, beginnt an dem Punkt, an dem die Kirche lernt, ein scheinbar unerträgliches Gefühl bewusst auszuhalten“, sagte der Bischof.

„Er ist es wert“

Die Ehelosigkeit sei ein Zeichen, aber nicht in erster Linie eines für andere und nach außen hin. „Es ist ein Zeichen der Freundschaft, das auf meinen eigenen Glauben zurückwirkt“, so der Bischof. Der Zölibat erinnere daran, dass der zölibatär lebende Mensch seine menschliche Erfüllung nicht auf der Erde finden werde, auch wenn er sich noch so in die alltäglichen Dinge hineinstürze und sehnsüchtig nach zufriedener Erfüllung suchte. „Das redliche Bemühen, allen Weiheversprechen miteinander gerecht zu werden, wird helfen, eine Lebensform zu verwirklichen, in die wir jeden Tag mehr hineinwachsen. Also: Nur Mut, liebe Brüder, er ist es wert“, schloss Bätzing.

Die Weihe im Video

Die Predigt im Wortlaut

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