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KAMP-BORNHOFEN.-, 15.08.2020

Die Schuld trifft nicht den Apfel

Bischof Georg feierte Mariä Himmelfahrt in diesem Jahr im Kloster Bornhofen. Dort dreht sich 2020 alles um den Apfel.

Im Kloster Bornhofen, dem traditionellen Marienwallfahrtsort des Bistum am Rhein, dreht sich in diesem Jahr alles um den Apfel. Auch Bischof Dr. Georg Bätzing blickte am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel am Samstag, 15. August 2020, auf die beliebte Frucht und auf den Sündenfall, der im ersten Buch der Bibel niedergeschrieben ist, und mit dem der Apfel unrühmliche Bekanntheit erlangt hat. Zu Unrecht, findet der Bischof. 

Seit jeher sei der Apfel eine Frucht, die mit einer breiten Symbolik aufgeladen worden sei. Sie stehe für Liebe, Leben und Fruchtbarkeit, für Erkenntnis, Entscheidung und Reichtum. Sie stehe für Schönheit, Glück, Macht und Herrschaft. In der christlichen Religion werde der Apfel eher mit der verbotenen Frucht des Paradieses, die Adam im Hals stecken geblieben sein soll, und mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis in Verbindung gebracht.

Adam und Eva pokerten zu hoch

„Die Schuld trifft nicht den Apfel. Und der Verführer traf nicht die folgenschwere Entscheidung“, stellte Bischof Georg klar. Der Mensch habe es selbst verschuldet. Adam und Eva, das erste Menschenpaar, hätten zu hoch gepokert. Sie seien durch das Böse verführt worden und hätten mehr gewollt, als ihnen zustand. Sie wollten wie Gott sein und Gut und Böse erkennen können. Stattdessen aber hätten sie ihre eigene beschämende Nacktheit, die Mühsal und den Schweiß der täglichen Arbeit, die Geburtsschmerzen der Frauen, den Verlust der paradiesischen Nähe zu Gott und schließlich den Tod gefunden. Auch heute greife der Mensch nach dem, was ihm nicht zustehe. „Wir greifen nach der Macht über Leben und Tod und wundern uns, dass die Konsequenzen leidvoll auf uns zurückfallen. Wer allzu hoch strebt und weit über seine Grenzen ausgreift, darf sich nicht wundern, wenn er tief fällt“, so der Bischof. Erst durch die Geburt Christi, sei ein „neuer Adam“ in die Zeit und Geschichte gekommen und habe durch seinen Tod die Auferstehung der Toten in die Welt gebracht. Der Kampf sei dadurch längst entschieden und der Sieg sei ausgemacht. Die Herrschaft Gottes kenne seitdem kein Halten mehr. 

Zeitenwende durch die Geburt Christi

Im Deutschen und im Lateinischen gebe es eine Besonderheit. Die Worte Ave und Eva sind, erklärt Bätzing, verwandt und deuteten sich gegenseitig. „Evas Schicksal, unser aller Geschick nach dem Sündenfall, vor allem unser Todesgeschick, das jeden Menschen trifft, wurde gewendet durch den Gruß, den der Engel Gabriel an Maria richtet. Ave! Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Dieses Ave wendet Evas Los, schenkt uns Gottes Frieden. Durch das „Ja“ Mariens und durch die Geburt ihres Sohnes hat die neue Zeit des Friedens Gottes für uns Menschen begonnen. Darum sprechen wir ja zurecht von der Zeitenwende durch die Geburt Jesu Christi“, sagte der Bischof. Wer Christus nachfolge, so wie es Maria als Schwester alles Glaubenden vorbildlich getan habe, müsse nicht über seine Grenzen hinausgreifen. Der müsse sich nicht selbst erhöhen, sich nicht ständig selbst loben und durch immer neue großartige Leistungen bestätigen. „Die ihm folgen, können wie Kinder in der Gewissheit leben, dass Gott sie liebt und treu für sie sorgt“, so Bätzing. 

Glaube macht stark und demütig zugleich

Nur so könne man die „Demut“ Mariens, die im Neuen Testament deutlich werde, recht verstehen. Sie sei Ausdruck eines unbedingten Vertrauens auf Gott und Einsicht in die unbedingte Liebe Gottes zu den Menschen. „Und insofern heißt Demut christlich verstanden: Ich muss mich nicht vergleichen, ich bin einzigartig und einmalig. Nichts und niemand kann mir diese Gewissheit nehmen“, so der Bischof. Der Glaube mache daher stark und demütig zugleich. Dies sei die Erfahrung vieler Menschen, die sich Maria zum Vorbild genommen hätten. Gott wende aus Liebe das Schicksal der Menschen und schenke ihm Freiheit und Frieden.

Predigt des Bischofs

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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