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FRANKFURT, 23.05.2020

"Gott ist nicht parteiisch."

Ana und Otto Raffai aus Kroatien berichteten über elementare Voraussetzungen für Frieden und der Notwendigkeit eines klaren Neins zu Ausgrenzung und Verurteilung.

In Kroatien herrscht seit 25 Jahren Frieden, der Krieg ist vorbei. Wenn aber ein Serbe und ein Kroate miteinander reden sollen, gerade auf dem Dorf, dann ist das dort immer noch eine tägliche Herausforderung: Dieses Szenario hat die Theologin Ana Raffai in einem Live-Stream auf der Themenveranstaltung des Bistums Limburg am Samstag, 23. Mai, in der Kirche von St. Hedwig in Frankfurt beschrieben. Im Rahmen der diesjährigen Renovabis-Pfingstaktion, die unter dem Motto „Selig, die Frieden stiften“ zu Spenden aufruft, hat das Ehepaar Ana und Otto Raffai, live aus Kroatien zugeschaltet, über die Friedensarbeit in osteuropäischen Ländern gesprochen. Seit über 25 Jahren arbeiten sie mit Organisationen zusammen, um durch interreligiöse Workshops Bewusstsein für Frieden zu schaffen.

Themenabend der etwas anderen Art

Renovabis ist die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Die Pfingstkollekte ist eine wichtige Säule zur Unterstützung der Partner in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, deren Arbeit unter erheblich erschwerten Bedingungen derzeit weitergeht. Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Referenten nur über einen Live-Stream dazu geschaltet. Sarah Czichowsky, Referentin für globale Vernetzung und Solidarität im Bistum Limburg, führte mit Pfarrer Rolf Glaser vom Hedwigsforum Frankfurt und dem Geschäftsführer von Renovabis Markus Ingenlath durch den Abend. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften feierten über 30 Gemeindemitglieder zunächst gemeinsam Gottesdienst und beteiligten sich im Anschluss an der Podiumsdiskussion. Über einen Live-Stream auf Facebeook und Youtube verfolgten Interessierte den Themenabend von zu Hause.

„Wenn wir Frieden bauen, loben wir Gott.“

Seit 1992 engagiert sich das Ehepaar Raffai in der Organisation RAND, regionale Adresse für gewaltfreies Handeln in Kroatien. Unter dem Motto „Wenn wir Frieden bauen, loben wir Gott“ bieten sie dort Trainings und Workshops an, in denen durch Vermittlung von Wissen und durch Selbsterfahrung, die Gestaltung von Frieden demonstriert wird. „Wir sehen unsere Bemühungen als fromme Arbeit. Es liegt an uns Christen, Frieden zu bauen, also ihn zu schaffen und Friedensarbeit zu leisten“, so die Theologin.

Kommunikation und politisches Bewusstsein

Otto Raffai führte an, dass die interreligiösen Workshops gezielt mit Erwachsenen unterschiedlicher Ethnie und Religion stattfinden. „Uns ist der Dialog sehr wichtig. Für unsere Trainings gibt es zwei Säulen: Zum einen geht es um Kommunikation und Artikulationsfertigkeit, zum anderen um politisches Bewusstsein“, erklärte er. Ziel sei es, aufrichtiges Zuhören zu lernen und zu verstehen, wie man eigene Äußerungen so formuliert, dass man sein Gegenüber nicht verletzt. Politisches Bewusstsein und historisches Wissen seien zudem zentral in der Friedensarbeit. Denn die Vergangenheit der Kriege spiele immer noch eine große Rolle in Kroatien. „Ist es gelungen, was unsere Kinder gemacht haben? Nein. Ist es gelungen, wie politische Entscheidungsträger vorgegangen sind? Nein“, fragte die Theologin in dem Live-Stream in die Runde. Der Dialog, eine kritische Auseinandersetzung und Begegnungen seien ein entscheidender Schritt, um etwas zu verändern. „Wenn wir Christen sind, dann können wir auch vergeben und verzeihen. Nicht über Leid hinwegschauen, aber anderen vergeben als Zeichen der Hoffnung“, fügte Ana Raffai hinzu. Wenn Kirche eine größere Rolle in den Leben der Menschen spielen möchte, was wichtig sei, müsse auch mehr Dialog unter den Katholiken und zu anderen Gläubigen stattfinden. „Gott ist nicht parteiisch. Er liebt nicht nur uns. Jeder von uns sollte offen für andere Menschen sein“, sagte Ana Raffai ferner.  

„Extremer Nationalismus ist wie die Pest oder wie Corona.“ 

Mit Aufklärung gegen Nationalismus

Im Austausch mit den Zuhörern in der Kirche von St. Hedwig, sprach das Ehepaar Raffai auch über Nationalismus und Rechtsruck. Ana Raffai verglich ausgeprägten Nationalismus mit Covid19. „Junge Menschen atmen das ein wie Corona. Und sie verbreiten Meinungen, ohne manches davon zu hinterfragen“, sagte sie. Gemeinsam müsse man daran arbeiten, gerade junge Menschen über die Geschichte und die Vergangenheit aufzuklären. Über 25 Jahre ist der Krieg in Kroatien nun her, die Friedensarbeit sei aber lange noch nicht zu Ende. „Begegnungen sind ein zentraler Schritt in der  Friedensarbeit. Möglichkeiten wie heute, mit Ihnen allen zu sprechen und sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen, ist für uns wichtig, gerade während dieser Corona-Krise“, ergänzte Otto Raffai.

Hier gehts zum Live-Stream: https://www.youtube.com/watch?v=Mlgl56eNxuo&feature=youtu.be 

Renovabis ist die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Seit 1993 hat das Hilfswerk in rund 23.800 Projekte seiner Partner knapp 746 Millionen Euro investiert. Zu seiner Pfingstaktion hat das Hilfswerk auch eine Gebetsnovene veröffentlicht. Weitere Infos zu Renovabis gibt es auf: www.renovabis.de.

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