FRANKFURT, 15.04.2020
Gehörlose vom Rand in die Mitte holen
Seit fast 25 Jahren ist Pfarrer Christian Enke auch Gehörlosenseelsorger im Bistum Limburg. Er steht in engem Kontakt mit Hörgeschädigten, übersetzt viele Texte in Gebärdensprache, feiert Gottesdienste mit Gehörlosen und sorgt dafür, dass sie nicht von wichtigen Informationen ausgeschlossen sind. Gerade in Zeiten von Corona eine immens wichtige Aufgabe, damit Verhaltensregeln, aber auch Trost und Aufmunterung bei allen Menschen ankommen.
Warum ist die Übersetzung in Gebärdensprache gerade jetzt so wichtig?
Weil es so viel Unsicherheit bei Gehörlosen gibt. Es kursieren viele Fake News, auf die viele reinfallen. Ein Beispiel: Ein Mann gebärdet in einem Video, dass Gehörlose nicht infiziert werden könnten, da sie ja nicht mit dem Mund sprechen und nicht spuckten. Abgesehen davon: Es geht bei Inklusion auch gerade um Teilhabe und vom Rand in die Mitte geholt werden.
Was sind die wichtigsten Themen, die gerade „übersetzt“ werden müssen?
Aufklärung über Corona inklusive Verhaltenshinweisen, wie es auch hörende Menschen brauchen. Es hat gedauert, bis endlich auch in Deutschland wichtige Ansprachen zum Beispiel von der Kanzlerin gedolmetscht werden. In anderen Ländern ist es schon lange üblich, dass die Dolmetschenden oft direkt neben den Politikern stehen. Außerdem seelsorglich/theologisch - z.B. gegen fundamentalistische Tendenzen und um Ängste abzubauen
Wird derzeit auch Seelsorge in Gebärdensprache nachgefragt?
Ja, wir sind da deutschlandweit gut vernetzt, weil Gehörlose viel über Social Media informiert werden können. Wir produzieren viele kleine Videos (gerade auch mit kurzen Andachten) und Messenger-Gruppen, außerdem werden Gottesdienste übersetzt und es gibt unter anderem auch eine Skype-Seelsorge
Nähere Informationen unter www.taub-und-katholisch.de oder direkt bei
Pfarrer Christian Enke
Kath. Hörgeschädigtenseelsorge Bistum Limburg
Mobil: 0178-3422342
Fax: 06431-281136027
c.enke@bistumlimburg.de
Wie geht es Erzieherinnen und Erziehern in der Notbetreuung? Mit welchen Gefühlen tritt ein Krankenhausseelsorger seinen Dienst an? Was macht ein Kirchenmusiker, wenn Chorproben und Gottesdienste ausfallen? Und wie organisieren Seelsorgerinnen und Seelsorger die Pastoral vor Ort? Das Bistum Limburg will mit einer neuen Reihe von Kurzinterviews einen Einblick in den Alltag von Menschen in Zeiten von Corona eröffnen. Alle Beiträge finden Sie auf unserer Themenseite: https://bistumlimburg.de/thema/drei-fragen/