FRANKFURT, 15.05.2020
Frauen zeigen Gesicht für Maria 2.0

Ein kräftiger Windstoß fährt in die Fotos, die an einer langen Leine vor dem Frankfurter Kaiserdom aneinandergereiht hängen. Einige der Porträtaufnahmen machen sich selbstständig und flattern über den Platz davon. Für Monika Humpert kommt das gerade recht: „So wie die Bilder hier wegfliegen, so fliegen die Frauen aus der Kirche“, sagt sie an das Team des Hessischen Rundfunks gewandt, das die Szenerie aufnimmt. Maria 2.0 will in der Öffentlichkeit wieder präsent sein – und zeigt an diesem Donnerstagabend auf besondere Weise Gesicht.
„Wir wollen ansteckend sein, aber nicht mit Corona, sondern mit dem Geist Jesu“: Diesem Motto entsprechend werden die regelmäßigen Treffen jeden zweiten Donnerstag im Monat vor dem Dom wieder aufgenommen, aber unter den neuen Bedingungen und zum Start auf kreative Weise – und mit über 120 Teilnehmerinnen. Statt sich persönlich zu versammeln, waren alle Interessierten aufgerufen, ein Foto einzusenden. Mit großer Resonanz, sogar über Frankfurt hinaus. 121 Frauen, darunter auch welche aus Österreich, der Schweiz und Italien beteiligten sich, um auf diese Weise das Anliegen zu unterstützen. „Das hat richtig große Wellen geschlagen und viele Leute begeistert“, freut sich Marianne Brandt: „Schön, dass wieder was passiert“, habe es vielfach geheißen.
„Ich bin gegen Ausgrenzung und dafür, dass die Kirchen ihre Türen öffnen, dass sich wieder alle in ihr wohlfühlen können“, formuliert Brandt, Gemeindemitglied der Dompfarrei und Vorsitzende der Stadtversammlung, für die Fernsehjournalisten die Motivation für ihr Engagement. Die Forderungen von Maria 2.0 hatte zuvor schon Monika Humpert auf den Punkt gebracht: „Gleiche Rechte und gleiche Würde für alle Menschen in der Kirche“. Es dürfe keine Unterschiede geben, auch nicht beim Zugang zu sämtlichen Ämtern und Weiheämtern. Vor genau einem Jahr, im Mai 2019, hatte die Initiative mit öffentlichen Aktionen "für einen Aufbruch in der Kirche" begonnen. Ihr Engagement verstehen die beteiligten Frauen dabei ausdrücklich als eines "für die Kirche, nicht gegen sie."
