WIESBADEN, 22.09.2020
"Ein unglaublich vielseitiger Beruf"

Wenn Carola Nussbaum von ihrem vierwöchigen Praktikum in der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul erzählt, kommt sie fast ins Schwärmen. Die 27-Jährige, die katholische Theologie in Bonn studiert, hat gerade vier Wochen lang in der Landeshauptstadt an der Seite von Manuel Gall den Alltag eines Pastoralreferenten kennengelernt. „Unglaublich, wie vielseitig dieser Beruf ist“, lautet ihr Resümee: „Das geht von der Taufvorbereitung bis zur Beerdigung.“ Auch dass coronabedingt in dieser Zeit manches ganz anders als sonst verlief, war für die angehende Theologin eher spannend. So seien Einschulungsgottesdienste draußen und die Erstkommunion in vielen kleinen Gruppen gefeiert worden.
Große soziale Unterschiede
In der Kolping-Speisekammer in Biebrich wurden ihr die enormen sozialen Unterschiede in der Stadt bewusst: „Es gibt große Villenviertel und zugleich Menschen, die bei der einfachen Alltagsverpflegung Unterstützung brauchen.“ Beim Krankenbesuch bei einem alten Ehepaar erlebte sie das große Vertrauen, das die Menschen der Kirche und den Seelsorgern entgegenbringen. Es sei berührend, mit welcher Selbstverständlichkeit die Türen zum Haus und zum ganz privaten Leben geöffnet würden. Der Mann, dem die Kommunion nach Hause gebracht worden sei, sei seit zwei Jahren ein Pflegefall, seine Frau gefühlt 24 Stunden im Dienst. Bei dieser Gelegenheit sei mit ihr auch wenigstens kurzfristig eine Entlastung vereinbart worden: „Wir haben ihren Mann besucht und sie konnte die freie Zeit für sich nutzen.“
Engagement der Ehrenamtlichen
Die gute Kooperation mit den Seelsorgern in den Krankenhäusern und den Altenheimen und das damit verbundene Netzwerk beeindruckte sie ebenso wie die Erfahrungen bei der Begleitung der Ehrenamtlichen, deren Einsatz sie begeistert: „Da passiert so viel Gutes!“ Großen Spaß habe es ihr gemacht, selbst mitzuwirken, mit einem eigenen Beitrag bei einem Gottesdienst, beim Friedensgebet und bei der Planung eines Open Air-Kinoabends für die Messdiener. Auch die intensiven Gespräche mit Pastoralreferent Manuel Gall seien hilfreich gewesen. Sie habe mit ihm über die Arbeit reflektiert und über neue Projekte nachgedacht, zum Beispiel über eine Willkommenskultur für Neuzugezogene.
Chance für neue Aufbrüche
In dieser Weise kreativ zu werden und neue Ideen zu entwickeln, dafür sei generell gerade eine gute Zeit in der katholischen Kirche, ist Carola Nussbaum überzeugt. Alles sei im Wandel und in Veränderung begriffen und darin liege die große Chance für neue Aufbrüche. Jetzt steht für die gebürtige Kölnerin aber erst einmal wieder die Theorie auf der Tagesordnung: Abschlussprüfungen und die Magisterarbeit. Dass ihr Ausflug ins praktische Leben gewinnbringend war, da ist sie sich sicher: „Das hat mir sehr große Lust auf diesen Beruf gemacht.“