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LIMBURG, 13.11.2020

Gute Beratung für alle

Arbeitslos, verschuldet, wohnungslos: Die Corona-Pandemie verstärkt Existenzängste. Die Caritas im Bistum Limburg fordert deshalb eine bessere Finanzierung der Sozialberatungen.

Armut, Wohnungslosigkeit und Verschuldung: Die Armutswochen der Caritas haben sich dieses Jahr mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie beschäftigt. Deshalb fordert die Caritas des Bistums Limburg in diesem Jahr eine verlässliche Finanzierung der allgemeinen Sozialberatungen und der Schuldnerberatungen, um die entsprechenden Beratungskapazitäten auszuweiten.

„Außerdem bedarf es einer guten Vernetzungsstruktur, um eine unbürokratische Weitervermittlung an spezialisierte Beratungsangebote zu gewährleisten. Dazu gehören in besonderen Maßen auch die der Schuldnerberatungen“, erklärt Diözesancaritasdirektor Jörg Klärner. Dabei sei es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und gemeinsame Kraftanstrengung vieler beteiligter Akteure, Armut zu mindern und eine soziale Spaltung zu vermeiden. Die politisch Verantwortlichen seien hier mit in der Pflicht, flächendeckend gute Sozialberatung zu ermöglichen und ausreichend Finanzmittel bereitzustellen, so Klärner.

Arbeitslosigkeit in Zeiten der Pandemie

Vor Beginn der Corona-Pandemie waren etwa 6,92 Millionen Erwachsene überschuldet. Die Situation hat sich seither deutlich verschärft. Zahlreiche Erwerbstätige sind von Kurzarbeit betroffen, bei vielen Selbständigen brachen Einnahmen weg. Vor allem Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter, Solo-Selbständige und Kleinunternehmen, aber auch eine Reihe von Geringverdienerinnen und Geringverdienern sowie Menschen im Ruhestand sind in diesem Jahr in eine schwierige finanzielle Lage geraten. Die Arbeitslosigkeit hat pandemiebedingt zugenommen; sie ist schon immer der Hauptauslöser für Überschuldung. In Hessen betrug die Arbeitslosenquote im August 2020 6,0 Prozent. Nach Angaben von Frank Martin, dem Leiter der Regionaldirektion Hessen, ist das die höchste Arbeitslosenquote in einem August in Hessen seit zehn Jahren. Martin schätzte, dass etwa 50.000 Menschen aufgrund der Corona-Pandemie ohne Job sind, also etwa jeder vierte Arbeitslose. In Rheinland-Pfalz lag die Zahl der Arbeitslosen um 28.200 Personen oder 28 Prozent höher im Vergleich zum Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag in Rheinland-Pfalz bei 5,7 Prozent. „Ein möglicher Jobverlust und Kurzarbeit sind für immer mehr Menschen zu einer realen Bedrohung geworden. Um soziale Notlagen im Kontext von Verschuldung rechtzeitig abzuwenden, muss zielgerichtet und wirksam gegengesteuert werden“, sagt Klärner.

Beratungskapazitäten für Ver- und Überschuldete ausweiten

Für die Schuldnerberatungen gilt: Die meisten dieser Einrichtungen arbeiten seit Jahren an der Kapazitätsgrenze. Bereits heute können lediglich 20 Prozent der überschuldeten Haushalte beraten werden. Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste zusätzliche Bedarf kann mit den bestehenden Ressourcen nicht aufgefangen werden. Der Deutsche Caritasverband hält daher den Ausbau der Schuldnerberatungsangebote zu einem Netz, der den Bedarf verlässlich deckt, für dringend geboten. Grundlage sollte ein allgemein anerkannter Bedarfsschlüssel sein. Nach Einschätzung des Deutschen Caritasverbandes sind mindestens zwei vollzeitbeschäftigte Schuldnerberatungsfachkräfte pro 50.000 Einwohner nötig, damit alle überschuldeten Bürgerinnen und Bürger zeitnah beraten werden können.

Die Aktionswochen enden mit dem Welttag der Armen am Sonntag, 15. November. Dieser Tag wurde 2016 von Papst Franziskus ins Leben gerufen und unter dem Motto „Streck den Armen deine Hand entgegen“ zum vierten Mal begangen. Weitere Informationen, Beratungsangebote und ein Interview mit einem Betroffenen zum Thema der Armutswochen gibt es auf der Seite der Caritas.

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